Firma C.F. Eckhardt

von Marion Sehmsdorf, geb. Bock, nach Aufzeichnungen von Gottlob Ferdinand Eckhardt

 

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Der Gründer dieser Firma war der am 2. März 1757 in Pleidelsheim geborene: Christoph Friedrich Eckhardt [C.F.E.]. Er war das älteste seiner Geschwister und hatte das kleine kaufmännische Geschäft und Haus seiner Eltern bereits übernommen, mußte es wieder verlassen, weil ein jüngerer Bruder sich durch reiche Verheiratung sich in Stand gesetzt hatte, den Kaufschilling baar zu bezahlen und seine Rücksichtnahme hierauf die Verhältnisse ohne allen Zweifel erheischten. Mit Frau und einer bereits zahlreichen Familie, jedoch ohne Vermögen wußte C.F.E. weder wohin noch woaus.

Vergeblich nach einem Auswege sich umschauend hatte der Bedrängte einmal in dem Wäldchen gegen Steinheim sich auf die Knie geworfen und um sein und der Seinigen Schicksal tief bekümmert den allmächtigen Gott um einen Fingerzeig nur und einen Wink väterlichen Rates gebeten. Gebeugt und gedrückt war er niedergesunken und vermochte fast nicht sich wieder zu erheben; doch allmählich fühlte er sich beruhigter und getröstet und mehr und mehr überkam ihn Fassung, Mut und Vertrauen in höherem Grade als je.

Er kehrte ins Dörflein zurück und da lag vor ihm an der für ein Geschäft besonders geeigneten Stelle ein schöner freier Platz, der niemals zuvor ihm so sehr aufgefallen war. Hier ein Haus, dachte er - aber woher die Mittel dazu? Er teilte den Gedanken einigen Freunden mit und wurde von denselben noch weiter dazu ermuntert. Der junge Mann muß für sich und seine Familie ein Haus haben, hieß es, und wenn jeder Bürger eine Fuhre umsonst thun mußte!

Es darf wohl nicht erst bemerkt werden, daß C.F.E. unter allen seinen Mitbürgern seiner Eigenschaften wegen gar sehr beliebt war. Jener Bauplatz dem Rathause gegenüber wurde erworben und in Gottes Namen Hand an das Haus gelegt. Die Mitbürger alle waren sehr freundlich und drängten so sehr, wenigstens auch nur eine Fuhre zu tun, daß C.F.E., der ebenso gern auch Gegenliebe geübt hat, noch in den spätesten tagen mit Rührung davon sprach.

Johann Christoph Friedrich Eckhardt, geb. 3.3.1757 Pleidelsheim, gest. 6.4.1833 Ludwigsburg
Joh. Christoph Friedrich Eckhardt
geb. 3.3.1757 Pleidelsheim
gest. 6.4.1833 Ludwigsburg

Der Firma: "C.F.Eckhardt" sei es vorbehalten, einstens noch ein kleines Andenken von "Eckhardts Treue" in die Kirche nach Pleidelsheim zu stiften.es war nicht die unrechte Hand, welcher der Gründer der Firma sein und der Seinigen Fortkommen so angelegentlich empfohlen hatte, denn aus jenem Wäldchen heraus begleitete ein sichtbarer Segen den Fleiß des jungen Mannes, der keine Mühe scheute, äußerst tätig und haushälterisch war, und dessen Geschäft nun von Tag zu Tag an Umfang und Vertrauen gewann; selbst die umliegenden Orte meinten, man kaufe eben doch am besten bei C.F.E.

Er wurde aber auch einmal, wie seine besten Freunde meinten, etwas übermütig, in dem er in einem Herbste, in welchem der Wein besonders gewachsen war, ein größeres Quantum als seine Kräfte und sein Keller zu erlauben schien, gekauft und sogar den Gemeindekeller gemietet hatte. Der Mann hat sich verkauft und ruiniert, hieß es nun, und sogar ein naher Verwandter weiblicher Seite kündigte ihm darüber ein Kapital von 500 fl. - auf, was ihn allerdings in Verlegenheit setzte; doch war der vermeintliche Fehler und Ubermut so gar groß nicht, denn auch damals gedieh der Wein nicht immer gleich gut; es folgten nach einander ein paar Fehljahre, der Krieg drohte und brach aus, Truppenmärsche begannen, ein größerer Verbrauch trat ein, die Preise stiegen und, jener Wein um 10 fl.- per Eimer gekauft, fand nun reißenden Absatz zu 80 fl.- und 90 fl.- und noch mehr Gulden. Der nunmehr leere Gemeindekeller wurde jetzt benutzt zur Rettung von Hab und Gut und der Feind rückte ein. Dies war eine böse Zeit, doch wer sie benutzte, konnte auch aus ihr einigen Vorteil ziehen. C.F.E. und Freund Häußermann kauften, nach den in der Umgegend gefallenen Treffern oft die schönsten Pferde für wenige Gulden, doch waren diese Unternehmungen insofern riskiert, als die Wertgegenstände oft mit Gewalt aus den Häusern weggenommen worden waren.

In ruhigeren Zeiten wurde, was damals noch viel hieß, auch die Messe in Frankfurt besucht und zwar nach damaliger Sitte zu Fuß, wobei unterwegs das Mittagsmahl in der Regel unter diesem oder jenem schönen Apfel- oder Birnbaum eingenommen wurde. Von Frankfurt aus ging man den als besser renomierten Fabrikanten etliche Stunden Weges entgegen, um sie dabei zu vermögen, daß sie einem gegen Geld und gute Worte auch etwas von ihrer Ware zukommen ließen. In Frankfurt hatte C.F.E. einen Oheim Joh. Jeremias Eckhardt, der sich auch mühsam nur empor gearbeitet und gerade auch deshalben an dem Fleiß und dem geordneten Verfahren seines Neffen eine Freude hatte.

Bei diesem Oheim hatten sich einmal Bekannte und Verwandte dahin geäußert, daß es ihnen eine ganz unbegreifliche Sache sei, wie der Fritz nachdem was sie da und dort schon gehört, alles was er kaufe, auch sogleich bar bezahle, während sie selbst in besseren Verhältnissen dies nicht vermochten. Diese Mitteilung über Fritz hatte den guten Oheim außerordentlich gefreut, und er konnte sich darüber eines Scherzes, den er überhaupt gern machte, nicht erwehren. Mit anscheinend wichtiger Miene sagte er daher: "Ja! wenn Ihr aber erst wüßtet, daß Fritz, nachdem er alles bezahlt, noch ein Strümpfchen "so hoch" lauteres Gold übrig hat."

Dieser reine Scherz aber hätte aber den Fritz beinahe das Leben gekostet, denn nun entstand eine solche Eifersucht, wie ich sie nicht beschreiben will, und nach der nunmehrigen Meinung der Verwandtschaft war es nicht anders möglich, als Fritz hatte das Mezger'sche Erbgut, von welchem damals viel die Rede gewesen, unter der Hand sich angeeignet, denn woher hätte sonst das Säckchen oder wie es jetzt gar hieß, die Säcke voll Gold kommen können -. Der gute Fritz aber war auf seinem Heimwege von Frankfurt durch das Gold wenig beschwert, denn dies war damals ohnehin eine Seltenheit und selbst Silber hatte er' auf allen seinen Gängen weniger zu tragen, als an den Sorgen des Lebens, die aber, genauer betrachtet, uns oft viel zuträglicher und nützlicher sind, als wir glauben und zu unserer Reife unentbehrlich.

Auf anderem Wege, als den des Fleißes und Segens hatte C.F.E. nichts erworben. Der vermeintlich reiche Vorrat seiner Kasse bestand tatsächlich in einer richtigen Einteilung und dem Grundsatz nur so zu kaufen, als seine Mittel erlaubten, alles aber, was er kaufte gleich zu bezahlen; in dieser Weise hatte dann auch jeder Fabrikant und Geschäftsfreund gern mit ihm zu thun. Das falsche Gerücht von dem Erbgut dauerte Jahre lang, bis endlich eine Anzahl Solcher, die sich miterbberechtigt glaubten, vereinigten und einen dazu besonders Bevollmächtigten an den Wohnsitz des weiland Erblassers, nach Breda nach Holland sandten, was damals mit großem Aufwande an Kosten und Zeit verknüpft war. Nach mehrwöchiger Abwesenheit kehrte der Absender wieder zurück und mit ihm der jahrelang abgebrochen gewesene Burgfriede, an den manches Lächeln entfernterer Bekannten sich knüpfte. Später tauchte dieselbe Erbschaftsgeschichte auch in anderen Kreisen noch auf, aber stets mit demselben oder was gleich viel will, ohne allen Erfolg -.

Indessen hatte die Firma "C.F.E ." weniger auf Ererben als (auf) Erwerben in geordneter Weise bedacht, und ihren Verkehr ansehnlich erweitert; Boten, Fuhrleute und Reisende kamen häufiger, die Schiffer luden in dem benachbarten Ingersheim für Rechnung von "C.F.E." ein und aus und von Heilbronn kam einstmal das Ansinnen, doch keine solchen übergroßen Fässer mehr dahin abrichten zu lassen, da ja dieselben in dem Lagerhause gar nicht geborgen werden könnten. Diese großen, von Holland kommenden Fässer enthielten in der Regel Tabak, der von Pleidelsheim aus nun nach allen Richtungen versandt wurde. Leider aber wart dieser schöne und bedeutende Handel bald unterbrochen und in seiner Blüte, in Folge der eingeführten "Regie" mit einem Male vernichtet.
Diese gewaltige geschäftliche Störung machte, wie man sich leicht denken kann, auf den, der lieber sein ganzes "sauererworbenes" Vermögen hingegeben, als daß er jene Erfahrung gemacht hätte, den peinlichsten Eindruck. Denn der schönste Geswchäftsgang war zerstört, die heiterste Aussicht getrübt und Alles, was daran sich geknüpft hatte, unwiederbringlich verloren.

Der Oheim in Frankfurt schrieb bald darauf in der herzlichsten Weise und ermahnte seinen Neffen, den Mut nicht zu verlieren, er solle nur, wie bisher fleißig und rechtschaffen in all seinem Thun sein und dann werde sich die Zukunft auch allmählich wieder erhellen, auch er habe manch bittere Erfahrung machen müssen, doch wenn man jung sei, könne man auch mehr leisten und tragen, nun aber sei er alt und müde und hätte in Beziehung auf sein Geschäft nur nach den einzigen Wunsch dasselbe einem braven geordneten Mann übergeben zu können, von dem er überzeugt sein dürfe, daß er es in Ehren weiter führen werde, aber ihn nun niemand hierzu vorzuschlagen weiß, wenn der Vorzuschlagende etwa ein Mann wäre von der Art wie Fritz selbst, so wollte er demselben gern ganz annehmbare Bedingungen stellen. Mit welchen Gefühlen dieser Brief aufgenommen worden ist, kann man sich denken, wenn man das so mühsam begonnene und nun in seinem Hauptbestandteil plötzlich vernichtete Geschäft zu Pleidelsheim von der einen und von der anderen Seite um die Aussicht auf Frankfurt ins Auge faßte.

Eines langen Besinnens hat es nicht bedurft und ebenso schnell als freudig schrieb Fritz zurück, daß er einen freundlichen Wink und ein väterliches Wohlwollen in der Anfrage erkennend, sich selbst vorschlage und die Bedingungen ganz und gar dem Oheim überlasse, einzig nur das Wohlwollen und den nuten Rat des bisherigen Besitzers möchte er zum Kaufe auch für künftige Zeiten sich ausbitten. Daran würde es auch nicht gefehlt h aben, denn der Oheim war ja dem Neffen von Herzen gewogen.

Das Haus des Oheims in Frankfurt nebst dem von ihm darin betriebenen Geschäfte ward gekauft und dagegen das Haus und Geschäft in Pleidelsheim verkauft, wie es aber zum Abzuge kommen sollte, so tat der souveräne König Friedrich dagegen Einsprache, legte auf alles Beschlag und alle Vorstellungen und Bitten waren vergeblich. Von den damaligen Gewalttätigkeiten hat man jetzt unter einem König Wilhelm keinen Begr iff mehr, und dem nun gleichsam auf die Straße gestellten 'C.F.E." blieb andere Wahl, als eben in irgendeinem Orte des Landes oder auf Hohenasperg, der Lieblingsfestung des alten Herrn und zu deren näheren Bekanntschaft gar wenig Umstände erforderlich waren, sich niederzulassen.

Schon in den 90iger Jahren hatte CFE neben seinem Geschäft auch eine Fabrik von Metallknöpfen errichtet und dazu ein weiteres Gebäude aufgeführt. Jene Fabrikation lernte er teilweise in Nürnberg kennen, wo er sich früher mehrere Jahre aufgehalten, Vieles gesehen und deshalb auch manches von daher, seinem Gedächtnis eingeprägt hatte. Er machte den Weg dahin an der Seite des großen Rohrstockes mit elfenbeinernem Knopfe, den er beim Austritt aus der Lehre - denn Lehrlinge durften damals weder Stöcke, Schnallen, Uhren, Chapeaus noch andere Dinge dieser Art tragen und auch nie ohne Schürze ausgehen - als Zeichen der neuen Würde feierlich empfangen hatte und traf nun in Condition zu einem Herrn Stengelein, wo er bald ersten Commis sich aufschwang. In diesem Hause schräg über dem Brünnlein an der Lorenzer Kirche herrschte eine große Ordnung und Pünktlichkeit, auf welche mit großen Lettern schon der Denkspruch unter der Uhr ins Comptoir hinwies und also lautete:
"Ein Mensch kann ebenso wenig zu ordentlich sein, als Uhr allzu richtig gehen kann."

Und dieser Denkspruch zog sich denn auch wirklich wie ein roter Faden durch alle geschäftlichen und häuslichen Einrichtungen en durch; auf den Schlag der Stunde wurde zu und von der Arbeit gegangen, auf die Minute hin das Essen aufgetragen und wer beim Tischgebet
nicht anwesend war , durfte sich weder mehr niedersetzen noch mitspeisen; legte der er erste Commis Löffel und Besteck auf den Teller
und stand auf, so musten alle Jüngeren ebenfalls aufstehen und vom Tische gehen, gleichviel, ob er sich satt gegessen hatte oder nicht.

Der ersten Ehe des Gründers mit einer geb. Zenner entsprossen folgende, beim Wegzug von Pleidelsheim noch am Leben befindlich gewesenen Kinder: ,
1) Christoph Friedrich geb. d. 10. Nov 1783 gest. in Wien 15. 2. 1820
2) Friederike geb. 28. Febr. 1785, gest. in Stuttgart d. 2. Sept. 1835
3) Louise geb. l0. Jan. 1787 gest. in Suttgart d.15. Nov. 1855
4) Charlotte geb. 12. Mai 1789 gest. in Ludwigsburg d. 15.10. 1844
5) Nane geb. 21. Dez., 1793 gest. in Ludwigsburg d. 29. März 1822

zu 1) war ein ausgezeichnetes kaufmännisches Talent, war in Amsterdam etabliert und hatte schnell viel erworben aber wieder alles verloren, er war mit Johanna geb. Class-Tholen aus Emden verheiratet, später aber von ihr getrennt; dieser Ehe waren keine Kinder entsprossen.
zu 2) Friederike hat sich nach Plattenhardt verheiratet, ihr einziges Kind Garl Keinath, ist als Kaufmann in Amerika.
zu 3) Louise verheiratet an F.G. Schulz hinterließ 3 Kinder:
Lottchen verehelichte Fleischhauer
Louise verehelichte de Bary (oder de Barg)
Fritz Schulz
zu 4) Charlotte war an Kaufmann Süßkind in Nürtingen verheiratet und es sind ihre sämtlichen Kinder verstorben.
zu 5) Nane war an Ratsschreiber Banzhof in Ludwigsburg verheiratet, ihr einziges Kind Fritz starb am 30. Juni 1860 in Heilbronn.

Die zweite Ehe des Gründers der Firma "C.F.E." wurde mit Maria Elisabeth geb. Spittler geschlossen Dieselbe ward am 13. April 1766 zu Cannstadt geboren, ihre Mutter war eine geborene Weiß und ihr sehr würdiger Vater starb m 8. März 1770 als Pfarrer z u Wangen, wo sein Grabstein noch heute zu finden. [Anmerkung.: Bei einem Besuch in Wangen im Jahr 2003, konnte ich den Grabstein, auch mit Hilfe des Pfarrers nicht mehr finden. JS]
Diese zweite Wahl wer gleichfalls eine sehr glückliche, denn diese zweite Mutter war eine ebenso kluge und fromme als rechtlich gesinnte Frau, die sich das größte Vertrauen und allgemeine Achtung erwarb. Die dieser Ehe entsprossen, beim Wegzuge von Pleidelsheim noch am Leben befindlich gewesenen Kinder waren:
6) Gottlob Friedrich geb. den 29. April 1800
7) Elisabeth geb.d. 23. April 1802, gest. d. 4.2.1822
8) Johanne Marie, verehel. Lotter, d. 14. Mai 1809 geb.

Nachdem wie vorstehend bemerkt, der Plan nach Frankfurt zu ziehen, durch die Gewalttat des damaligen Königs vereitelt worden war, erwarb "C.F.E." das zwischen der Mädchen- und Knabenschule, der goldenen Kanne gegenüber gelegene Haus in Ludwigsburg und siedelte dahin im Jahre 1810 über. Haus, Hof und Garten bildeten ein schönes und angenehmes Besitztum, am Ende des Gartens der Kirchstraße entlang wurde das Fabrikgebäude errichtet, mit der Knopffabrik wurde eine Essigfabrik in Verbindung gesetzt und nach und nach noch dieser und jener Artikel beigelegt.

Ausschnitt aus dem Adressbuch von Ludwigsburg 1819

Ausschnitt aus dem Adressbuch von Ludwigsburg 1819

Quelle: Stadtarchiv Ludwigsburg

   
Grundstück C.F.Eckhardts, Ludwigsburg, zw. Oberer Marktstr. und Oberer Kirchstr.

Ausschnitt aus dem Stadtplan von Ludwigsburg 1825
Das Grundstück verläuft von der Oberen Marktstraße (Hausnr. 127 auf dem Kopf stehend) bis zur Oberen Kirchstraße. Es ist erkenntlich an der Rasenfläche mit den sich kreuzenden Wegen in der Mitte.

 

Quelle: Stadtarchiv Ludwigsburg

   
Grundstück C.F.Eckhardts, Ausschnitt aus dem Adressbuch von Ludwigsburg 1825

Ausschnitt aus dem Adressbuch von Ludwigsburg 1825
s. Nr. 120 und 127

Quelle: Stadtarchiv Ludwigsburg

   
Kirchstraße 6, Ludwigsburg, ehem. Fabrikgebäude C.F.E.s

Kirchstraße 6, Ludwigsburg, ehem. Fabrikgebäude C.F.E.s
Erbaut Mitte des 18. Jahrhunderts, im 19. Jahrhundert verändert, diente es um 1909 vorübergehend als Gefängnis.
(Nach dem Adressbuchausschnit von 1825, oben, muss es zum Teil, oder das Nachbarhaus "Stadt-Gefängnis" gewesen sein.)

aus "Kulturdenkmale der Innenstadt", Stadt Ludwigsburg

 

Quelle: Stadtarchiv Ludwigsburg

Ende der 20iger Jahre entstand der württemberg-bayrische Zollvertrag, der Vorläufer des deutschen Zollvereins und da Ludwigsburg kein Hauptzollamt hatte, so stellten sich manche Schwierigkeiten und Hindernisse dem Geschäfte entgegen und ließen die Verlegung desselben in das benachbarte Stuttgart u. von den Verhältnissen geboten, erscheinen.

"C.F.E." war gealtert und müde geworden und sehnte sich nach Ruhe. Unter Mitwirkung des eben so tätigen wie einsichtsvollen Tochtermannes F.G. Schulz übernahm der Sohn Gottlob das Geschäft und verlegte es nach Stuttgart, zu welchem Behufe er das Haus N. 22 in der Kronprinzstraße, dem Gymnasium gegenüber, kaufte.

Kronprinzstraße 22, Stuttgart
Kronprinzstraße 22, Stuttgart

In dem wegen seiner Strenge bekannten Winter, am 15. Jan. 1830, übersiedelte er nach Stuttgart, eröffnete das Geschäft am Geburtstage des Vaters am 2. März und behielt aus Dankbarkeit und zur Ehre des Vaters dessen Firma: "C.F.E." bei.

Möge der Segen des Himmels auf ihr ruhen, möge der Segen aus jenem Wäldchen heraus, sie allüberall begleiten, möge sie der Mahnruf sein, wie zum Fleiß und zur Ordnung, so zur brüderlichen Eintracht und Liebe, zur Geduld und Demut, zur Ergebung und Erhebung, zum Vertrauen, zur Hoffnung und zu stetem Aufblicke zu Gott.
Aus dem sorgen- und mühevollen, doch unter sichtbar höherem Schutze vollbrachten Lebenslaufe dürfte noch zu erwähnen sein, daß "C.F.E.", wie im Allgemeinen, so besonders auch gegen seine Geschwister viel Liebe und Treue geübt und nach Erfordernis mehrere derselben nebst deren Angehörigen oft über seine Kräfte unterstützt hat.


Derselbe Bruder, um dessentwillen das elterliche Haus seinerzeit geräumt werden mußte, fand, nachdem alle seine Habe bei dahin war, bei "C.F.E." jahrzehntelang und bis zu seinem Tode Aufnahme und Pflege und wenn dann und wann die brüderlich Nachsicht auch auf etwas harte Proben gestellt wurde, so fand dieselbe im äußersten Falle Ihre Stütze in der vortrefflichen Gattin, die sodann in sinniger Weise geltend zu machen wusste, daß ja, wenn der Fehlende immer seine Pflichten erfüllt hätte, es beinahe unmöglich gewesen wäre, neben ihm aufkommen zu können.

Geschäftskarte C.F. Eckhardt, Paris - 19, Rue Turgot

In solcher Weise und in stetem Hinblick nach oben suchten beide Gatten die ihnen obliegenden Pflichten nach Kräften zu erfüllen und sanft entschlief "C.F.E." am Ende der Leidenswoche, dem Tag vor Ostern am 6. April 1833.

Seine Hülle ruht seinem Wunsche zu Folge an der Seite seiner vielgeliebten und früh verklärten Tochter Elisabeth, auf welche, in Betreff ihres Characters, Geistes und Herzens die Worte:
"Hier übt die Tugend ihren Fleiß
Und jene Welt reicht ihr den Preis"
die bezeichnendste und bebegründendste Anwendung finden.
"Mögen sie sanft ruhen alle die Seligen " und Vater und Tochter des Himmels höchstes Glück genießen, möge ihr Segen weithin, ja auf die entferntesten Zweige sich erstrecken.

Maria Elisabeth Spittler
geb. 13.4.1766 Cannstadt
gest. 15.5.1852 Stuttgart
(Glasnegativ, reproduziert von Dr. Martin Melzer)

Die Witwe Elisabeth, geb. Spittler, war stets eine ebenso verständige als rechtliche, eine ebenso fromme und gottesergebene als entschlossene und tatkräftige Frau, in ihrem Berufe keine Mühe und für das Erhabene und Edle kein

Opfer gescheut hat; ihren vortrefflichen Vater verlor sie, ehe sie noch ganz 4 Jahre alt war und wenn sie unter den bedrängten Verhältnissen oft schmerzlich vernehmen mußte, daß ein Kind, welches keinen Vater mehr habe, viel über sich ergehen lassen mußte, so waren es gerade diese von der eigenen Mutter liebreich, aber sehr häufig ausgesprochenen Worte, die in dem zarten Kinde eine Demut und Ergebung für das ganze Lebon weckten und erhielten, wie sie schöner weder Jugend noch Alter je hätten zieren k önnen.

Der Unterricht in den Schulen beschränkte sich damals in der Regel auf Lesen uröd Schreiben, dagegen aber wurde, wenigstens von dem Töchterlein viel memoriert und so kam es, daß in dem langen Lebenslaufe nicht leicht ein frohes oder ernstes Ereignis eintrat, an welchem die sinnige Frau nicht in dem passenden Sprüchlein oder Verslein das tiefste und feinste Gefühl auszusprechen gewußt hätte; auch schriftlich wußte sie sich derart auszudrücken, daß, als ihr Söhnlein Gottlob, von seinem neunten bis zum vierzehnten Jahre bei Präceptor Oetinger in Bocknang war, der damalige Lehramtscandidat und nachherige Professor Lachmayer in Straßburg sich immer freute, wenn er einen ihrer Briefe an das Söhnlein zu lesen bekam und gar oft sagte er bei solcher Gelegenheit: "O Männlein! Du hast eine vortreffliche Mutter."

Während dieser 5 Jahre verging auch nicht leicht ein Botentag, an dem nicht ein Brieflein der Mutter gekommen wäre, und keinen derselben gab es, der nicht eine gute Lehre oder frommes Verslein enthalten hätte. Begleitete die Mutter dann und wann das Söhnlein zurück aus der Vakanz, so wurde regelmäßig ein Lied oder ein Gedicht auf dem Wege zusammen gelernt. Den Briefen war von Zeit zu Zeit ein Taschengeld von 3 oder auch 6 Kreuzern beigeschlossen, was nicht ungern aufgenommen wurde; als aber in Abwesenheit der Mutter, der Vater einstens 2 fl. auf einmal gesandt hat, da wäre das Bürschlein beinahe übermütig geworden und auf Abwege geraten, wenn die Mutter das Gleichgewicht nicht wieder herzustellen und nicht nachträglich noch eine Einteilung anzuordnen gewußt hätte.

In ihren früheren Jahren besuchte Elisabeth von Wangen aus von Zeit zu Zeit das nahe verwandte Hardtmannsche Haus und blieb stets mit den Gliedern desselben in den freundlichsten Beziehungen.
Einstmals wurde sie als sehr junges Mädchen nach Augsburg berufen, und machte den Weg dahin zu Fuß, von hier aus ging sie auf Einladung eines Verwandten des Herrn Rektor Brastberger nach Heidenheim und wäre da beinahe um ihr junges Leben gekommen. Das Schmelzen des Schnees hatte ein großes Gewässer verursacht und die Straße in einen Strom verwandelt, es waren indessen Pfosten und Steine angebracht und zum Notbedarf Bretter darüber gelegt, jedoch schauderte davor des Mädchen zurück, da faßte es ein Mann an der Hand und sagte, er wolle es hinüberführen - So waren sie bis in die Mitte gelangt - da stieß eine Eisscholle an das Brett, es schwankte der Mann fiel und zog das Mädchen mit in die Fluten hinab. Der Begleiter rettete sich, das Mädchen aber wurde eine große Strecke weit fortgerissen, und dann erst, jedoch bewußtlos, dem Wasser entrissen. Dem Sohn Gottlob wurde später noch die Freude zu Weil, die Tochter des Retters aufzufinden. Vier Jahre nach dem Tode des Gatten entschloß sich die Witwe Elisabeth auf die anhaltenden Bitten ihrer Kinder, nach Stuttgart zu ziehen, wo sie denn nun auch von Jacobi 1837 an wohnte, und durch die Heiterkeit und Frische ihres Geistes und Herzens Kinder, Enkel und Freunde bis zum letzten Tage begleiteten. Sie hatte, analog mit ihrem Geiste, und immer eine ganz aufrechte Haltung und war stets einfach, aber auf das reinlichste gekleidet, sowie überhaupt ihr Erscheinen und Wirken den Stempel der Ordnung u. Pünktlichkeit trugen.

Selbst nach Zurücklegung des 86sten Lebensiahres hatte sie noch nicht gealtert, denn mit gewohnter Lebhaftigkeit und Teilnahme wirkte sie fort und stets war ihre Aufmerksamkeit tätig. Um sie sammelte man sich bei jeder Gelegenheit und gerne, wo man ihrer bedurfte, eilte sie zu Hilfe, und so auch hatte sie, um einer noch bejahrten Freundin beizuspringen, sich Wind und Wetter auf einem entfernten Wege zweimal an ein und demselben Tage ausgesetzt, unmittelbar stellte die Folge sich ein und mit dem Gefühle des Unwohlseins sprach sie auch sogleich in der bestimmtesten Weise über ihr bevorstehendes S cheiden, sie ließ ihren Seelsorger und ihre Angehörigen den Arzt rufen, letzterem schien erst das Alter, bald aber mehr die zu einer Brustentzündung sich entwickelnde Krankheit bedenklich, gerade eine Woche ging darüber hin und mit jeder Stunde derselben bekundete sich auch diejenige Ruhe, Fassung und Bereitschaft mittels deren man allein nur würdig dem Tode entgegen sehen kann, auch die Kraft ihres Gedächtnisses bewährte sich da in überraschender Weise, denn wie sonst ein Leidender oder Sterbender Trost und Zuspruch empfängt so richtete sie dieselben an die Ihrigen und recitierte zu deren Begründung Sprüche, Verse und Lieder in unerschöpflicher Menge.
Eben hatte in den ersten Frühstunden des 15ten Mai 1852 die sich ankündigende Sonne den ganzen Horizont in den schönsten Purpur gekleidet, als das geliebte mütterliche Auge sich schloß und die edle Seele dahinschied.
Ihre Hülle wurde auf dem Hoppelauffriedhof an demjenigen Plätzchen bestattet, welches die Verstorbene zuvor sich dazu ausersehen hatte.


Es baute der Segen des Vaters das Haus,
Die Liebe der Mutter sie schmückte es aus
Doch nicht mit irdischen Dingen und Tand
0! nein, sie legte die bildende Hand
An der Kinderherzen Gefühl und Sinn
Zu erziehen den innern, den höheren Gewinn
In welchem verborgen, in dem er beglückt
Der schöne mütterliche Segen nun liegt;
Der Segen abstammend vom Elternpaar
Er sei und bleibe für immerdar
Von jetzt bis in die ferneste Zeit
Den Kindern und Kindeskindern geweiht
Er bleibe der guten Firma gewahrt
Und von Treue zeuge der Name "Eckhardt".

Nachtrag: Aufzeichnungen des Sohnes Gottlob Friedrich E.
von ihm wahrscheinlich auch die Verse
M Sehmsdorf
Urenkelin vn C.F. Eckhardt



 


Letzte Aktualisierung: 27.02.2009