Auf der Suche nach meinem Leben

 

   
       
   

 

 

Amorbach

 

Im Oktober 1896 verließ ich die Schule und kam in Pension. Tante Johanna aus Baden-Baden hatte uns in dem Sommer besucht und hatte Amorbach im Odenwald vorgeschlagen und meine Eltern hatten sich dafür entschieden. Ich habe es immer bedauert, daß ich nicht nach alter Familientradition in die französische Schweiz kam. Fräulein Wermke sollte mich nach Frankfurt zu meinen Eltern bringen, die von Kissingen kamen.

Auf der Fahrt nach Frankfurt lernte ich die deutschen Kaiser auswendig. Warum? Da hatte mich einmal der Ehrgeiz gepackt. Einige Jahre vorher war Meta Theodor, die Tochter einer eng befreundeten Familie, in die Pension gebracht worden und mit meinen Eltern zusammen im Römer gewesen. Sie wurde uns oft als Muster hingestellt und so wurde auch hier rühmend erwähnt, daß sie im Römer alle Namen und Daten der deutschen Kaiser hätte nennen können. Wir kamen nach Frankfurt und wurden von meinen Eltern, die aus Kissingen kamen, empfangen. Das Gefühl, das ich hatte, als wir im Hotel abstiegen ist noch ganz lebendig in mir. Und wir gingen in den Römer. Da hingen sie die Bilder der deutschen Kaiser, aber wie enttäuscht war ich! Unter jedem Bild stand der Name und die Jahreszahl! Meine Achtung von Meta Theodor sank – sie war jahrelang die erste auf der Klasse gewesen – aber auch die Achtung vor mir, und ich schämte mich vor mir selbst, daß ich mit solch zurechtgestutztem Pseudowissen hatte punkten wollen. Mein ganzes Leben habe ich es dann lieber in Kauf genommen, für unwissend zu gelten, als mit Wissen und Kenntnissen zu prunken, die nicht mein wirkliches geistiges Besitztum waren. So sagte ich, wenn ich nach einem Buch gefragt wurde, das mir nicht voll gegenwärtig war immer „ich kenne es nicht“, selbst wenn die Frage bedeutete: „Sie kennen doch sicher da bekannte Werk von …“, auch als ich literarische Vorträge hielt. In Frankfurt kauften wir noch einen sehr hübschen schwarzen Hut auf den ich sehr stolz war, wir gingen in den Palmengarten, der mich gänzlich kalt ließ, und waren im Goethehaus; aber die rechte Einstellung für diese Kultstätte fehlte mir noch. Nach wenigen Tagen ging es über Aschaffenburg nach Amorbach121.


Amorbach

15 Jahre war ich, als ich mit meinen Eltern durch die schöne historisch bekannte Gegend über Aschaffenburg und Miltenberg in das kleine Städtchen Amorbach einfuhr und die Räume betrat, die mir 10 Monate lang das Vaterhaus ersetzen sollten. 50 Jahre sind seither vergangen. Aber die Atmosphäre die mich umgab, die Stimmung, die Menschen, alles ist mir so lebendig, so nah, als wäre ich heute noch jenes sichere Mädel, das die Räume durchschritt und mit einem „ah, on travaille ici122 die Schülerinnen musterte. Aber für alle Zeit ist mit dieser Erinnerung auch eine tiefe Wehmut verbunden.

Aus der Jugendzeit

Aus der Jugendzeit, aus der Jugendzeit
Klingt ein Lied mir immerdar;
O wie liegt so weit, o wie liegt so weit,
Was mein einst war!

Was die Schwalbe sang, was die Schwalbe sang,
Die den Herbst und Frühling bringt;
Ob das Dorf entlang, ob das Dorf entlang
Das jetzt noch klingt?

»Als ich Abschied nahm, als ich Abschied nahm,
Waren Kisten und Kasten schwer;
Als ich wieder kam, als ich wieder kam,
War alles leer.«

O du Kindermund, o du Kindermund,
Unbewußter Weisheit froh,
Vogelsprachekund, vogelsprachekund,
Wie Salomo!

O du Heimatflur, o du Heimatflur,
Laß zu deinem heiligen Raum
Mich noch einmal nur, mich noch einmal nur
Entfliehn im Traum!

Als ich Abschied nahm, als ich Abschied nahm,
War die Welt mir voll so sehr;
Als ich wieder kam, als ich wieder kam,
War alles leer.

Wohl die Schwalbe kehrt, wohl die Schwalbe kehrt,
Und der leere Kasten schwoll,
Ist das Herz geleert, ist das Herz geleert,
Wird's nie mehr voll.

Keine Schwalbe bringt, keine Schwalbe bringt
Dir zurück, wonach du weinst;
Doch die Schwalbe singt, doch die Schwalbe singt
Im Dorf wie einst:

»Als ich Abschied nahm, als ich Abschied nahm,
Waren Kisten und Kasten schwer;
Als ich wieder kam, als ich wieder kam,
War alles leer.«

Friedrich Rückert (1788-1866)

Als das Pensionat sich zum Spaziergang rüstete, fragte man mich, ob ich mitgehen wollte; meine Eltern, die mir den Abschied leicht machen wollten, rieten mir dazu. Von den neuen Eindrücken benommen folgte ich. Als ich heimkam von den Eltern keine Spur. Später hat mir meine Mutter erzählt, wie langsam und traurig ihnen die Zeit vergangen war bis zur Abfahrt, wie sie immer ausgeschaut hätten, ob sie nicht noch einen Zipfel von ihrem großen Mädel entdeckten. Es war das letzte Mal, daß ich mit dem gesunden Vater, mit einem frohen Elternpaar reiste. Als ich meinen Vater in Wiesbaden wieder sah, hatte er den Todeskeim in sich und als ich heimkehrte, wusste meine Mutter, was für ein Leid sie treffen würde. Ich selber habe in Amorbach nie das Gefühl verloren, so seltsam es klingen mag, daß die sonnige Kindheit, ja Jugend vorbei sei. Das Lied: Aus der Jugendzeit das alle so gern sangen stimmte mich so traurig, daß später, als es bekannt wurde, gleich neue Mädels es anstimmten, ein „Stille“ durch die Reihen ging, „Marie will es nicht hören.“

Von dem Städtchen selbst wüsste ich kein Gebäude zu nennen, keine Straße, kein Haus außer unserm Institut und der gewaltigen Kirche mit dem langen Kreuzgang, in dem unsere jugendlichen Schritte so laut widerhallten. Wir hatten recht guten Unterricht in Kunstgeschichte – die Damen Sommer waren viele Jahre in Griechenland gewesen – aber nichts erfuhren wir über die Stadt, ihre Geschichte, über die gewaltige Kathedrale. Dreimal bin ich in den Straßen der Stadt gewesen. Bei meiner Ankunft, vor der Abreise und einmal dazwischen zum Schlittschuhlaufen. Erst später bin ich auf Amorbach aufmerksam geworden als ich in einem Kunstblatt las:


Hoch ragt empor mit Kathedrale
Mit Orgelchor und Kuppeldach
Mit Kreuzgang und Kapitelsaale
Das alte Kloster Amorbach.

Das Einleben in der neuen Umgebung wurde mir sehr leicht. Ich brachte gute französische und englische Kenntnisse mit, so daß ich der Forderung englisch und französisch zu sprechen und zu lesen leicht genügen konnte. Auch die allwöchentlichen von „Madame“ gegebenen grammatischen Arbeiten, die ganz gedrängt und lückenlos die Grammatik übten, machten mir keinen Kummer. Das an sich gleichmäßige Leben wurde außerdem beschwingt durch drei Momente122a, die eng mit dem eigentlichen Pensionsleben zusammenhingen und ihm Rhythmus und Stil gaben.

1. Ich bekam die Aufgabe bei der Abordnung zum Fürsten Leiningen, die Fürstin war die Protektorin des Institutes, das Geburtstagsgedicht aufzusagen und das Kissen zu überreichen. Daß ich als Neuling damit betraut wurde, machte mich sehr stolz – ich verdankte es meiner dialektfreien Sprache und meinem unbedingt sicheren Auftreten – allabendlich mußte ich den Hofknicks üben, das große Kissen auf den Armen. Man durfte nicht wackeln und nicht kippen. Meine Mutter schickte mir für die Fahrt zum Schloß ein weißes Kaschmircape, das ich heute noch besitze – und wir drei, Helen Roth, Kathinka Fehrer und ich waren wochenlang in gelinder Erregung. Das Gedicht hatte die älteste Schwester gedichtet. Nach einigen Strophen in denen ich zagend fragte ob ich wohl wagen dürfte das – herrlich gestickte – Kissen anzubieten schloß das Gedicht:

 

Doch Eurer Hoheit allverehrte Güte,
Die Kindessinn mit Mutterliebe lohnt,
sie gibt den Worten Mut, sie wird der kleinen Gabe
in milder Huld ein wenig Wert verleihn.

Und heißer Dank und hohen Glückes Wallen
Ob solcher Gnade lebt in jeder Brust
Und jubelnd klingt´s in donnerndem Gebrause:
Heil Fürstin Euch, heil Euerm Fürstenhause !


Was hat mein Mann gelacht, als ich ihm nach vielen Jahren das Gedicht sagte. Der Byzantinismus kam ihm komisch vor. Uns erschien er damals gar nicht komisch. Es wurde uns nie zu viel immer wieder für den jährlichen Besuch den Hofknicks zu üben und für Überreichung oder beim Ausbieten kleiner Kuchen dazu die Worte zu sagen: „Hoheit darf ich´s wagen?“ Es war uns, als fiele ein Strahl des fürstlichen Glanzes auch auf uns.

Der Besuch und die große Geburtstagsgratulation fiel aus, weil der Fürst erkrankte. Aber es focht uns nicht an; wir hatten im Voraus das ganze Glück und den Glanz ausgekostet. Und ich bekam noch in einem der wenigen Briefe meines Vaters das große Lob, daß ich so tapfer die Enttäuschung hingenommen hätte. Der Besuch im Schloß wurde nachgeholt; wir wurden ohne allen Aufwand zum Tee geladen. Es ging alles sehr schlicht und natürlich zu, und der Lakai im Livrée, der uns die breiten Treppen heraufführte, hat mir mehr imponiert als der schlichte Großherzog von Baden, der gerade zu Besuch war. Ein Zimmer ist mir besonders in Erinnerung. Es war wohl das Jagdzimmer. Eine Fülle ausgestopfter seltener Tiere stand an den Wänden. Ich fasste an – sie waren gemalt. Der Maler Zeunis123 hatte Rivalen gefunden.


2) Das zweite movimentum im Einerlei des fast klösterlichen Lebens war für mich, Helen Roth und Kathinka Fehrer die Vorbereitung zum bayrischen Sprachexamen. An den Abenden wurde regelmäßig ein englischer oder französischer Roman vorgelesen, während wir andern Handarbeit machten. Ich nahm daran auch teil, bis ich eines Abends unsere 2 Besten Helen Roth und Kathinka Fehrer vermisste. Wo sind sie? „Sie bereiten sich zum Sprachexamen vor.“ Von dem Tag an saß auch ich täglich in dem kleinen stillen Hinterzimmer in den Abendstunden und trieb intensiv Englisch und Französisch. Dadurch bekam meine Arbeit einen neuen Sinn und einen starken Auftrieb, denn die normalen Anforderungen der Schulstunden reizten mich nicht mehr. Als wir uns Ostern zum Examen meldeten kam die zweite Enttäuschung: Helen Roth und ich, wir bekamen den Bescheid „zu jung“ – wir waren 16 Jahre. – Aber auch hierbei ließen wir uns nach der ersten Trauer nicht niederdrücken. Wir hatten durch das gesteckte Ziel die stillen Wonnen einer einsamen, stetigen Arbeit und Besinnung kennen gelernt. Diese Erfahrung, die sich fruchtbar für mein ganzes Leben ausgewirkt hat und dazu das wohltuende Bewusstsein, eine große Summe sicherer und geordneter Kenntnisse erworben zu haben, ließ uns unsere Arbeit auch ohne daß wir das gesteckte Ziel erreicht hatten, wertvoll und sinnvoll erscheinen. Den Segen eines so regelmäßigen und geordneten tätigen Lebens und der seelischen und geistigen Sammlung, die es im Gefolge hat, kann man gar nicht hoch genug einschätzen. Heute noch kommt Friede über mich, wenn ich an diese Atmosphäre und diesen beseelten Arbeitsrythmus denke und meine geistige Spannkraft und die große Kraft zur Konzentration, die es mir später ermöglichte mitten im tätigen Leben, trotz Krieg und Inflation, trotz Hunger, Not und Sorgen geistig zielsicher zu arbeiten, fließt aus diesen Quellen.

Ich habe also das große Glück genossen, daß alle 3 Bildungsstätten meiner ersten 9 Jahre geistiger Ausbildung: der häusliche Unterricht und die häusliche Einwirkung (7-12), der Unterricht der höheren Töchterschule (12-15) und die Weiterbildung in der Pension die gleiche segensvolle Wirkung hatten: Sie stellten solche Anforderungen an mich, daß meine physischen Kräfte nicht litten und daß meine geistige Vitalität und Eigenständigkeit nicht unterdrückt wurde. Helene Lange124 gibt einer ähnlichen Erfahrung Ausdruck, wenn sie sagt: „Wir lernten damals soviel, daß wir noch etwas Verstand besaßen, wenn wir die Schule verließen.“ Und ich bekam so viel geistige Nahrung, daß Hunger und Durst nie ganz gestillt wurden, so daß ich mein ganzes Leben ein Bettler im Geist125 geblieben bin. Was ich aber lernte, das lernte ich sicher und gründlich, meine Lehrer blieben nie auf halben Wege stehen, war es nun Frl. Wermke, oder Frl. von Hasenkamp, Frl. Gepell, oder die Frl. Sommer in der Pension, darauf beruhte meine geistige und seelische Sicherheit, und so kann ich mir das Urteil über meine erste geistige Prüfung erklären „lückenlos vorbereitet“, wenngleich ich in Geschichte nicht weit über Vater Zeus hinaus gekommen war. Schulangst, Schulmüdigkeit oder ein schlechtes Gewissen habe ich nie gekannt; ich habe den Unterricht zu hause, in der Schule und in der Pension richtig genossen.


Das dritte belebende Moment waren die Vorbereitung zu dem Fasching und das Fastnachtsfest selbst. Da war zuerst die Tanzstunde. Natürlich ohne Herren. Dadurch wurde die Freude am Tanz durch keine Nebenmomente gestört. Das Tanzen selbst machte uns Freude. Dann die allabendlichen Proben für die Aufführungen in englischer und französischer Sprache. Ich hatte in einem französischen Stück die Rolle einer sehr eingebildeten, stolzen Hofdame. Nichts weiß ich mehr von dem ganzen Stück als die

"... im Kostüm eines Rokkoko Herrn ..." in Amorbach

wenigen Worte: „Moi, Madame de Rodan, première dame d´honeur de Madame la Duchesse d´ Enville!“ die mir so vollendet gelangen, daß sie immer wieder einen Heiterkeitserfolg erreichten. Am Fest selber war ich beim Ball im Kostüm eines Rokkoko Herrn und fühlte mich darin vollendet glücklich, denn auch zum Fest bestritten wir die Herrenrollen selber. Wie restlos glücklich waren wir! Wir lebten so abgeschlossen, daß ich nicht einmal sagen kann, ob ein Gymnasium oder eine Knabenschule in Amorbach war. Außer dem Pfarrer in der Kirche habe ich kein männliches Wesen gesehen. Ein Ereignis, wie es schon 50 Jahre früher in der Pensionszeit von Tante Ottilie passierte war daher nicht möglich. Damals war ein junges Mädchen der Pension mit einem jungen Mann durchgegangen. Sie war durchs Fenster gestiegen. Als einmal Manöver war und Kürassiere an uns vorbeiritten, war das ein welterschütterndes Ereignis und umgehend wurden die Spaziergänge in die entgegengesetzte Richtung verlegt.

Bei dieser klösterlichen Abgeschlossenheit wirkten 3 Ereignisse, die mich mit der Außenwelt verbanden, ganz besonders belebend: die Weihnachtsferien in Nürnberg, die Osterferien in Baden Baden, der große 10 tägige Ausflug nach Darmstadt mit der Fußwanderung durch die Bergstraße.


Weihnachten in Nürnberg! Alles in mir lebt und zuckt, wenn ich an die Tage denke! Ein Bruder meiner Mutter hatte dort das Hauptgeschäft der Nürnberger Spielwaren en gros. Onkel Karl126 selbst war schon gestorben aber in dem schönen Haus Marienplatz wohnte Tante Georgine mit zwei erwachsenen Kindern, Alfred der das Geschäft weiter führte und Emma, die schon verlobt war. In dem reichen, schönen Hause mit seiner jahrzehntelangen Tradition ging die Wirtschaft lautlos und reibungslos ihren Gang, die neuen Eindrücke in der mittelalterlichen Stadt beschwingten mich und gaben den romantischen Hintergrund für die harmlosen, ausgelassenen Späße von Vetter Alfred und mir.

Gleich am ersten Abend gings auf die künstliche Eisbahn! Niemals mehr in meinem Leben habe ich das Schlittschuhlaufen so genossen! In der Mitte die Eisbahn, warme Luft, man lief im bloßen Kleid, ringsherum die Menschen essend und trinkend wie in der Conditorei.

Alfred stellte mich seiner Freundin als „Gräfin Kanitz“ aus Ostpreußen vor und bis zum Schluß haben wir diese Rolle gewahrt. Wir waren richtig ganz „außer uns“ und ein Scherz folgte dem andern. Lange existierte noch ein Bildchen von Alfred und mir, ich auch Herr nach englischer Art mit Cylinder. Ich lebte und genoß aus vollen Zügen alle Freude, wie ich vorher Pflichten und Arbeit genossen hatte und als ich am Heiligen Abend noch am offenen Fenster stand und von allen Kirchen Nürnbergs die Glocken läuteten, da packte mich ein so starker Lebensgefühl, eine so bewusste Lebensfreude mit metaphysischer Überstrahlung, daß ich zu zerspringen drohte.

Am 7. Januar endeten die Ferien und trotz aller Bitten zu bleiben hielt ich Wort und fuhr zurück nach Amorbach! Ich kam hin und fand ein fast leeres Haus! Die andern Mädels hatten es mit ihrer Pflicht nicht so genau genommen. Der Unterricht begann noch nicht, die puritanische Schlichtheit der Räume kam mir erst jetzt im Gegensatz zu der prunkhaften, warmen Umgebung zu Bewusstsein – ich habe in meinem Leben viel traurige schwere Stunden gehabt, aber ich kann mein Hirn anstrengen, wie ich will, so leer, so schal hat mir die Welt nie mehr geschienen, und dazu die ganz neue Erkenntnis: dein Pflichtbewusstsein, deine Selbstüberwindung war sinnlos. Damals wusste ich nichts mit mir anzufangen, heute weiß ich, den jugendlichen Menschen treffen solche Momente, wo er weder durch Arbeit noch durch Vergnügen sein Schwergewicht bekommt, deshalb so hart, weil er noch alle Lebens- und Bewußseinsinhalte von außen bekommt und noch keinen selbstständigen Vorrat treibender Kräfte in sich hat sammeln können. Die tödliche Langeweile, die sogenannte Budenangst sind die Folgen solcher Leere. Viele Verbrechen und sinnliche Entgleisungen sind auf diesem Boden gewachsen. Es hat einiger Wochen bedurft, um mir wieder mein altes sicheres Gleichgewicht zu geben.


Ein Mühlstein und ein Menschenherz
Wird stets herumgetrieben
Wenn beides nichts zu reiben hat
Wird beides selbst gerieben
127.


 

 

121 Barockstadt im bayerischen Odenwald

122 Ach, also hier arbeitet man!

122a Der 3. Moment befindet sich im Kapitel Baden-Baden.

123 Rembrandt (1606-1669) Selbstbildnis als Zeunis

124 Helene Lange (*9. April 1848 in Oldenburg, † 13. Mai 1930 in Berlin) war Pädagogin und Frauenrechtlerin. Sie ist eine Symbolfigur der deutschen Frauenbewegung.

125 Im Manuskript ist „Bettler im Geist“ griechisch geschrieben. Der genaue Wortlaut lautet: ??????????????????????????????????? ist so aber nicht im Text vollständig wiedergegeben. (Selig und glücklich zu preisen sind die Bettler im Geist - aus der Bergpredigt im Evangelium des Matthäus Kap.5,3).

126 Carl Eckhardt, Kaufmann in Nürnberg; geb. 04.02.1843 gest. 12.12.1893 Nürnberg verh. 25.03.1873 mit Georgine [...] geb. 12.08.1846

127 Von Friedrich von Logau, auch Salomon von Golaw (* Januar [1605]] auf Gut Brockuth, heute Brochocin bei Nimptsch, heute Niemcza/Schlesien, † 24. oder 25. Juli 1655 in Liegnitz, heute Legnica), Dichter des Barock.




 

 

 

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