Dr. Ottilie Lemke
Aus der Stauferzeit
2. Teil KÖNIG HEINRICH DER STAUFER

Zu Pflug und Saat zum dornenvollen,
Am harten Felde kamst du mit;
Du hättest auch dabei sein sollen,
Als ich noch spät die Garben schnitt.


Deinem Andenken, Elisabeth
[Elisabeth Jankowsky, geb. Lemke, Dr. Ottilie Lemkes Schwester, meine Großmutter, starb 1965]


Noch zwei Jahre machte der Welfe dem Staufer die Herrschaft streitig.

Im Juli des Jahres 1214 wurde Otto auf französischem Boden entscheidend geschlagen und war somit besiegt. Der Ruhm des Tages kam dem Verbündeten zu. Friedrich war es zufrieden, sein Ziel war erreicht. Er blieb in Deutschland und verstand es, sich der großen Zahl der Fürsten angenehm und diese seinen Plänen gefügig zu machen. Den Papst gewann er mit seinem Kreuzzugsversprechen gleich nach seiner Krönung durch den Erzbischof von Mainz. Nördlicher als bis zur Stadt Quedlinburg ist er nicht gekommen. Am liebsten war er in der Pfalz Hagenau im Elsass, die von Barbarossa Stadtrecht erhalten und sich seither vergrößert und verschönt hatte.

Über Sizilien erhielt er Kunde durch häufige Boten, meist junge Leute, die sich den Beschwernissen der Reise gewachsen fühlten und auf Staatskosten gern etwas von der Welt sahen. Sein Vertrauter blieb Erzbischof Berard.

In seiner Nähe wuchs sein zweiter Sohn heran. Er nannte ihn Enzio und seine Mutter Bianca, weil ihm die Deutsche mit dem blonden Haar weiß erschien gegen. die dunklen Schönen in Sizilien. Enzio war ihm angenehm in Bescheidenheit und Anmut. Er durfte am Poden spielen in demselben Raum, in dem der Kaiser sich über Papiere und Pergamente beugte.

Viel war im Werden. Der Kaiser war über alles unterrichtet und im Bilde. Jetzt rarer. es besonders drei Gegenstände der Besprechungen, die in Burg und Kanzlei die Gemüter erregten, das einberufene Laterankonzil, Sizilien, das nach Befürchtung vieler in Gefahr stand, dem Reich verloren zu gehen, und die Kaiserkrone, womit Honorius die Hilfe des Kaisers lohnen wollte. Berard hatte den Besuch eines sizilianischen Beamter, der seinen Vortrag beim Kaiser gehalten hatte und nun, versehen mit einer Rolle voller Anweisungen und Aufträge, nach einigen Abschiedsbesuchen seine Rückreise antreten wollte.

"Unser geliebter König erstrebt die Kaiserkrone," entschied der Sizilianer, "und wird sich zu jedem Preis bereit finden."

"Dergleichen kauft man nicht, was wäre denn nach Eurer Ansicht der Preis?" fragte Berard.

"Sizilien, Eminenz."

Berard wiederholte im Ton höchsten Erstaunens: "Sizilien?"

"Und so werden wir ihn nicht wiedersehen" wurde der Gedankengang fortgeführt. " Ich gehöre zu den Getreuen der Königin und teile ihre Ansicht, dass Federico uns nicht hätte verlassen sollen."

Ein Lächeln erhellte die ernsten Züge des Erzbischofs, als er - die ersten Worte besonders betonend - sagte: "Friedrich und Sizilien aufgeben! Wenn Ihr das für möglich haltet, dann kennt Ihr Euren "Federico" nicht, seine kaiserliche Majestät, wie wir sagen. Die Verleihung der Krone in Rom ist nur eine althergebrachte Zeremonie. Friedrich ist gekrönt in Aachen, am Krönungsort des großen Karl."

"'Um so schlimmer! Ich habe Jurisprudentia studiert in Bologna la dotta. Ich weiß, dass ein gekröntes Haupt niemals ein Lehnsmann der Kurie sein kann. Nun, und steht nicht Sizilien unter der Lehnshoheit des Papstes? Wenn Federico sich in Rom die Kaiserkrone holt, dann ist für ihn kein Platz mehr in Sizilien, dann hat der Papst sich Sizilien zusammen mit dem kleinen König fest verbunden und wird die Bande nur fester ziehen. Federico verliert seine Heimat und das letzte Anrecht an seinen Sohn."

"Beides wird Friedrich niemals aufgeben," entgegnete Berard.

"Er soll die Kaiserkrone aufgeben! Redet ihm zu, Eminenz!"

"Der Kaiser lässt sich viel berichten und erzählen. Zureden kann man ihm zu nichts."

Mehr konnte Berard zu der Frage nicht sagen. Er musste sich eingestehen, dass die Dinge schwierig lagen. Das gab er zu.

In Besorgnis schied der junge Rechtsgelehrte.

Noch in Gedanken an die geführte Unterhaltung stand Berard am Abend desselben Tages vor dem Kaiser und wartete, dass er angeredet würde. Enzio wurde von seiner deutschen Wärterin abgeholt.

"Adio, carissimo" sagte Friedrich und strich dem Kinde über den blonden Lockenkopf.

Dann stützte er beide Ellenbogen auf den Marmortisch und die Stirn in beide Hände, ließ einen Seufzer hören und sagte. "Ich habe Sehnsucht."

Berard, der sich gesetzt hatte, erklärte: "Ihr sehnt Euch nach dem sonnigen Süden. Der Sommer ist nur kurz im Norden. Jedoch die Bewohner wissen sich wohl zu schützen gegen die Kälte. Seht den Kamin mit den glimmenden Eschenscheiten."

" Ich habe Sehnsucht," wiederholte Friedrich, "nach meiner Familie."

"Ihr werdet die Königin und König Heinrich nach Rom kommen lassen, wenn Ihr allda zum Konzil weilen werdet."

"Ich werde nicht am Konzil teilnehmen. Was sollte ich dort? Honorius wird über seinen Ereuzzugsplan eine längere Rede halten. Er hat mein Versprechen, das er Gelübde nennt, ihm, wenn es erst so weit ist, Hilfe zu leisten. Darüber braucht kein Wort verloren zu werden. Und was über Pfründenbesetzung und Ähnliches verhandelt und bestimmt werden mag, gilt uns gleich. Ihr, Eminenz, werdet Euch zu unserer Vertretung nach Rom begeben. Hört zu. Lasst ein ergebungsvolles "Ja" vernehmen, sofern Ihr gefragt werden solltet, und noch vor Schluss des Konzils begebt Euch nach Palermo. Dort sorgt Ihr für eine bequeme Reise, zur See versteht sich. Wenn die Königin sich vor einem möglichen Wetter fürchtet, mag sie zu Hause bleiben oder allein zu Lande reisen. Zur See gelangt Heinrich in kürzerer Zeit hierher. Ich will ihn haben, ich brauche ihn. Ich werde in Magdeburg einen Reichstag halten. Allda soll Heinrich zum erwählten römischen König erklärt werden. Die Fürsten werden zustimmen, es hat Summen genug gekostet, sie willfährig zu machen. So einer nicht einverstanden ist, - was ferne sei - soll es ihn teuer zu stehen kommen."

Während Berard schweigend da saß, über die Worte des Kaisers nachdenkend, fuhr dieser fort: "Und nach Sizilien gehe ich selbst. Wie freue ich mich darauf!" "Wenn ich recht verstanden habe", sagte Berard, "so ist alsdann das Reich in einer und zwar in Eurer Hand. Und eine Lehnshoheit, die nur noch auf dem Papier steht, wird weder wünschenswert noch erstrebenswert sein."

"Ich wusste, dass Ihr mich verstehen würdet", gab Friedrich, belustigt aber kurz zur Antwort, wandte sich seinen Papieren zu und entließ den Erzbischof.

Das also war der Grund der Sehnsucht, sagte sich Berard, als er allein war, zumal nach dem ältesten Sohn. Er brauchte ihn, er war ein Faktor in Berechnungen. So oft man meinte, eine Regung von Gefühl wahrzunehmen, erkannte man immer wieder, dass Friedrich seinem laut kundgegebenen Grundsatz treu blieb, sich stets allein von der Vernunft leiten zu lassen.

Im Alter von acht Jahren war Heinrich, der erwählte König, dem Namen nach Reichsverweser unter der Vormundschaft seines Erziehers, des Erzbischofs Engelbert von Köln.

Der Knabe war in guten Händen. Freilich, ein Leben unter dem Segen eines Elternhauses genoss er so wenig, wie sein Vater es gekannt hatte. So gütig, so einsichtig Engelbert war, er war auch klug. Mit dem jungen Kaisersohn an seinem Hof hatte er seine Pläne. Der künftige Kaiser war auch Sizilianer, aber er sollte nicht - wie Friedrich - dem Volk fremdstämmig und hoch über allen und allem erscheinen. Obwohl Heinrich seiner hohen Geburt sich voll bewusst war, kannte er keinen Stolz, ein schöner Zug, der ihm verblieb. Bahnen, in die man  ihn lenkte, entsprachen seinem Sinn und bedeuteten somit keinen Zwang. Es mögen glückliche Jugendjahre gewesen sein, die er in der erzbischöflichen Residenz oder auf Reisen mit seinem Mentor erlebte. Vielleicht mehr, als es diesem recht war, fand der Knabe Spaß an den Kunststücken und Scherzen der Bänkelsänger und Gaukler, denen man unterwegs auf Markt und Strasse begegnete.

Seine Bildung war zusammenhängend und umfangreich. Er machte das Trivium und das Quadrivium des Klosterschülers durch und sprach lateinisch und deutsch. Das sizilianische Italienisch vergaß er. Schon dadurch wurde er seinen Eltern fremd. Die Zeitwende, in der Vater und Sohn standen, - beide zu gleicher Zeit in voller Kraft - war von Einfluss und wirkte ebenfalls trennend. Man würde jedoch die Wahrheit mit der kurzen Erklärung nicht treffen, Friedrich bedeute die alte, Heinrich die neue Zeit. Friedrich gilt mit Recht als moderner Herrscher mit seiner Betonung, wenn auch nicht Begründung des Beamtenstaates. Tatsache aber ist, dass Heinrich die Bedeutung der aufkommenden deutschen Städte erkannt hat, während Friedrich die Fürsten begünstigte, die unter ihm zu Landesherren wurden.. Der Fürst war Herr in seinem Land, was für die Zeit der Sachsen und Salier noch nicht galt.

Wie die Entfremdung sich zu Abneigung und schließlich zu Feindschaft steigern konnte, ist schwer zu durchschauen und ist auch nie ganz geklärt worden.

Heinrich war vierzehn Jahre alt, als ein schwerer, verhängnisvoller Schicksalsschlag ihn traf. Erzbischof Engelbert starb durch Mörderhand. Rat und Hilfe hatten für Heinrich aufgehört. Er war nun mündig und wurde schnell selbständig. Es verbot sich von selbst, dass bei jeder Entscheidung, vor die er sich gestellt sah, die Weisung des Kaisers nachgesucht würde, der sich jetzt sehr bald auf den versprochenen Kreuzzug begab. Die Gemahlin für seinen Sohn bestimmte noch Friedrich. Engelbert hatte an eine nordische Königstochter gedacht, Heinrichs eigene Wahl wäre auf die Tochter des Königs von Böhmen, Otokars I, gefallen. Er wurde mit Margarethe, der Schwester des Österreichers Babenberg vermählt.

Bei der Bürde seiner Verantwortung empfand er wohltuend ein gutwilliges allgemeines Entgegenkommen. Wo immer er sich zeigte oder seinen Spruch abzugeben hatte, fand er aufrichtige Anhänglichkeit und Verehrung. Arglos, besten Willens, voller Vertrauen in Welt und Menschen und auch mit starkem Selbstvertrauen blickte er in die Zukunft und lebte fröhlich unter Freunden und Gästen auf Bürg Hohenstaufen oder in seiner Pfalz Seligenstad, die nach seinen Wünschen ausgebaut wurde. Er versagte nicht, als in Bayern die Bestrebungen einiger Hitzköpfe einen Welfen als Gegenkaiser aufzustellen, an Ausdehnung gewannen. Er berief eine Anzahl Lehensmannen, brachte die drohende Erhebung zum Stillstand und ihre Wortführer zum Verstummen und Einlenken. Kampf gesucht hätte er nicht. Es beglückte ihn, sich hilfreich zu erweisen, und wo er gebeten wurde, gewährte er gern. Der Kaiser gewährte und förderte auch - wie wären sonst die Landesherren zu ihrer neuen Macht gekommen - es geschah jedoch immer nach reiflicher Überlegung. Die Überlegung fehlte bei Heinrichs schnell gefassten Entschlüssen und Bestimmungen.

Überraschend griff der Kaiser ein. Heinrich musste die Freiheiten widerrufen, die er Kaufleuten einer Reichsstadt verbrieft hatte. Er fügte der schmerzlichen Nachricht Worte. die sein Bedauern ausdrückten, hinzu, versprach, sich zu erinnern, dass er in der Schuld der Handelsherrn stehe.

Schwerer lag der Fall bei Privilegien, die einer Anzahl von Fürsten zuerkannt waren. Man hatte klug errechnet, dass bei dem Sohn leichten Kaufs zu erreichen sein würde, was bei dem kaiserlichen Vater Dienste und Opfer gekostet hätte, und dass nach erteilter Bewilligung der Kaiser sie ungern vergrämen werde.

Einen Vormund konnte Heinrich nun nicht mehr haben. Der Kaiser setzte sich mit dem Papst ins Einvernehmen. Der nächste Pontifex sollte den Reichsverweser scharf im Auge behalten mit dem Recht, ihn zu bestrafen. Wir hören nicht, dass der Fall eingetreten wäre. Die Form allein wog schwer genug. Heinrich musste das demütige Schreiben an den Papst, das man für ihn aufgesetzt hatte, selbst unterschreiben.

Das geschah auf dem Reichstag zu Cividale am Isonzo.

Und dass keine ausdrückliche Verzeihung erfolgte, dass keine Versöhnung zustande kam, machte die Strafe noch härter. In seiner Ehre aufs tiefste gekränkt, kehrte Heinrich zurück.

Man hat sein Schicksal die erste Kronprinzentragödie der deutschen Geschichte genannt.

Nach Tagen voller Bitterkeit und Schmerz kam Heinrich aus Italien zurück. Es war im Juni des Jahres 1232. Er hielt nirgends lange Rast. Ohne ersichtlichen Grund trieb er zur Eile. Unruhe und Misstimmung seines Gemüts teilten sich seiner Umgebung mit. Die mit dem Marschalldienst betrauten Ritter murrten über ein immer erneutes Beschaffen von Unterkunft. Es gab Knechte, die Beschwerde wagten, wenn man sie zu kurzer Ruhepause notdürftig unterbrachte.

Was war es früher für ein fröhliches Reisen gewesen zu längerem Aufenthalt von einer Pfalz zur andern! Damals war überall Zeit, dass fahrend Volk sich zu den Reisenden gesellte und gegen einen vollen Becher für Neuigkeiten und Lustbarkeit sorgte, Und wie konnte man an Ruhetagen wirklich ruhen! Jetzt hieß es, kaum abgesessen, den neuen Aufbruch vorbereiten. Und nirgends war man willkommen. Im Bistum Passau war noch der Frieden unter dem Krummstab zu spüren gewesen; einmal zwischen Inn

Lech, musste man auf alles gefasst sein. Das Herzogtum Bayern gehörte noch nicht lange zum Hause Wittelsbach und hatte sein Welfentum nicht vergessen. Welfisch gesinnt, das hieß allem feind sein, was zur Fahne der Staufer schwor. Erst kürzlich hatte sich Bayern erhoben, und der damals im raschen Siegeszug den Aufstand niederzwang, war derselbe Heinrich, der jetzt durch das Land zog, Es war ihm inzwischen selbst schlimm ergangen, sollte er sich doch eine Zurechtweisung geholt haben wie ein unmündiger Knabe. So ging ein Raunen, denn ob er auch schnell reiste, die Nachricht von Mund zu Mund, von Ort zu Ort, war schneller als der König und sein Tross. Kein Zweifel, die Bevölkerung wusste Bescheid und gönnte dem Sieger die eigene Niederlage. In Regensburg entging es den Boten des Marschalls nicht, dass die Besatzung ein Hohnlachen unterdrückte bei der Nachricht, König Heinrich werde der Stadt die Ehre seines Besuchs erweisen. Es kam die Herren hart an, nicht aufzufahren, zumal bei gewagter Rede, die in Reichweite ihres Ohres ging. Allein, sie hatten Befehl, Unziemlichkeiten zu meiden. So blieb denn, als sie ihre Anordnungen trafen, manche bayrisch-derbe Antwort ungerügt.

Der Bürger wich ihnen aus. Handel und Gewerbe nahmen ihren gewohnten Lauf. Am geöffneten Fenster einer Schreibstube rasselte der Federkiel auch an dem großen Tag. Aus den Werkstätten erklangen Säge und Hammer, zuweilen ertönte Gesang.

Nur das Gassenvolk, die neue Erscheinung der letzten Jahrzehnte, war in Erregung, Tagelöhner, die einen Herrn suchten oder den Befehl eines Herrn mit der Lässigkeit des Mietlings ausführten, alle der Botschaft vertrauend, Stadtluft mache frei, dem Federvieh der Bürger zugesellt, wie sie da auf niederen Zäunen saßen oder mitten im Wege standen, junge Menschen mit leeren Tagen und leeren Händen, sie allein kosteten die Vorfreude einer festlichen Schau. Kaum dass der Bettelmönch, der im Stadtbild nicht mehr fehlte, ihre Freude der Erwartung dämpfte, wenn er laut predigte gegen die Sündlichkeit von Lärm und weltlichem Prunk.

In stummer Besorgnis verharrte der Rat. Die wenigen Ritter, die - in der Stadt ansässig - zum Ratskolleg gehörten, und einige Schöffen hatten sich im Rathaussaal eingefunden. Wenn es nur ruhig blieb in den Gassen, unter der Menge! Wenn nur er ruhig blieb, König Heinrich! Man wusste, er war erzürnt, einige sagten zornig; den Zorn eines Staufers empfand, wer ihm nahe kam.

Die ehrsame Bürgerschaft wenigstens, so stand zu hoffen, werde sich in ihrer ruhigen Beschäftigung nicht stören lassen. Noch war es still auf dem Markt. Als dann aber die Turmwächter die ersten Staubwolken von Süden her meldeten, trat alles unter die Türen und auf die Strasse. Kinder und Müßige liefen zum Stadttor.

Die Rathausglocke erklang. Unter der schwachen Vertretung, die sich gemessenen Schrittes zum Portal begab, fehlte Herr Tucher, der dem König bekannt und von ihm geschätzt war, hatte er doch in den aufregenden Tagen der bayrischen Erhebung treu zum Kaiserhaus gestanden.

Herr Tucher, nicht mehr jung und von mancherlei körperlichen Leiden gehemmt, saß auch heute, von der Gicht an den tiefen Lehnstuhl gebannt, in seiner Wohnstube, in der ihn reiche Behaglichkeit umgab. Da er hach herrschender strenger Sitte seinen Sohn nicht zu seiner Vertretung in den rat schicken konnte und dieser sich nicht würdelos unter die Schaulustigen mengen wollte, so kam es, dass beide in ein recht kaufmännisch alltägliches Gespräch geraten waren. Erst als sie genugsam die schöne Pelzware des Nordens und die Schwierigkeiten, sie zu erwerben, besprochen hatten, kamen sie wieder auf das Ereignis des Tages.

"Wir wollen hoffen, Vater, dass die Büttel aufpassen und Ruhestörer beim Kragen nehmen., Nichts wäre törichter als König Heinrich zu erzürnen. Wir wissen es doch alle, dass er ein Herz für uns Städter hat, anders als sein Vater, der die Privilegien für die Fürsten aus den Falten seines byzantinischen Krönungsmantel schüttelt."

Der Alte blieb ernst.

"Die Büttel vertreten das Stadtregiment," entschied er, "ihre Handlungsweise lässt auf die Parteistellung der Stadt schließen. Die Cividaler Tage haben keine Versöhnung gebracht. Die Spaltung besteht, und es sehe sich ein jeder vor, nicht in eine der Reihen hineingezogen zu werden: Hie Kaiser, hie König."

Der Lärm draußen, der mit einem Male heftig anschwoll, veranlasste den jungen Tucher nun doch, sich zu erheben. und das Fenster mit den runden Scheiben zu öffnen.

"Vater, der König kommt, er reitet aus der Gasse, die vom Markt führt; der Empfang im Rathaus muss kurz gewesen sein. - Man kann ihn kaum sehen unter all den Rittern um ihn her. Ach und das Volk! Jetzt kann er nicht weiter."

"Erkennst du ihn denn?"

" Ich sollte einen Staufer nicht erkennen? Der ist's auf dem Schimmel.

Er reitet im Lederwams, sein Knappe auf dem Braunen trägt seinen Mantel. Jetzt sehe ich auch, warum er hält; der alte Franziskaner steht ihm im Wege."

Sollte es doch zu einem Zwischenfall kommen? Nur ein hastig erklärendes Wort zu seinem Vater, und ohne zu überlegen, ob er gegen ein steigendes Pferd und gegen eine aufgeregte Volksmenge etwas ausrichten könne, eilte Wolfram Tucher hinunter.

Ein Bild der Jugend und Kraft, saß König Heinrich im Sattel, dicht umdrängt von buntem Volk. Unbekümmert um das Aufschreien der zunächst Stehenden, machte er sein Tier tänzeln und steigen, um einen Mönch, der sich offenbar jedem Einfluss entziehen wollte, zum Ausweichen zu bewegen.

"Packt zu und macht den Weg frei," rief Wolfram sich in den starren Knäuel drängend. Er vernahm die schrille Stimme eines Klugen: "Rettet den armen Mönch, dass der arme König nicht beim Himmel in Strafe fällt, weil er einen heiligen Mann anrührt", und drang vor.

Eben hieß der König zwei Knechte absitzen und den Mönch in ihre Mitte nehmen, der unter den Pferdehufen nun doch zur Seite treten wollte.

"Lasst mich friedlich meine Strasse ziehen", bat Gefangene mit gespielter Unschuld.

"Du bist's, der uns den Weg verstellt hat", fuhr der König ihn an. Kaufe dich los durch drei kluge Antworten, und dann zieh' und predige den Heiden, wenn sie dich am Leben lassen. Als erstes: Hast du deine Schärpe verloren oder meinst du, ein Strick genüge, dich zu unserm Empfang gebührend zu gürten?"

Der Mönch umfasste liebevoll sein Hanfseil. "Es ist das Zeichen der Demut", sagte er in einem Ton, der zu dem scharfen Blick, den er auf den stolzen Ritter warf, schlecht in Einklang stand.

Jetzt war es seine Waffe, die versagte. Der König lachte nur; denn schon war sein Zorn einer heiteren Laune gewichen.

"Als zweites, wo steht das Haus vom Ratsherrn Tucher?"

"Ihr seid nicht weit davon, Herr König", erscholl es aus der Menge, "seht dort das Wappen überm Tor".

"Und als letztes, Mönch, warum gefällt mir dein Strick?"

Die Antwort gab der König selbst. Schon weiter reitend, im Sattel zurückgewandt, rief er laut: "Weil man dir damit den Garaus machen könnte".

Die Menge johlte. Ein Haufe Knappen und Edelknechte jauchzte dem schönen Reiter zu, der seinen Feind aus dem Felde geschlagen.

Wolfram hatte sich, als er seinen Namen hörte, in nicht geringer Erregung davon gemacht, um noch vor König Heinrich sein Elternhaus zu erreichen.

"Vater, der König kommt zu Euch", rief er unter der Tür des Wohnzimmers.

"So rufe die Großmutter, sag' Knecht und Magd Bescheid, empfange den König, entschuldige mich, mich plage die Gicht."

Auf der breiten Treppe, die im Innern des Hauses zu den oberen Räumen des Hauses führte, kam den Hinauseilenden König Heinrich entgegen. Die goldenen Sporen begleiteten den Schritt mit leichtem Klang.

"Herr König, mein Vater entbietet Euch seinen Gruß."

"Dich nenne ich glücklich, mein Sohn", sagte Heinrich mit flüchtigem Händedruck im Weitergehen. Er hätte besser gesagt "mein Bruder". " Wie bist du zu beneiden, .:dass du einen Vater hast? Sagen zu können "mein Vater" wiederholte er laut.

Der alte Tucher sah ein schmerzlich verzogenes Antlitz und geriet in tödlichen Schreck. Die Staufer waren oft plötzlich dahingegangen, durch Herzschlag, Fieber, ach durch Mord.

Heinrich verstand den fragenden Blick.

"Der Kaiser lebt", sagte er kurz, begrüßte den Ratsherrn mit kräftigem Hand schlag und warf sich ihm gegenüber in einen Sessel. "Einen Vater habe ich nicht, mir ist er der Erhabene, der Göttliche, der Divus Augustus. Herr Tucher, Vater Tucher, was habe ich erdulden müssen in Cividale .... Was habe ich versprechen müssen !! .... Wenn Ihr das Schreiben gelesen hättet an Seine Heiligkeit in Rom ...?"

Er ließ die Hände sinken, die er bei den letzten Worten vor sein Gesicht geschlagen hatte, und sagte tonlos: "Abschlagen sollte man mir die rechte Hand, die darunter meinen Namen setzte..... Und des Kaisers geliebte Fürsten", fuhr er lebhafter fort, "die werden nun spähen, ob ich mich züchtiglich betrage wie ein Mägdlein im Gadem".

Er lachte bitter.

"Die Fürsten?", wiederholte Tucher, "da doch der Kaiser Euch die Huldigung von Wittelsbach verdankt?" Jedoch sich besinnend, dass er eine Wunde aufreiße bei dem geringen Ertrag, fragte er schnell: "Und Ihr, Herr König?"

"Ich heiße Reichsverweser, ich b i n, was ich war, als ich geboren wurde."

Der Ratsherr versuchte, etwas Tröstliches über Amt und Titel zu sagen. Heinrich wehrte ab, er wollte sich offenbar nicht näher erklären. In der Stille, die eintrat, erschien die Matrone, die Mutter des Ratsherrn, und seit dem Tode seiner Gattin seine Hausfrau.

Die große Haube mit zierlich gefaltetem Gebände umrahmte ein kluges, nachdenkliches Antlitz. Die Schultern der fast kleinen Gestalt waren schmal, doch der weite Rock mit schwerem Schlüsselbund gab der Erscheinung etwas Stattliches.

Sie nahm der Magd, die in der Tür stehen blieb, ein Tablett mit reichem Kristall aus den Händen und stellte es vorsichtig nieder auf den Eichentisch. Heinrich hatte sich bei ihrem Eintritt erhoben. Nach allen Regeln ritterlicher Zucht begrüßte er die würdige Patrizierfrau. Schnell wieder in seine Lebhaftigkeit zurückfallend, ergriff er einen der schönen Pokale und sagte mit der Sicherheit des Kenners: "Das ist ein Netzglas aus Venedig!" Wolfram hatte die Gläser in Italien gekauft. Die Großmutter erzählte es mit Stolz.

Man kam auf den Handel der Städte zu sprechen. "Wenn doch der Kaiser einmal zu Euch käme! "rief Heinrich aus, "Regensburg oder Speyer oder Lüttich könnte er leicht zu einem Genua oder Venedig machen Nur eins will mir nicht bei Euch gefallen Die Barfüßer in ihren dunkeln Kutten mit dem Strick um die Lenden, die solltet Ihr ausweisen aus Euern Mauern".

"Sie halten die Masse bei der Kirche", erklärte Tucher, " sie gehen arm zu den Armen...." Heinrich unterbrach: ".. bei der Kirche, das heißt, sie verfolgen die Ketzer, und Ketzerverfolgung ist Grausamkeit. Lassen wir doch einem jeden seinen alten oder neuen oder ganz anderen Glauben. Mitten im christlichen Italien, nicht weit vom Kirchenstaat, könnt Ihr den Halbmond sehen. Die ganze Kolonie Lucera besteht nur aus Ungläubigen. Und. kommt einer und will sich bekehren, so ist mein Vater, will sagen der Kaiser nicht erfreut. "Bleib', was du bist", sagt er dann, "und zahl' mir die Kopfsteuer, dass ich dich dulde".

"Das Gassenvolk ist ärger", sagte mit einem Seufzer die Großmutter.

Für diesen Stand, zu dem sich auch gern seine Freunde, die fahrenden Sänger gesellten, ergriff Heinrich Partei.

"Ihr seid es nicht gewöhnt", sagte er höflich, "dass das Landvolk in die Städte zieht. Es wird aber doch so kommen, dass nicht jeder mehr sein Feld und seinen Garten hat. In Sizilien gibt es viele, die allein von der Bezahlung ihrer Arbeit leben, ausgeübt unter Dach, all die Beamten der Kanzlei. Sie hätten gar nicht die Zeit, das kleinste Stück Land zu bebauen oder die Bebauung zu überwachen neben ihrer Arbeit mit dem Federkiel. Und so wie im normannischen Sizilien wird es wo anders auch werden."

Den Gedanken in anderer Richtung weiter verfolgend sprach Heinrich fast nur wie zu sich selbst: "Die Normannen sind die wahren Staatengründer. Wie hat sich in hundertfünfzig Jahren der Normannenstaat im Norden gefestigt"!

Die beiden Alten blickten fragend auf. Wolfram erklärte sicher. "Ihr sprecht von England, Herr König", "So ist es, mein Sohn, und da werden wir Schritt halten und uns mit unsern Waren nicht verdrängen lassen. Die Schwester des englischen Königs sollte meine Gemahlin werden. Das war der Plan von meinem treuen Engelbert. Ihr erinnert Euch doch an Erzbischof Engelbert von Köln?"

Tucher nickte.

"Dem deutschen Kaufmann den Weltmarkt zu sichern, das wird mich mehr locken, als mit Rom um die Weltherrschaft zu kämpfen, die doch nur Gott allein gehört oder gar noch tiefer im Süden ein leeres Grab zu beschützen. Ob ich glücklich geworden wäre mit der nordischen Isabelle, ich weiß es nicht - glaub's auch nicht" fügte er leiser hinzu - "das Reich!, das Reich hätte unschätzbaren Vorteil von der Verbindung gehabt".

Wolframs Herz schlug höher, als der König von der Zukunft des Kaufmanns sprach. Er hätte gern noch mehr von großen Fragen und Plänen gehört. Heinrich war auf ein anderes Gebiet geraten und blieb bei der Frage seiner Ehe.

"Ich halte nun aus bei Margarete, die meine Mutter sein könnte - (Tucher wusste, dass er übertrieb) - doch wenn ich sicher wäre, Agnes in die Arme schließen zu können, so würde ich die Lösung einer Ehe, zu der ich gezwungen wurde, von neuem betreiben Wisst Ihr, dass Agnes mir hat Nachricht zukommen lassen? Sie lässt mir sagen, sie denke in Treue meiner und werde tun, was für uns beide das Beste sei". Die Großmutter blickte besorgt vor sich nieder. Das Beste für Heinrich, wenn sie es recht bedachte, war, die zarte Agnes von Böhmen fände ein frühes Grab. Sie blieb stumm.

''Nun, ich werde es bald erfahren. Bevor wir nach Schwaben zurückkehren, reiten wir nach Böhmen. Nicht länger als eine Nacht verweilen wir in Regensburg, auf dem Boden von Wittelsbach".

Er war in lebhaftem Gespräch aufgestanden. Als er am Fenster vorbeikam, vermisste er sein Pferd. Wolfram beeilte sich zu erklären, das Tier stehe in der Hut des Knechts im Stall, und der Knappe, der es gehalten, werde im Hause bewirtet. Ihn ließ Heinrich rufen und stellte ihn vor. Harms von Hausen war der Sohn eines Ministerialen, seiner Schwertleite nicht fern. Sein Geschlecht, dessen. linksschräg geteiltes Wappen geringe Herkunft verriet, besaß keine Burg, und das feste Ritterhaus, dem er entstammte, fiel einem anderen seines Namens als Erbe zu. Er sei aus eigenem Entschluss zu König Heinrich gekommen und werde nie einem andern Herrn dienen.

Sein Herr verwies ihm seine unerfragte, unbedachte Rede und entließ den Jungen, nachdem kaum ein paar freundliche Worte gewechselt waren, mit einem Schlag auf die Schulter, die Pferde vorzuführen. König Heinrich brach auf.

Das Haus Tucher verharrte unter dem Eindruck des Besuchs. Vom Giebel bis zum Keller wurde des Königs Erscheinen, sein Verhalten, was von seinen Worten vernommen war, besprochen und bewundert. Er hatte sie alle gewonnen.

Der Ratsherr entschied im engen Kreis der Seinen und guter Freunde: "Heinrich gefiel mir nicht in seiner Niedergeschlagenheit. Gewiss, den Schein der Würde hat er gewahrt. Ich sage euch, er war der Verzweiflung nahe. Immerhin, ich glaube doch, dass er wieder stolz und froh werden wird; anders kann ich mir einen Staufer nicht denken".

In Eger nahm Heinrich in der Pfalz Quartier. Als die nach Prag vorausgeschickten Boten mit dem Bescheid zurückkamen, die Königstochter sei für niemanden zu sprechen oder zu sehen, gab sich sein Gefolge der Hoffnung hin, nun endlich nach Westen reiten zu dürfen. Stattdessen erfolgte der Befehl zu allgemeinem eiligen Aufbruch nach Prag.

In der alten düstern Burg zu Prag sprach Heinrich selbst vor, unbekümmert um unwirtliche Aufnahme, und verlangte Bescheid. Er erfuhr, dass Agnes den Schleier genommen habe, und ermaß die Tiefe ihrer Liebe. Sie meinte, still aus seinem Leben zu treten und entfachte neu durch Edelmut und Opfer seine Leidenschaft. Er sagte wie ein bettelarmer Vagant: " So wäre denn Schuh und Sohle versetzt", aber er ruhte nicht. Nach kräftigem Imbiss, den sein junger Körper verlangte, auf zum Schirmvogt des Klosters! Er wollte zunächst fragen, alsdann befehlen und versprechen, wenn es sein musste, bitten und flehen. Jedoch eine tiefe Ruhe löste die Erregung ab. Der Abt empfing den sichtlich Wegmüden mit gütigem Zuspruch; nach einigen Ermahnungen offenbar zur Ehre des Klosters, wurde die Bitte gewährt. Noch in derselben Nacht, die dem Tag seiner Ankunft folgte, stand Heinrich vor Agnes, durch ein Gitter von ihr getrennt.

Sie wollte nichts über sich selbst und ihren Entschluss hören. Sie sagte: "Die Zeit ist kurz, Heinrich, sprich von dir".

In ihrer Nähe, in der Stille der Nacht, im Dämmer des Gewölbes löste sich die Spannung der Nerven. Ihr, der sein Herz gehörte, ehe noch die Grossen anfingen, Umschau zu halten nach einer Gemahlin für den hoch Gestellten, ihr erzählte er mehr, als er dem Ratsherrn gestanden hatte.

"Ich habe ein demütigendes Schreiben unterzeichnen müssen, in dem ich den Papst bat, mich in Zucht zu nehmen, mich zu bestrafen, sobald er meinte, dass ich es verdiente".

Er sagte das ruhig, als spräche er von etwas Überwundenem, Törichtem, das an eigener Bedeutungslosigkeit vergehen würde und das er vergessen wollte über großen, schönen Aufgaben.

Ebenso ruhig fragte Agnes: "Und worin besteht deine Schuld? Was kannst du Schlimmes getan haben?" "Nichts, das ein Staufer sich schämen müsste zu berennen. Ich habe den Fürsten Gewohnheitsrechte bestätigt, die sie zu besitzen meinten und ausübten.

Das hat man Privileg genannt, und ein Privileg ohne Gegenleistung ist Preisgabe von Krongut. Ich hätte bedenken sollen, dass der Kaiser einen offensichtlichen Vorteil verlangt beim geringsten Schritt des Entgegenkommens. Wenn E r zurückgeht, ist es zum Anlauf.

Wo er wirklich einmal den Nacken beugte, war es immer zum Sprung. Er hat den Landesherren, wie alle die Herzöge und regierenden Grafen jetzt allgemein genannt werden, fast allen, das Münzrecht zugebilligt. Da kommen sie sich nun wunder wie mächtig vor und zahlen dafür. Dem Kaiser ist es gleich, was für ein Kopf auf den Münzen steht, mit deren er seine Truppen bezahlt, und vor allem in Deutschland ist Ruhe. Dann kann er seine Falken steigen lassen und mit dem Sultan Schach spielen. Schließlich setzt er sich am Altar der die Krone von Jerusalem auf und nimmt auch noch die schöne Tochter des Königs als Gattin mit. Ihr Vater ist ein deutscher Fürst. ------Meine Abmachungen reichen an kaiserliche Privilegien nicht heran. Die geringe Bedeutung siehst du schon daraus, dass ein allgemeiner Widerruf nicht erfolgte. Das Ende vom Liede, wie unsere Sänger sagen, das Ende vom Liede war, dass "zu Gunsten der Fürsten" alles bestätigt wurde. Kaufleute fanden zu meinem Schmerz keine Gnade. "Dann begreife ich nicht, wie man dich so, wie du erzählst, behandeln konnte."

"Zu hast recht, Agnes, das ist ja auch alles nicht der Grund zu dem Zerwürfnis, das schon lange besteht. Der Kaiser sieht, dass ich's mit den Städten halte, mit den deutschen Städten, die er am liebsten zu Landgemein herabdrücken möchte, dass sie nicht auch so mächtig werden wie die Städte in Oberitalien. Aber die Zeit ist. nicht sehr fern, da werden sich auch deutsche Städte zusammenschließen. Sie werden Truppen und Schiffe ausrüsten. Meine Sorge ist nur, dass sie sich die schönsten Früchte ihrer Überlegung und Tatkraft entgehen lassen werden. Der Kaiser, das Reich, muss zu Achtung und Anerkennung gezwungen. werden und als dann zu tatkräftiger Unterstützung zu des Reiches eigenstem Wohl. Aber das zu erreichen, dazu gehört auf Seiten der Bürger Lust zu Kampf und Fehde, Freude an Macht und Glanz, nicht nur Befriedigung in stiller Arbeit und gesichertem Gewinn. Agnes, man kann nicht Markt halten, ohne die Mauer zu festigen, die Stadt und Markt umgibt. Der Städter ganze Pracht, ich finde sie beschränkt auf Wohnstube und Rathaus, nur, und dann auf ferne Zukunft. Da hört man jetzt in Köln von einem Dom sprechen, der Speyer und Magdeburg übertreffen soll. Seine Doppeltürme werden zum Himmel ragen, dass man meinen wird, in Himmel und Herrlichkeit hineinzuschauen. Nur --- in hundert Jahren wird er noch nicht fertig sein."

"Ach Heinrich," warf Agnes mit sanftem Vorwurf ein, "von euch Staufern wird kein Gotteshaus zeugen, wie von den Sachsen und Saliern. Ihr baut immer nur Pfalzen."

"Und da wird auch noch die Kapelle vergessen."

Es war in dem fröhlichen Ton gesagt, der Heinrich eigen war und den er schon lang nicht mehr getroffen hatte.

An Heinrichs Ansichten denkend, denen sie mit Verständnis gefolgt war, sagte Agnes ernst: "Wenn du einmal die Kaiserkrone trägst, dann wird vieles in rechte Bahnen gelenkt werden, und dein Sohn wird schon Früchte ernten."

"Ach, ich sehe noch nicht, dass ich der nächste Kaiser sein werde. Ich habe Brüder. Sogar der blonde Enzio, wie die Italiener den deutschen Namen aussprechen - er ist nicht ebenbürtig - steht dem Kaiser sehr nahe. Und sein Liebling ist Konrad, der Sohn der schönen Jolanthe von Jerusalem. Ich bin das Kind der ungeliebten Konstanze, die der Papst ihm vermählt hat. Sie ruht nach freudeloser Ehe in Palermo, ich habe noch nicht an ihrer Gruft gekniet. Agnes, soweit man von Erbe sprechen kann, mein Bruder Konrad wird mein Erbe empfangen, und er wird nicht einmal um ein Linsengericht zu feilschen brauchen."

"Ach Heinrich, du hast schon jetzt getan, was unvergessen bleiben wird. Nach uns Kommende werden deinen Namen mit Verehrung nennen. Du hast dem Reich Bayern erhalten und stehst damit würdig neben dem ersten Heinrich, der Lothringen in den Verband des Reiches brachte.--- Schenke deiner Gattin deine Liebe, und sei es um deines Sohnes willen; deinem Vater zürne nicht. Lass uns beten, dass er nicht zu hart bestraft werde, wo er dir, mein geliebter Heinrich, Unrecht tat. Du weißt nicht, was Kaiser Friedrich noch erleben wird. Gott straft so, dass wir ihm in den Arm fallen möchten, dass wir bitten möchten für unsere Feinde."

Mehr als die Heiligkeit ihrer Worte war es das Bekenntnis ihrer Liebe, was Heinrich wohltat. Es war wohl, ihr selbst unbewusst, über ihre Lippen gekommen. Mit dem kecken Sinn der Jugend wagte er die Bitte, dass sie in Verbindung bleiben möchten, irgendwie. Da aber sah sie ihn so traurig an, dass er nicht weiter in sie drang. Durch das doppelte Gitter konnte sie ihm nur eine äußerste Fingerspitze zum Abschied reichen. Dann wandte sie sich um. Als die letzte Falte ihres Gewandes seinen Blicken entschwand, verließ er das Dunkel. Draußen war strahlender Sommermorgen. Heinrich begab sich in sein Burggemach und schlief bis in den hellen Tag.---------

Als er erwachte und begriff, dass er nicht geträumt hatte, klagte er sich an, die kostbare Stunde nicht besser genützt, nicht anders genossen zu haben. Er erinnerte sich ihrer Mahnung "die Zeit ist kurz", und er hatte doch nur von dem gesprochen, was ihn gerade bewegte. Aus ihrem Munde der Klang eines süßen Namens lag ihm noch im Ohr, wie er ihn von niemandem hörte, er hatte sie nicht in der Sprache der Liebe genannt. Jetzt rief er laut ihren Namen und fügte Liebkosungen hinzu, jetzt, da sie ihn nicht mehr hörte. Er hätte sich geißeln mögen.

Es war eine herbe Zeit, die für den Einundzwanzigjährigen begann. Die Ungnade des Gewaltigen in Sizilien, das Bewusstsein, von lauernden Feinden umgeben zu sein, in nächster Nähe die Unzufriedenheit seiner Freunde, nach deren Ansicht und stillen Vorwürfen er seine Ritterehre nicht genugsam verteidigt hatte, das alles lastete auf Heinrich und seinem Hof. Wie hatten einst Minnesänger und Vaganten seine Burg Hohenstaufen und ebenso seine Pfalzen zu Orten des Frohsinns und der Lustbarkeit gemacht! Und es wurde nicht gefragt, ob berühmt oder unberühmt. Auch jetzt noch sprach wohl ein fahrender Sänger vor und wurde nicht abgewiesen, und ihm, dem König selbst, fügten sich wie einst die Worte der deutschen, reichen Sprache zum Reim, fröhlich wurde er nicht dabei.

Eine willkommene Abwechslung für die zahlreiche Bewohnerschaft, wie sie zu einer Burg gehörte, bildete eines Tages die Nachricht hohen Besuches, gemeldet vom Türmer. Fürst Erzbischof von Trier erschien am Staufen, begleitet von Dienerschaft, die für Reisewagen und Tiere zu sorgen hatte. Heinrich brauchte nicht lang über den Zweck des Besuchs zu sinnen. Bei der Meldung eines hohen Geistlichen erinnerte er sich sofort einer Äußerung seines Missfallens daran, dass der Bischof von Hildesheim die Ketzerrichter den Kreuzrittern gleichstellte. Das hatte ihm die Geistlichkeit verdacht. Er irrte sich nicht. Vor den König gelassen, erklärte der Würdenträger, der in vollem Ornat in seiner Nähe, nicht gerade ihm gegenüber, saß, König Heinrich wisse wohl selbst, dass er seine Machtbefugnis überschritten habe, sei doch die Geistlichkeit gehalten, die Schritte des Königs - er wolle nicht sagen zu überwachen, wohl aber zu beobachten. Er habe die beschwerliche Reise von seiner Residenz unternommen, um seine Bitte vorzutragen, König Heinrich an die Wahrung in Cividale geleisteten Eides zu erinnern. Es tue nichts zur Sache, dass ihm der Wortlaut des wichtigen Dokuments nicht gegenwärtig sei.

"Oder nicht bekannt, Eminenz?"

Es war das erste Wort, das Heinrich sprach; zur Begrüßung des hohen Gastes hatte er sich auf ein Neigen des Kopfes und eine einladende Handbewegung beschränkt.

Eine Antwort wurde doch nicht etwa erwartet? Der Geistliche beeilte sich zu seiner gewichtigen Rede überzugehen. Er klammerte sich daran, er ließ keine der kühnen Worte aus, die er sich wohl zu Recht gelegt hatte. Ein väterlicher Ton sollte die Härte mildern.

Beides verfehlte den beabsichtigten Zweck. Heinrich hatte unbeweglich in eisernem Schweigen zugehört. Jetzt reckte er die Glieder, so als sei er allein, setzte sich im Sessel zurecht und erklärte mit sieghafter Ruhe:
"Euer Eminenz hat die Freiheit genommen, mich an das Versprechen des Gehorsams zu erinnern, zu dem ich auf dem letzten Hoftag des Kaisers verpflichtet wurde. Ich darf Euch an ein anderes Versprechen erinnern, das Euch auch nicht gegenwärtig sein wird, mir aber wohlbekannt ist. Vor meinem Eid von Cividale, der mir abgezwungen wurde, liegt mein Rittergelübde, das ich nach ernster Vorbereitung, aus freiem Willen geleistet und nicht vergessen habe. Die Schwachen zu schützen, Übergriffe nicht zu dulden, Hochmut zu züchtigen, dazu bin ich vor Gott verpflichtet, Eminenz, dazu bin ich da. Und auch wo ich meinen Cividaler Eid gebrochen hätte, vermag ich nicht einzusehen. Für Recht und Gesetz einzutreten, nicht zu weichen, auch nicht vor den hohen Dienern der Kirche, das ist nicht nur im Sinne des Kaisers, meines erhabenen Vaters und Herrn, das war immerdar Brauch meiner Ahnen. Ihrer will ich würdig sein und meinem Sohn ein Vorbild. Das kann mir niemand, der gerecht sein will, als Unrecht auslegen."

Der Erzbischof erzählte später, König Heinrich habe Rechte verteidigt, die ihm niemand bestritten hätte, die Logica habe seiner Suada gefehlt. Jetzt, als der König geendet, wusste er nichts zu antworten. Er suchte nach einem weisen Ausspruch, müsste er diesen auch aus einem Kirchenvater übersetzen. Da sagte Heinrich, so als sei die Sache erledigt und damit so gut wie nicht gewesen : "Erlaubt, dass ich Urlaub nehme, Margarete hat Euch ein Gastzimmer bereiten lassen, beim Nachtmahl seh' ich Euch wieder."

Der hohe Herr wurde ganz still und freundlich, verzehrte ein köstliches Mahl, leerte mehr als einen Becher, pflegte der Ruhe auf dem prächtigen Kulter des Lagers und schied am andern Morgen als Gönner König Heinrichs. Dazu bekannte er sich auch im engen Kreise, laut sagte er es nicht.

Heinrich hatte es schließlich an ein paar freundlichen Worten, guten Wünschen für die Reise nicht fehlen lassen. Der Erkenntnis verschloss er sich nicht, es gab um ihn gefährliche Aufpasser und noch mehr zu verachtende Hinterbringer.

Bei seinen Freunden wurde der Besuch besprochen, beleuchtet und beurteilt. Es ging um die Frage: War der Erzbischof aus eigenem Ermessen zu Heinrich gekommen, hatte er sich die Ermächtigung verschafft oder war er von höchster Stelle beauftragt worden? Die letzte Begründung hatte die größte Wahrscheinlichkeit. Und mit Heinrichs Verhalten war man nicht zufrieden; man müsse ihm die Augen darüber öffnen, dass ein böses Spiel mit ihm getrieben wurde. Heinrich konnte ihren Vorhaltungen nicht mehr ausweichen. Er fühlte selbst, dass ihm die Hände gebunden waren, und dachte neidvoll an den Ausspruch seines Vaters, er könne sich aus frühester Kindheit nicht erinnern, einen Befehlshaber über sich zu wissen. Warum gewährte er nicht dem Sohn die nur berechtigte Freiheit? Wann, o wann würde die Tyrannei ein Ende nehmen?

Es waren kriegerische Gedanken, die auf Hohenstaufen zur Sprache kamen, als zu Beginn des Herbstes die ersten Kaminfeuer flackerten. Wenn man den Wittelsbacher, den ewigen Ruhestörer, besiegte, absetzte und den Markgrafen von Baden dazu! Ja, wenn man das körnte! Österreich fiel durch Erbschaft an Schwaben, Heinrichs Schwager, Friedrich von Babenberg war kinderlos. Es war beinahe, als werde hier beschlossen, dass die Babenberger ausstarben. Dann hieß fast der ganze Nordrand der Alpen: Schwaben!

Und man müsste wieder die Wege des Welfen gehen, slawisches Gebiet erwerben, erkämpfen, wer immer es hielt. Der Rotbart hätte von dem Löwen lernen sollen, statt ihn zu vernichten. Hoch im Norden müsste man endlich den tapferen Schwertbrüdern. die Hand reichen und von dort aus einen Druck auf die stolzen Deutschherren ausüben, die bei ihren erst künftigen Erwerbungen sich besannen, ob sie in den Verband des Reiches treten sollten. Die Residenz im neuen Deutschland sollte Regensburg sein, die alte königliche Residenz und letzte Salbung der Karolinger.

Heinrich fasste das augenblicklich Mögliche am wenigsten ernsthaft ins Auge und sah am klarsten das fernste Ziel. Ein Reich sah Heinrich erstehen, das über das kurze Leben eines Herrschers hinaus Bestand haben konnte, weil es gleichen Namens war mit allen, die ihm dienten. Ein Deutsches Reich erstarkte aus der welkenden Blüte, die Imperium Romanum hieß. Mit dem höchsten Gebirge in seiner Mitte hatte das Imperium in seinen vier Jahrhunderten lange genug bestanden, ein Kosmokrator nach dem Bilde eines Darius war im dreizehnten Jahrhundert christlicher Zeitrechnung nicht mehr berechtigt. Das Weltreich seines Großvaters war in der Todesstunde des Herrschers zusammengestürzt, ebenso würde es dem reiche Friedrichs II. ergehen!

Wie auf Schwingen ließ sich Heinrich von seinen Gedanken über Raum und Zeit tragen. Seine Freunde vermochten nicht, ihm zu folgen. Sie blieben am Boden, doch nur umso zielbewusster in der Wirklichkeit. Als beim Niederbrennen der Fackeln, die an den Wänden hingen, das beginnende Dunkel wie eine schützende Hülle empfunden wurde gegen den forschenden Blick des Königs, als der Wein Herzen und Sinnen mitgespielt hatte, kam's klar heraus. Er müsse handeln, erklärten sie, wolle er die Keime einer glücklichen Zukunft zur Entfaltung bringen. Wenn der Zusammenbruch eintrete, den er prophezeite, dann sei Heinrich alt, und kein Ornat, keine Fracht vermöchte Jugend und Schönheit zu ersetzen, womit er jetzt Vertrauen, Freunde und Anhänger erwarb.

Dann saßen zwei oder drei bei einsamer Kerze noch lang mit ihm über vergilbten Karten.

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Die Ketzerverfolgungen blieben Heinrichs Kummer. Er hatte als Kind den Muezin vom Minarett die Gebetsstunde verkünden hören. Er wusste, dass es Christen gab, deren Bekenntnis anders lautete, als ihn der Erzbischof von Palermo gelehrt hatte. Wozu der herbe Zwang in Glaubenssachen? Mit Mühe hielten ihn seine Freunde von ernstem Einschreiten zurück.

"Die Spürhunde sollten nur bei mir ihr Unwesen zu treiben versuchen!" sagte er zornentbrannt. In sein Gebiet hatte sich noch keiner gewagt.

Die Landesherren taten nichts zum Schutz der Verfolgten. Sie hatten Anteil an der Bereicherung durch eingezogene Güter. Nicht arm noch reich, nicht jung noch alt war mehr sicher vor den Dominikanern, die sich gern "Domini canes", die Hunde des Herrn nannten. Und das Reich bekam einen Ketzerrichter. Ein Reichsgesetz kam heraus zu Unterdrückung jeder Art von Häresie. Unberechenbar wie gewöhnlich, schien der freisinnigste aller abendländischen Monarchen sich selbst zu widersprechen. Dennoch war Friedrich auch hier ohne seine oft bewiesene Logik. Mochte in der Tiefe seines Gemüts ein jeder glauben, was ihn das Rechte oder das Beste dünkte, mochte er im stillen Kämmerlein sich äußern zum treuen Freunde. Wo jedoch Abweichung von der allgemeinen Lehre zu Tage trat, da wurde - nicht gleich die Kirche - wohl aber die Einheit und damit die Festigkeit des Reichs erschüttert, wo nicht untergraben.

Mit unbeschränkter Machtbefugnis waltete Konrad von Marburg seines unchristlichen Amtes. Sein Name wurde mit Grauen genannt. Margarethe barg die Ohren unter Haube und Händen, wenn Heinrich sein Herz erleichtern und ihr von einem Schmachurteil berichten wollte.

Da pilgerten einst Bürger und Bauern, nicht nur aus Schwaben, den Hohenstaufen hinan, zu König Heinrich, den man einst so fröhlich hatte singen hören, der freundlich und tapfer war, der selber wusste, was es hieß, von einem Stärkeren bedrückt zu werden. Man brauchte sie nur zu sehen vom Bergfried, wie sie heranschlichen, bekümmert und abgezehrt, so wusste man, worum es ging. Dem Burgvogt waren sie am Tag zuvor im Dorf begegnet; er bestätigte die Vermutung, dass sie kamen, Hilfe zu erbitten gegen Konrad, den Ketzerrichter.

Die Königin bestürmte ihren Gemahl, er solle die Bittsteller fortschicken, seine Freunde schlossen sich ihren Bitten an, er schlug jeden Einwurf ab.

"Was willst du machen, Heinrich? Der Kaiser hat's durch sein Reichsgesetz befohlen," sagte Egeno von Urach.

"Der Kaiser ist selbst der größte Ketzer." Friedrich von Leiningen widersprach in ruhiger Festigkeit: "Eine Freiheit, die sich der Kaiser in seinem Christentum nimmt, braucht er nicht dem ganzen Volk zu gewähren."

"Dann kennt er weder Christentum noch Volk."

"Wenn doch der Papst die Dominikaner in ihrem Treiben bestätigt hat."

"Er weiß nicht, welches Unheil sie anrichten," beharrte Heinrich.

"Er weiß es, er nennt es nicht Unheil."

"Schmach alsdann über Gregor!"

"Heinrich, du lästerst."

"Egeno, weißt du, dass du mich beschimpfst?" Leiningen legte dem Bebenden die Hand auf die Schulter. "Wir alle sind deine Freunde," sagte er mit Wärme, "wir wollen dich davor bewahren, dass du dir selber schadest. Du k a n n s t nicht helfen. Willst du nicht den Leuten einen Boten entgegenschicken, dass sie nicht umsonst den Berg herauf steigen?"

Als Antwort gab Heinrich den Befehl, die Zugbrücke hinunterzulassen, von diesen armen Menschen gehe keiner ungehört von seiner Burg.

Als der Burgvogt jetzt noch zu zögern wagte, rief er in hellem Zorn, wer sich seinem Befehl widersetze, den wolle er über die Brüstung der Burgmauer werfen, dass der im Dorf seine Glieder zusammensuche.

Rasselnd gaben die schweren Ketten nach, die Brücke senkte sich über den Burggraben.

Heinrich stand am Tor und hieß die Abordnung willkommen. Er führte sie hinauf in den Saal und hörte einen jeden - Mann und Jüngling - an. Alle Insassen der Burg und seine Freunde hörten zu. Nur die Königin ging nach den ersten Worten schaudernd hinaus.

Das Schreckliche hatte nun wieder einen Höhepunkt erreicht.

Konrad von Marburg hatte nur ein paar Tage in Erfurt Gericht gehalten, und er hatte Tapfere gefunden, die er dem weltlichen Gericht überlieferte zu qualvollem Tod. Zur Schau, die er dem Volk bereiten wollte, genügten ihm die vier Märtyrer nicht. So mussten denn noch Verdächtige mitmarschieren hinter einer gewaltigen Tafel, auf der geschrieben stand "Bekehrt vor der Verurteilung" und noch ein Zug vor dem Wagen her mit den Unglücklichen. Die zweite Schar hatte sich "Bekehrt nach der Verurteilung".

Der König tröstete und versprach zu helfen, so weit er könne, so weit irgend sein Arm reiche.

Dann hieß er den Burgvogt die Fahrenden bewirten und ließ auftragen was sie stärken und erfreuen konnte. Er setzte sich mitten unter seine Gäste und sprach von eigenen bitteren Erfahrungen und neuen Hoffnungen. Wirklich wurde die Stimmung fröhlicher. Sie konnten lachen über den Dominikaner, der den einen von ihnen Sonntag für Sonntag am Stadttor in Empfang genommen habe, um ihn auf dem ganzen Weg bis hin zur Kirche zu geißeln und wie er sich noch beklagt habe, dass sein Arm ermüde. Ein anderer bedauerte die heiligen Engel, die all seine Paternoster hatten anhören müssen, wochenlang zehn am Tage und zwanzig in der Nacht.

Als sie schieden, reichte Heinrich einem jeden die Hand. Keiner ließ des Königs Hand fahren ohne festen Druck oder ehrfurchtsvollen Kuss. Man schaute ihnen nach, die sich noch oft umwandten, Gruß um Gruß zu tauschen.

Auf der Burg wurde hin und her gesprochen und verhandelt. Heinrich hörte kaum zu, sein Entschluss war gefasst.

Er schrieb einen Brief an den Vater der Christenheit: sein Kaplan machte ein wohl gesetztes lateinisches Schriftstück daraus; Heinrich flehte um Erbarmen, erinnerte an die christliche Liebe und machte aus seinem Abscheu kein Hehl.

Im Traum erschien ihm Agnes. Er hörte sie sagen: "Der Herr sprach 'Stecke dein Schwert in die Scheide'". Es war ein Traumbild, und Heinrich als Sohn seines Vaters war unzugänglich dem Übersinnlichen.

Ritter Harms, einst sein Knappe, jetzt ein trefflicher Ritter und des Königs Vertrauter, zog mit dem Brief nach Rom. Er erhielt zwei Knechte zu seiner Begleitung, und alle drei schlossen sich einer Gesellschaft von Handelsreisenden an, die nach Italien wollten.

Heinrich war voller Hoffnung. Die Besorgnis seiner Freunde vermochte er nicht zu zerstreuen.

Nicht lange, so kam einer der Knechte zurück mit dem Bescheid, Ritter Harms befinde sich auf der bequemen Brenner Strasse und habe sich von den langsam reisenden Kaufleuten getrennt.

Noch sprach der König mit dem Boten, da ging die Zugbrücke hinunter, gut Freund brauchte nicht Einlass auf Anfrage abzuwarten. Den Lärm der Ketten vernahm man durch die ganze Burg. Heinrich entließ den Boten und trat ans Fenster. Friedrich von Leiningen war in den Burghof gesprengt und rief zum Fenster hinauf: "Heinrich - Konrad von Marburg ist tot - ermordet vom wütenden Volk."

Heinrich stieg die Treppe hinunter, die außen an der Front des Hauptgebäudes in den Hof führte. "Wird nach den Mördern gefahndet?" fragte er, "werden die vielleicht bestraft, gequält?"

"Nein, nein, da käme doch nichts zu Tage. Jeder sagt, er hat seinen Lohn. - Dein Brief, Heinrich! - Willst du - kannst du ihn nicht zurückholen?"

Heinrich blieb unbesorgt.

"Was willst du, Friedrich? Mein Schreiben wird den Flammentod der Ketzer sterben."

"Wäre ihm das doch längst gescheh'n ohne seine Pilgerfahrt nach Rom!" sagte Leiningen mit einem Seufzer.

Ritter Harms erschien im Lateran und überreichte kniend den Brief seines Herrn.
Papst Gregor überflog das Schreiben und behielt es stirnrunzelnd in Händen. In den prächtigen tiefen Sessel zurückgelehnt, las er es ein zweites Mal. Darauf zerriss er das Papier und entließ den Überbringer in Ungnade.

"Vernichtet" beschloss Harms in Schwaben zu bestellen, und bei dem klar erkannten Zorn des heiligen Vaters war es so gewiss das Beste.

In weiser Überlegung, wie er meinte, fügte Gregor die beiden Teile wieder aneinander, unterzeichnete ein entrüstetes Begleitschreiben und schickte die Rolle dem Kaiser nach Palermo.

Der Kaiser ersah seinen Vorteil. Sein unbesonnener Sohn und der schwache Papst, das waren nur Schachfiguren für ihn, den Staatsmann und Menschenkenner. Er wusste, welche Figur er dem Papst in den Weg stellen werde, dass er sie schlage, um nach zwei weiteren Zügen matt zu sein. Wenn sie auch eben noch in der Verfolgung der Ketzer den gleichen Weg gegangen waren, ihre letzten Ziele waren nicht dieselben. Kein Papst konnte Ghibeline sein.

In der Hofkanzlei wurde seine klare Antwort in kristallklare Perioden gefasst und mit dem kaiserlichen Siegel versehen nach Rom geschickt: Der Papst möge den Bann aussprechen über Heinrich auf Hohenstaufen, der durch Nichtachtung eines Reichsgesetzes seinen Eid des Gehorsams gebrochen habe.

Gregors Vorgänger, der kluge Innozenz, hatte aus Grundsatz jedes Ansinnen der Hofkanzlei abgelehnt; unter seinem Pontifikat kam bei Besetzung eines geistlichen Amtes der vom Kaiser vorgeschlagene Kandidat aus eben diesem Grunde nicht in Frage. Kein Kaiser konnte Ghelfe sein.

Der alternde Gregor suchte nicht eine Erklärung nach, vielleicht blendete ihn die Gelegenheit, seine Macht zeigen zu können. Er willfahrte gehorsam, befriedigt nahm der Kaiser die Nachricht entgegen. Der Kampf, den er voraussah, würde die Kurie im kaiserlichen Lager finden.

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König Heinrich im Bann! Wie der erste Donnerschlag bei unvermerkt heraufgezogenem Gewitter am Frühlingstag, so wirkte die Nachricht in Schwaben und traf Heinrich mit seinen Getreuen.

Friedrich von Leiningen konnte sich nicht enthalten, an seine Warnung zu erinnern. Egeno von Urach geriet außer sich und erklärte, er würde den Überbringer der Bannbulle durchbohrt haben, wäre er zugegen gewesen. Ohne sich von seinem Sitz unter der Linde zu erheben, reichte Heinrich dem Hinzutretenden die Hand. In seinem Blick paarten sich Dankbarkeit und ein leichter Spott, als er lächelnd sagte: "Nur gut, dass du nicht da warst, Egeno." -

Jedoch, es war Größeren so ergangen. Kaiser Friedrich selbst hatte das Beispiel des Gleichmuts unter ungerechtem Machtspruch gegeben. So blieb Heinrich ruhig und nahm am Gottesdienst teil, und niemand verwunderte sich. Auch die Königin erschien an seiner Seite.

Es bestätigte sich, dass der Kaiser den Trierer Erzbischof zu Heinrich geschickt hatte. "Gut so", hieß es im Kreise der Unzufriedenen, "das ist ein Ansporn zur Tat. Als Heinrich nur bedauerte, die sichtlich verlegene Eminenz nicht freundlicher empfangen zu haben, herrschte Ratlosigkeit und Enttäuschung. Dann fiel das Wort, das schon lang manchem von ihnen auf der Lippe lag,:
"W i r müssen handeln."

Häufiger noch als vorher fanden sich des Königs Lehnsmannen auf Hohenstaufen ein zu berichten, zu fragen, oft nur um ihre Aufwartung zu machen. Wollte Heinrich ihnen danken, so wurde er einfach ihrer Treue versichert. "Vom Gehorsam entbunden, heißt nicht verpflichtet zum Verrat," erklärte Herr von Justingen, "das lasse sich niemand träumen jenseits der Alpen."

Friedrich von Leiningen bestätigte: "Du hast noch Freunde. Du brauchst sie nur zu rufen, dein ganzes Schwaben hält zu dir."

"Mein ganzes Schwaben?" unterbrach ihn Heinrich, "steig' auf den Bergfried, wenn die Sonne untergeht, schau, was für Zinnen sich gegen das Abendrot abzeichnen, dem Zollern trau ich nicht."

Da klang es von mehreren zugleich - für Heinrich noch immer unverständlich - : "Zollern wird überrannt."

Ein neuer Schlag traf Heinrich und verwundete ihn bis aufs Mark. Über hohe und niedere Häupter, vom Süden Italiens her über die Alpen machte sich's Bahn und erreichte sein Ohr: Auch der Fluch des Bannstrahls kam aus Palermo. War seine Reichsverweserschaft nur eine Falle? Hatte man ihn zum Handeln ermächtigt, nur damit man ihn daran fassen konnte? Oder sollte er so feige sein und bei ein' und allem erklären, man möge ihn in Ruhe lassen, "es könnte mir schlimm ergehen?" Er wusste nicht aus noch ein. Er wand sich wie in körperlichem Schmerz in Verzweiflung auf seinem Lager. Er hörte nicht das tröstliche Geflüster, es werde nur g e s a g t, der Kaiser habe befohlen ... Er wies jeden ab, der mit ihm sprechen wollte. Seine Gattin suchte endlich den Weg zu seinem Herzen und trat stillschweigend an seine Lagerstatt.

Da sagte er: "Margarethe, mir graut vor einer Welt, in der ritterlich Blutvergießen noch das Beste ist." Als er sich endlich erhob, ließ er den Schimmel satteln und trug seine Gedanken hinaus in die Täler der Alb. Stundenlang blieb er fort. Sie überlegten, ob sie ihn suchen sollten. Da meldete der Turmwächter das weiße Pferd. Mit heißer Stirn und geröteten Lidern kam Heimrich zurück, entschlossen zum Kampf.

Die Nachricht, die bald in aller Munde war, der Kaiser komme nach Deutschland, kam Heinrich gerade recht. Eine Aussprache sollte ihm Klarheit verschaffen. Sein edler Sinn gab noch einmal dem Gedanken an Versöhnung Raum. Er selbst wollte die Hand bieten. Er wollte sich bereit erklären, nach Rom zu pilgern, dem Papst den Fuß zu küssen, wenn er nur die Gewissheit erhielt, alsdann Verzeihung und Erhörung zu finden. Blieb der Kaiser unversöhnt, so sollte er den Feind sehen, den er statt eines Sohnes haben wollte.

Es bedurfte Heinrichs Bemühen nicht, eine Zusammenkunft herbeizuführen.

Wieder war ein großer Kreis schwäbischer Ritter auf Hohenstaufen versammelt. Da begehrte ein kaiserlicher Sendbote ungestüm Einlass und überbrachte den Befehl, dass der gebannte Mann mit Namen Heinrich sich auf dem Hoftag zu Worms einzufinden habe.

Die Form der Botschaft steuerte den Unwillen, den schon das Auftreten des Boten verursacht hatte. Um einem Verhängnis vorzubeugen, betonte Heinrich, dass der Fremde unter seinem Schutz stehe. Ihm bedeutete er, da seine Obliegenheit erledigt sei, sich nicht länger in der Burg aufzuhalten. Ohne dass ein Gruß gewechselt wurde, verließ der Beamte den Palas.

Sofort erhob sich der nur schwer unterdrückte Lärm. Heinrich gebot Ruhe. Er gab zu - was ihm ohnehin anzumerken war - dass ihn Bangigkeit und Misstrauen befallen habe, doch sei er entschlossen zu gehorchen.

Sein ganzer Freundeskreis widersprach in wildem Durcheinander, einig in dem Entscheid, den endlich Leiningen kundtat: "Du rührst dich nicht aus unserer Mitte, so lang wir nicht sicher sind, dass du mit allen dir gebührenden Ehren empfangen wirst." Heinrich war erstaunt, dass sein Lehnsmann ihm einen Befehl zu erteilen wagte.

Schlimmer noch kam der Ausruf eines von Neuffen:
"Lasst uns doch kämpfen, allem Fehde ansagen, was zu dem Sizilianer hält, zu dem Mann mit dem Namen Friedrich!"

Dass in seiner Gegenwart ein echter Staufername verunglimpft werden konnte! Heinrich ermaß, wie tief er stand. Und er musste es als Gebot der Klugheit erkennen, die Rüge zu unterdrücken, die sein Herz auf die Lippe schickte.

Als er den Ratschlag vernahm: "Biete dem Tyrannen die Stirn, überlass es ihm, nachzugeben. Wo nicht, so verliert er mehr als das Herzogtum Schwaben'', da machte er nur eine verächtliche Bewegung mit der aufgestützten Rechten. Dann ließ er die Stirn in der Hand ruhen und verharrte schweigend.

"Das nächste, was du zu gewärtigen hast", hörte er Leiningen sagen, "ist die Reichsacht. Dann können wir dich in deinen Wäldern verborgen halten." Und nun ereiferten sie sich, das Leben des Friedlosen auszumalen.

"Es muss Blut fließen," rief Egeno.

Als sie immer heftiger durcheinander schrieen, erhob sich Justingen und verlangte gebieterisch Ruhe. Dann verkündete er laut, dass es alle vernehmen sollten und Heinrich aus seiner Betäubung geweckt werde: "W i r haben entschieden, dass die Sache des Königs gut ist, und wir werden sie verfechten. Bei den V a s a l l e n liegt das Recht der Entscheidung."

Heinrich fuhr auf, "Nicht unbedingt, mein Freund!"

Da sein Zweck erreicht war, lenkte Justingen ein und sagte freundlich: "Nun ja, Heinrich, wenn der Türke am Lech steht und du uns rufst, dein Herzogtum vor dem Halbmond zu bewahren, dann werden wir nicht Rats pflegen, ob das auch recht und gut sei, dann werden wir gehorchen. Jetzt liegen die Dinge anders."

"Wenn ihr von Rechten sprecht, so sprecht auch von Pflichten, und nun hört zu!" Schwer sank des Königs Hand auf die Tischplatte. "Das Lehnsgesetz besagt:
Wenn der Lehnsherr den Vasall aufbietet gegen einen höheren Herrn, so soll der Vasall sich zu diesem begeben und versuchen, ihn zu einer gütlichen Einigung zu vermögen."

Da erfolgte ein verletzendes Lachen. Zu Heinrichs Glück ging darin die Stimme unter: "Unser Sängerfreund träumt noch immer von Versöhnung."

"Heinrich, bedenke, wie der Kaiser dir jahrelang begegnet ist." Leiningen sagte es freundlicher aber nicht weniger eindringlich. "Da wird er jetzt sagen: Es ist da ein Herr von Neuffen oder ein Herr von Justingen zu mir gekommen, der hat mit mir geredet, und so bin ich andern Sinnes geworden.' Das glaubst du selbst nicht."

Heinrich blieb stumm. Begriff denn keiner den Wahnsinn eines Aufstandes in dem Augenblick, da der Kaiser an der Grenze stand?

"Wenn wir denn Feinde sind, mein Vater und ich... ", begann er in der Ruhe, die einer Erregung voranging.

"Ihr seid's" ,wurde er unterbrochen.

"... und wenn etwas geschehen soll", fuhr er fort, so verhindert, dass der Kaiser nach Deutschland kommt. Beschäftigt den 'Sizilianer', wie ihr sagt. Macht, dass die Araber losschlagen!"

Er wusste, dass es nicht möglich war, er nahm die Versammlung nicht mehr ernst.

"Das geht nicht", sagte, den König treuherzig belehrend, Herr von Hohenlohe.

"Da schrie er sie an: "So sperrt die Brenner Strasse, besetzt Septimer und Julier, andere Wege gibt es nicht." Er hatte ihnen die Unmöglichkeit des Unterfangens vor Augen stellen wollen. An der eintretenden Ruhe erkannte er, dass sie anfingen, ernstlich einen Plan zu überdenken.

Wie in anschwellendem Chor mischte sich einer nach dem andern mit seinen Ratschlägen in das wieder anhebende Gespräch. Er hörte Namen von Strassen, Zahlen von Sold- und Lehnsrittern. Selten vernahm er die Stimme Justingens.

Das war jedoch alles längst erwogen und besprochen. Auch die Frage der Bundesgenossen hatte er bedacht. Was in dieser Stunde neu aufblitzte hinter Heinrichs glatter Stirn war: Geld und Waffen aus dem reichen Tal am Südabhang der Alpen, das war die Hilfe, die er brauchte.

Nach einem Schweigen, das die erregte Versammlung hatte achten müssen, entschied er: "Lasst uns auseinander gehen! Ich verspreche, dass ich euch rufen werde, wenn ich meiner Sache sicher bin. Zunächst kann ich nur Freunde brauchen, denen ich gerade recht komme, dass sie unter meiner Fahne ihre eigene Sache betreiben können. Es müssen geschworene Feinde des Kaisers sein. - Das sind - die Lombarden."

Das letzte war leiser gesagt, aber gefallen war das Wort, und sie hatten es alle gehört.

Da waren sie alle Feuer und Flamme, füllten neu die Becher und tranken auf Erfolg und Sieg. Heinrich blieb ernst. Er wollte nur gestatten, dass man sich für den Fall der Not Sicherheit verschaffe.

Im Falle der Not sei alles zu spät, wurde ihm kurz geantwortet. Es war ein Wettstreit, wer die ersten Boten über die Alpen schicken sollte. Sie würden sich für Handelsreisende ausgeben.

Heinrich erkannte als Hauptsache und schwierig die Aufgabe die Geheimhaltung. Man hätte längst Freunde und Späher in der Lombardei haben müssen, dass jetzt nur ein Wink genügte.

Der Kaiser hatte seine Späher und erhielt vor. Heinrichs ersten Schritten Bescheid,

Ein zweiter Brief ging nach Rom: "Wir haben sichere Kunde, dass sich die Lombarden mit dem gebannten Heinrich in Verbindung gesetzt haben. So sprich den Bann aus über die Reichsfeinde."

Gregor erbleichte. Die Lombarden, die stets zu Rom gehalten hatten, seine beste Stütze gegen weltliche Macht, sollte er jetzt verlassen. Und tat er es nicht, so konnte er auch zum Reichsfeind erklärt werden, der mit dem ersten gemeinsame Sache treibe. Der Kaiser war im Recht, wenn er die Sarazenen, seine stets bereite Truppe, in den Kirchenstaat schickte. 0, warum hatte er nicht jenen Brief Heinrichs verbrannt? Nun blieb ihm nichts übrig, als dem Kaiser zu Willen zu sein. So verkündete Gregor, dass ein jeder dem Bann verfallen sei, der sich der lombardischen Liga anschließe oder auch nur mit einem Verbündeten Verkehr pflege.

Dann kam der dritte Brief. Mit zitternder Hand entrollte ihn Gregor: Der Kaiser wisse keinen treueren Wächter für seine Rechte in der Lombardei als seine Heiligkeit den Papst. Ihm übertrage er zu treuen Händen die Wacht über die Alpenpässe. Jetzt brach Friedrich auf. Es war ein anderes Vorbereiten als in Gefahr und Ungewissheit seines ersten Zuges nach Deutschland. Eine Pracht wollte er entfalten in Worms, wie die Deutschen sie noch nicht gesehen hatten. Der Truchsess verpackte mehr als ein Brokatgewand seines Herrn und vergaß nicht Handschuhe noch Sandalen. Die Sarazenenfrauen in Lucera stickten und nähten in den herrlichsten Seiden. Aus dem Tierpark wurden die Kamele mitgeführt mit der großen Zahl ihrer Wärter und deren Diener. Die wilden Tiere mitzuführen, wäre ein zu großes Wagnis gewesen. Wohl hielt sich mancher deutsche Fürst fremde Tiere, doch war seit Menschengedenken noch keiner mit einem Teil seines Tierparks gereist. In nächster Umgebung des Kaisers befanden sich seine Falkner, seine Gelehrten, Mathematiker und Astronomen, seine Beamten der Kanzlei und König Konrad mit eigenem Hofstaat.

Der gewaltige Zug war schon weit unterwegs, als man in Heinrichs Lager ungefähr zum Schluss der Beratungen gekommen war, die darin gipfelten, dass Heinrich nach dem ersten geglückten Schlag zum König der Deutschen ausgerufen werden sollte. Die Gesandten an die Lombarden waren auf ihrem Rückweg in Deutschland.

Sie waren die ersten, die Friedrich gefangen nahm.

Die Bewohner der schwäbischen Burgen wollten die Nachrichten nicht glauben, die mehr als einer ihnen schreckensbleich zutrug.

Die Schlüsselsoldaten des Papstes, die noch vor wenig Jahren in Sizilien einfielen, gewärtig der Befehle eines kaiserlichen Feldhauptmanns! Das lombardische Bündnis, noch nicht abgeschlossen - gesprengt!

Mit der Entschlossenheit und dem weiten Blick des Staufers verwarf Heinrich seinen Plan, um einen neuen zu fassen. Es stand ihm noch ein letzter Weg offen, der in ferner Zukunft zu Möglichkeiten führte, mit seiner Kraft und Einsicht dem Reiche zu dienen. Wenn er einst als gereifter Mann wieder auf den Plan trete, dann würde die Zeit für ihn gearbeitet und enthüllt und bestätigt haben, was er vorausgesehen.

Er berief seine Lehnsmannen und gab ihnen seinen Entschluss bekannt, er werde sich dem Kaiser zu Füssen werfen.

"Nicht in Worms, wo der Kaiser als Richter thront; sagte er, als die Erregung sich gelegt hatte, "in die letzte Pfalz will ich ihm entgegen eilen, wo der Zug sich ordnet. Ohne Gefolge will ich vor ihm erscheinen, nur als sein Sohn."

"Dann wird er dir einen Ring an den Finger stecken und wird ein gemästet Kalb schlachten", sagte mit schmerzhaftem Hohn Friedrich von Leiningen.

"Das wird der Kaiser nicht tun. Er wird mir eine Busse auferlegten und wird sich endlich erinnern, dass er mein Vater ist,"

Seine tapferen Freunde wollten nichts davon wissen Sie bestürmten ihn, sie nicht zu verlassen, die für ihn kämpfen wollten. Sie versicherten ihn des Erfolges bei schnellem Losschlagen. Genug der Erniedrigung. Ein Staufer ertrage Unglück und Schicksalsschlag, aber nicht jahrelange Zermürbung. Sie gemahnten ihn an seine großen Pläne. Sie erinnerten ihn an Cividale,

Da widersprach Heinrich: "Damals wurde ich befohlen und gezwungen und ungerecht behandelt wegen geringen Vergehens. Jetzt tu' ich freiwillig einen Bußgang, und der Kaiser hat eine Handhabe gegen mich, Ihr könnt's nicht leugnen. Er wird mich des Landes verweisen. Drei Jahre außer Landes sind nicht verloren, sie werden gewonnen sein, ich will Augen und Ohren wohl gebrauchen."

"Und wenn er dich in ein Kloster sperrt?"

"So will ich deutsche Lieder aufschreiben, so viele ich ihrer weiß und will lesen und lernen." Harms und der Kaplan umklammerten seine Knie.

Heinrich hob sie auf und dankte ihnen für ihre Liebe

"Lasst mich fort," bat er die Seinen noch einmal, "ich komme ja wieder, ein anderer, als ich jetzt vor Euch stehe. Der Kaiser wird mich ein neues Leben beginnen lassen. Er heißt der Göttliche, Gnade zu üben ist göttlich. Ich glaube an ihn."

So hielten sie ihn nicht. Am Brunnen im Hof seiner Burg umringten sie ihn beim Abschiedstrunk. Margarethe füllte den Becher. Er ergriff ihn mit fester Hand. Friedrich, sein junger Sohn, schmiegte sich an den Vater. Ritter Harms schämte sich nicht einer Träne. In tiefer Nacht blickte der Kaplan aus dem Fenster seines Turmzimmers in den Sternhimmel und sagte, als er seufzend zurücktrat: "Die Liebe kann nimmer aufhören, wohl aber Hoffnung und Glaube."

Des Königs Anhänger hielten sich zu seiner Hilfe bereit. Jetzt endlich schnell im Handeln hatten sie ihre Stellungen bezogen. Leiningen stand an der Spitze von fünftausend wohlausgerüsteten Soldrittern; ihnen hatte er die große Zahl seiner Lehnspflichtigen. Justingen und Neuffen lagen im Feldlager bei Achalm. Stark besetzt war auch Trifels, von der man rühmte, sie habe noch keinen Gefangenen lebend heraus gegeben. Das weite Gebiet von Urach war ebenso kampfesfreudig wie sein Herr.

Der Kaiser ließ sie warten. Wie er denn stets alle Möglichkeiten in Betracht zog und sich mehr als einmal den Rückzug gesichert hatte in Unternehmungen, die am Ende doch zum Siege führten, so rechnete er auch jetzt mit einem Erfolg seiner Gegner der noch mehr Fürsten auf ihre Seite gebracht hätte. Er wich ihnen aus, bezog die Pfalz Wimpfen und gebot dort äußerste Ruhe und Vorsicht.

In Wimpfen erschien Heinrich. Ein Ritter und wenige Knechte waren seine Begleitung, und das geschah auch nur, damit er nicht ganz als Fahrender auftrete.

"Nur gut, dass die Herren von Leiningen und Urach nicht hier sind," sagte er belustigt zu Ritter Harms, als man ihnen nach Ersteigung einer hohen Wendeltreppe ein unwirtliches Turmgemach anwies.

Sie blieben allein in gespannter Erwartung einer Äußerung des Kaisers. Warum währte das nur so lang? Vor der Tür vernahm Heinrich den Schritt einer Wache. Es beschlich ihn eine trübe Ahnung. Endlich erschien ein Beamter mit dem Bescheid, dass er nach Worms folgen werde und seine Begleitung sofort die Pfalz zu verlassen habe. Da konnte er nicht mehr zweifeln; er war ein Gefangener.

Harms wollte sich nicht von seinem Herrn trennen, Als er nicht bleiben durfte, beschwor er den König, mit ihm zu kommen.

"Damit man uns auch noch nachsetzen und uns einfangen kann," sagte Heinrich mit bitterem Lachen und befahl dem Ritter, nach seinem Schimmel zu sehen und Knechte und Pferde in Ordnung zurückzuführen. "Und was soll ich auf Hohenstaufen berichten?" fragte Harns.

"'Was du sahst, wenn du Worte findest."

Als darauf ein junger Ministerial, nicht einmal ein zünftiger Ritter, erschien und die Abgabe der Waffen verlangte, musste Heinrich seinen ganzen Mut zusammennehmen, sein Schwert zu lösen und es stillschweigend hinzugeben. Dann wandte er sich, trat ans Fenster und sang ein fröhliches Lied. Als ihm Speise hingestellt wurde, wie die Wärter den wilden Tieren seines Vaters das Futter in den Käfig brachten, stürzten ihm die Tränen aus den Augen.

An einem der folgenden Tage machte der Bischof von Worms es möglich, ihn zu besuchen. Er versicherte den König des Wohlwollens vieler geistlicher und auch weltlicher Fürsten. Auch der Erzbischof von Trier sei ihm nicht gram.

Heinrich fragte, ob aus besonderem Grund die Wahl auf Worms gefallen sei. Der Bischof hatte es verschweigen wollen. Kaiser Friedrich holte seine dritte Gemahlin ein. Sie kam mit ihrem Gefolge auf prächtigem Schiff den Rhein herauf, Isabelle von Plantagenet, die Schwester König Heinrichs III von England. Wie er erwartet hatte, wurde der König von schmerzlicher Erinnerung ergriffen. Wie aber stets die Staufer mehr an das Reich als an das eigene Ergehen gedacht hatten, so sagte auch jetzt Heinrich nur: "So blickt denn endlich der Kaiser nach Norden."

Nach Tagen qualvollen Wartens, doppelt schwer durch den Festtrubel, an dem er keinen Teil hatte, wurde in Worms König Heinrich vor den Kaiser befohlen.

Im Kreise weltlicher und geistlicher Fürsten, die meisten in blitzender Rüstung oder farbenreichem Ornat, thronte Kaiser Friedrich im Kaisersaal.

Voller Hoffnung und festen Schrittes trat Heinrich ein. Er tat fast mit Freuden den Fußfall, überzeugt, nur noch ein letztes Mal die ganze Schrecknis seiner Schmach ertragen zu müssen. So sicher war er des Lohnes seiner Überwindung, dass er schon meinte, die Hand des Vaters auf der Schulter zu spüren. Es war ein Gaukelspiel seiner von glühender Sehnsucht erfüllten Sinne. Es hieß ihn niemand aufstehen, der Kaiser blieb regungslos. Die Ewigkeit von Minuten verging. Über solch unerbittliche Grausamkeit wurde eine Bewegung des Unwillens laut in der ganzen Versammlung. Der Kaiser musste den Knienden bedeuten, sich zu erheben. Heinrich selbst brach das tiefe Schweigen. Mit edlem Anstand in Haltung und Stimme erklärte er, dass er sich schuldig wisse und auf Besitz und Würde verzichte. Dann empfahl er sich gesenkten Blicks der Gnade des Kaisers. -

In langer Verhandlung erreichten ihm Wohlgesinnte unter den Fürsten, dass ihm das Leben geschenkt wurde. Die Freiheit erhielt er nicht wieder. Der Spruch, der bald darauf zum Reichsgesetz erhoben wurde, lautete: Welcher Sohn sich gegen seinen Vater erhebt, der soll Erbe und Ehre verlieren für immerdar.

"Für immerdar" wiederholte Heinrich, als ihm der Spruch verkündet wurde.

Heinrichs Gefangennahme und Verurteilung, dazu noch die Übertragung seiner Bewachung auf einen Wittelsbach entflammten seine Anhänger zu maßloser Wut. Der Kaiser musste in Eile den Heerbann aufbieten. Der Graf von Zollern war der erste, der ihm zu Hilfe kam. Damit weitere Truppen Zeit fänden, sich zu sammeln, führte Zollern seine Mannschaft eilends ins Feld. Bei Achalm stieß er auf Justingen und wurde nach mörderischem Kampf vernichtend geschlagen.

"Auf nach Worms!" hieß es jetzt im schwäbischen Lager, aber Heinrich war nicht mehr in Worms. So kämpften sie denn für ein freies Schwaben, manch einer vielleicht allein aus Rache. Es wird uns nicht erzählt, wir kennen jedoch annehmen, dass in den Reihen der Tapferen auch ein Ritter focht, den sie den `Wirt am Berge" nannten. Seinem Geschlecht war es beschieden, dereinst auf dem alten Heimatboden ein neues zu errichten, so dass der Besitz der Staufer nicht restlos aufging in den umliegenden Territorien, die sich beim Aussterben des Hauses in das Erbe zu teilen gedachten.

In seiner Kerkerhaft in Heidelberg hörte Heinrich mit bitterem Schmerz von den schweren Kämpfen. Gar nach der schnellen Wendung des Glücks fasste ihn Verzweiflung, dass er nicht mitten darunter bei den Seinen stehen durfte. Und wenn es denn nicht zum Siege führte, auf der Walstatt zu verbluten, ein Los vorzuziehen dem Siechtum seiner Gefangenschaft in Tatenlosigkeit und Unehre.

Zur Sicherheit des Reichs durfte Heinrich nicht in Deutschland verbleiben; der Kaiser hatte wohl erkannt, dass sein Sohn einen nicht geringen Anhang gewonnen hatte. An der italienischen Grenze wurde Heinrich von dem Marchese von Lancia in Empfang genommen und nach Nicastro in Apulien gebracht. Als einziger von seinem früheren Kreise befand sich nur Harms von Hausen in seiner Nähe. Der Burgherr von Nicastro hätte den jungen Ritter gern in seinen Dienst genommen. Harms aber schauderte bei dem Gedanken, seinem Herrn die Befehle von dessen "Kerkermeister" überbringen zu müssen. Er blieb als Lehnsmann eines geringen Herrn, der selbst nur ein Afterlehen besaß. Harms hatte bald den Ruf der Verlässlichkeit.

Er erwarb sich Vertrauen und allmählich auch das Recht freien Zugangs zu dem Gefangenen.

Heinrich, der immer wieder sich Aufrichtende, war nun doch in Gefahr, in Verzweiflung zu versinken. Mit Familie und Freunden ist er wahrscheinlich in Verbindung geblieben durch kurze Briefe, die nicht aufbewahrt wurden. Irgendwie oder irgendetwas zu lernen, versuchte er nicht. Die Aussichtslosigkeit geringster Verwertung und somit die Zwecklosigkeit jedes Bemühens empfand er als Fesseln gegen deren lärmenden Druck es keine Hilfe gab. Ein sehnsuchtsvoller Vierzeiler von Heinrichs Hand im Deutsch des Nibelungenliedes ist erhalten, vielleicht hat er sich einmal die Seele damit erleichtert:

Ich grüeze mit sange die süezen,
Die ich vermiden niht wil noch enmac.
Da ich si rehte von munde mohte grüezen,
Ach leides, des ist vil manic tac.

Sieben Jahre waren dahin gegangen. Der Kaiser weilte in Italien.

Heinrich fasste nicht mehr neuen Mut. Er erwog nicht den leisesten Gedanken an eine erneute Aussprache. Er erhoffte nicht mehr eine Wendung seines Schicksals.

Er sollte Nicastro verlassen, um nach Martinaro gebracht zu werden. Man körnte vermuten, dass der Wechsel Erleichterungen bedeutet hätte. Unter starker Bedeckung erfolgte der Aufbruch. Heinrich fragte nicht, wohin es ging. Hatte man ihm den Namen des Ortes genannt, so hatte er ihn kaum vernommen. Er kam nicht hin. Was sich auf der Fahrt zutrug, ist nicht überliefert. Aufzeichnungen sind gemacht worden. Wir wissen das Datum, das weitere wurde vernichtet, wohl auf Befehl.

Ob er dem Pferd zu gemeinsamem Todessprung die Sporen gab, wir wissen es nicht. In Kosenza erfolgte die Aufbahrung. Der Kaiser stand erschüttert an der Leiche seines Sohnes.

Friedrich, der sich freute, wo er Kraft sich regen, Macht sich entfalten sah, der sich lieber mit Starken messen als über Schwache herrschen wollte, hat den Größten nicht verstanden. nicht erkannt, vielleicht er ihm zu nahe war.

Wir hören von einer großen Trauerfeier, bei welcher der Geistliche über das Wort zu sprechen hatte: ''Abraham opferte seinen Sohn."

Für Heimrichs Familie war gesorgt. Den Enkel, der seinen Namen trug, nahm der Kaiser in seine besondere Hut. Es wurde erwogen, ob er König von Osterreich werden sollte. Österreich blieb bei Babenberg, es war im Sinne des Entschlafenen. Über das Grab hinaus hat Friedrich seinem Sohn die Abneigung nicht bewahrt.

Harms war verzweifelt, als öffentlich von in Aussicht genommener Begnadigung die Rede war; man war nicht sicher, ob begründet. Er fragte nicht, es galt nun gleich.

Er zog in seine Heimat zurück mit schwerem Herzen und leichtem Beutel, zwei schlimmen Reisebegleitern. Erst als nach mancher Mühsal die Laute der Muttersprache an sein Ohr klangen, regten sich wieder Jugendkraft und Jugendmut. In Regensburg besuchte er die Tuchers. Er musste erzählen, woran er nur irgend sich erinnerte, König Heinrich habe sich wohl bemüht, seine Seelenkraft zu bewahren, "für seinen edlen Sinn war es doch zu schwer." Über den letzten Tag wusste er nur zu sagen: "Wir fanden ihn tot neben dem toten Pferd. Und ich sitze hier," schloss er, "sein Pferd war besser als ich."

Sie schwiegen alle.
Dann sagte die Großmutter:
"Groß ist Glück und Unglück der Staufer, riesengroß die Stauferehre."


Hinweise zum Urheberrecht
Dieser Aufsatz ist urheberrechtlich geschützt, Kopien sind nur mit Angabe der Herkunft erlaubt:
"Lemke, Dr. Ottilie, Aus der Stauferzeit, 2. Teil König Heinrich der Staufer, Bad Pyrmont, 1966
(Näheres wird durch das Urheberrechtsgesetz geregelt.)
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