Der historische Hintergrund zu dem Drama von Edmond Rostand „Der junge Adler" (L'Aiglon)

Die Personen

 

 

Zurück

Seine Feinde.
Die weitaus bedeutenderen Personen gehören der Gegenpartei an: Metternich mit der Macht seiner Persönlichkeit und Friedrich von Gentz, seine rechte Hand, Kaiser Franz im Glanz seiner Stellung, Marie Louise mit ihrem von der Naturgeschützten Recht, Sedlnitzky - bei Rostand Sedlinsky genannt - mit seiner amtlichen Machtbefugnis, Dietrichstein im Glauben an seine Mission, einen Habsburger bilden zu müssen. Wie kann man sagen, daß das Drama keinen Helden habe, wenn der Figur des Helden die Aufgabe zufällt, neben einem kleinen Freundeskreis diesen Feinden bis zur Katastrophe die Wage zu halten!
Metternich ist diejenige Person des Dramas, der das bedeutendste historische Urbild zugrunde liegt. Srbik setzt als Motto vor sein Lebensbild des Staatsmannes und Menschen die Worte: „Metternich ist ein Prinzip gewesen, ein Panier, dem ein Teil des Jahrhunderts gefolgt ist, während ein anderer dawider gestanden und es zuletzt gestürzt hat." 1) Dabei handelt es sich nicht um annähernd gleiche Teile. Die Zahl derer, die Metternich ablehnten, war bei weitem die größere. Mit seinem Namen verband sich untrennbar die Vorstellung der Hemmung und Unterdrückung. Seinem hochbegabten Sohn Richard war es allein wegen des Familiennamens nicht möglich, in Deutschland ein Feld der Tätigkeit zu finden; er war lange Zeit Botschafter in Paris 2). Es liegt eine Art von Bedeutungserweiterung vor, wenn dem Namen [Anm. O. Lemke: Hinweis auf Fleischmann Le Roi de Rome et les Femmes Paris 1910, worin bewiesen werde, daß der Herzog die Tänzerin nicht gekannt hat.] Metternich die Kehrseite einer ganzen Epoche gleichgesetzt wird. Wenn auch in vielen Fällen ein unmittelbarer oder mittelbarer Zusammenhang zwischen Zeitereignissen und ihren Nachwirkungen einerseits und Metternich andererseits festzustellen ist, so ist doch der Rückschluß auf die Person eines einzelnen als alleinige Ursache unberechtigt. Die Gründe liegen tiefer. Vor allem war bei den Entscheidungen des Staatskanzlers die allgemeine Lage des Staates, dem er diente, in Betracht gezogen worden. Mit Pflichttreue, Weitsichtigkeit und nicht ohne Geduld hielt Metternich ein Gebäude zusammen, das trotz bewiesener Widerstandskraft von seinem Ideal eines Staates weit entfernt war. Gerade in seinem Jahrhundert zerbrach man sich viel den Kopf über den besten Staat. Metternich lehnte das Suchen nach einem solchen kurzerhand ab, er hielt die Schaffung eines starken Staates für den einzig möglichen Weg, der elementaren Kraft des Volkes Bahnen zu bieten, in welche sie sich ergießen konnte, um ohne Schaden zu wirken. Für seine Auffassung vom Volke waren Eindrücke aus seiner Jugend bestimmend gewesen. Die Schlagwellen der französischen Revolution hatten zerstörend und schädigend seine Heimat und seine Laufbahn getroffen. Er hatte im empfänglichsten Alter die Revolutionsheere am Rhein gesehen, und sie hatten ihm den Eindruck wilder Scharen gemacht, wie nur die Zeit der Völkerwanderung sie gesehen haben konnte.

Besser als er das Volk kannte, wußte er mit den Herrschern, den einzelnen Führernaturen im Staate, Bescheid. Auch hier hatte er in der Jugend aus eigener Anschauung und Erfahrung gelernt.

Er vertrat Österreich am Hofe Napoleons, nachdem er in gleicher Eigenschaft in Berlin und Dresden tätig gewesen war. Mit erstaunlichem Geschick machte der junge Diplomat aus allen Wechselfällen und Widerwärtigkeiten jener Zeit, die einen anderen Nervenkraft gekostet hätten, Übungen zu seiner Ausbildung und zu einer Gelegenheit, Napoleon kennen zu lernen. Hier übte er „die schwere Kunst der Selbstbeherrschung, des Verbergens seiner Gedanken unter kalter Zurückhaltung, ... des liebenswürdigen Konversierens mit tödlicher Feindschaft im Herzen" 3).
Sein unermüdliches Zurückhalten und Zurückziehen, verhängnisvoll im Innern, war ein Meisterstück dem äußeren Feind und Freund gegenüber. Wir dürfen es im besonderen auf den
Minister des Äußeren beziehen, wenn Srbik von Metternichs Politik sagt: „Ihre Wege sind oft winkelzügig und verschlungen, Zurückweichen und Vorwärtstasten, Zweideutigkeit und Doppelzüngigkeit bis zur vollen Unwahrhaftigkeit und dann im entscheidenden Augenblick energisches Zugreifen." 4). So stand er Napoleon, so Marie Louise, so auch der Sache des nach Wien verschlagenen Napoleoniden gegenüber. Er hielt ihn verborgen, zeigte ihn plötzlich, konnte ihn wieder zurücktreten lassen, je nachdem es in seinem Interesse lag. Mit der Berechnung eines „Schachmeisters" öffnete er 1830, Louis Philipp zum Schrecken, dem Prinzen weitere Kreise 5). Um Erziehung und Unterricht kümmerte er sich im einzelnen nicht, nachdem er bei der Besetzung der Stellen die Entscheidung getroffen hatte. Eine Verdummung hat er nicht angestrebt, wie bis in die jüngste Gegenwart von französischer Seite behauptet worden ist 6). So paradox es klingen mag, er hätte in geringen geistigen Kräften keinen Hinderungsgrund zur Bekleidung einer hohen Stelle gesehen. Das beweist seine Stellungnahme zur Thronfolge Ferdinands. Es wäre möglich gewesen, den geistesschwachen, kindlichen Prinzen, der seine Zeit nur mit Spielereien zubrachte, vom Thron auszuschließen. Metternich trat für ihn ein. Wenn dann auch oft Erzherzog Ludwig der in Wahrheit Regierende war, so war doch Ferdinand das gekrönte Haupt.

Im Jahre 1830 stand Metternich nicht mehr ganz auf der Höhe der Macht, die er in der napoleonischen Zeit erreicht und sich lange erhalten hatte. Der Stillstand begann im Jahre 1826 nach einer Genesung des Kaisers von schwerer Krankheit. „Als Kaiser Franz in Todesgefahr schwebte, hatte sich der Staatskanzler als Mittelpunkt der Monarchie fühlen können. Nun war er nicht viel mehr als Minister für das Ressort der äußeren Angelegenheiten." 7) Der Kaiser gewann die frühere Gesundheit nicht wieder. Seine zunehmende Indolenz hatte für Metternich den Verlust des Rückhalts zur Folge, den er an Franz stets gefunden hatte. Sein Gegner war Graf Kolowrat. Der Name lebt noch heute fort in dem Straßennamen Kolowratring, während Metternich diese Ehre nicht zuteil geworden ist. Kolowrat arbeitete ihm entgegen, wo immer ihre Wirkungskreise sich berührten. Nur die äußere Politik blieb Metternichs ureigenstes Gebiet. Hier verteidigte er seine alten Grundsätze in ungeminderter Zähigkeit.

Vor den Augen der Welt war er noch immer, „ein Staatsmann von größter Kunst der Menschenbehandlung, von ungewöhnlicher Schärfe und Feinheit des Verstandes, von größter Vorsicht und kühler, leidenschaftsloser Berechnung der Lagen und Möglichkeiten, ein geborener Staatenlenker" 8).

Er war damals Witwer. Die äußere Erscheinung des 67jährigen war noch immer eindrucksvoll. Bei seiner elastischen Natur, bei der Pflege, die er sich angedeihen ließ, hatte er sich
von manchem Anfall des Alters wieder erholt. Von dem bestrickenden Äußeren aus der Zeit seiner Jugend war noch mancher Zug geblieben. Das Schönste in Metternichs Antlitz ist meines Erachtens der ausdrucksvolle Mund mit dem feinen Lächeln. Im Gegensatz zu Prokesch Osten, dessen ganze Romantikerseele in den großen sprechenden Augen liegt, kann ich in Metternichs Augen nur wenig Ausdruck finden. Es war von nicht allzu großer Bedeutung, daß infolge eines Augenleidens das rechte Auge unbeweglich und ausdruckslos geworden war. Das Bild von Lawrence aus dem Jahre 1819 zeigt den Staatskanzler im halben Profil von der linken Seite. Im Anzug war die höchste Eleganz entfaltet. Der Lebensgenuß - in seiner Jugend Selbstzweck - war ihm trotz der Fülle der Staatsgeschäfte immer noch Bedürfnis. Er hatte die seltene Gabe, mitten in Zerstreuung und Unruhe der Hoffestlichkeiten seine Gedanken, Absichten und Pläne reifen zu lassen, so daß er imstande war, nach seiner Rückkehr zu seinem Schreibtisch eine Antwort, einen Brief, irgendein wichtiges Schriftstück in einer Form abzufassen, als ob Stunden der Sammlung und ungestörten Überlegung vorangegangen wären, wenn er auch den letzten Schliff Gentz überließ. Aus seiner durch Erfolge gefestigten Stellung ergab sich eine stetig wachsende Sicherheit, so daß er, man möchte sagen unabhängig von seinem Gegenstand, seiner äußeren Lebensführung jene leichte Gefälligkeit geben konnte, die seiner Anlage entsprach; auch in ernster Lage schien er nur mit heiteren Dingen beschäftigt zu sein 9). Metternich kleidete jede seiner Äußerungen in die glatte, gefällige, immer gleiche Form des Gesellschaftstones. Er liebte daher auch nicht das Pathetische im Ausdruck. „Nur kein Pathos" formulierte er seine Abneigung einmal ganz kurz. Er schrieb das Wort unter eines seiner Bilder, und „bis zu seinem Tode rühmte er sich immer, die verkörperte Prosa gewesen zu sein und niemals Roman und Geschichte verwechselt zu haben" 10). Für alles, was sich nicht restlos erklären ließ, für das Rätselhafte und somit für das Wesen der Romantik fehlte ihm jedes Verständnis. Für ihn mußte alles klar zu fassen sein und vor der Vernunft bestehen können. Er war ein Kind des Zeitalters der Aufklärung. Damit ist zugleich die Grundlage seines Systems gekennzeichnet. Sein starres Festhalten an dem einmal als gut Erkannten beruhte auf dem Glauben an die Zuverlässigkeit der Vernunft, nicht auf kurzsichtiger Bequemlichkeit oder gar Torheit. Ohne die aufrichtige Überzeugung, das Beste gewollt und das Mögliche getan zu haben, hätte er nicht das seelische Gleichgewicht an den Tag legen können, das ihn bei der Wendung des Jahres 1848 keinen Augenblick verließ. Seine von keinem Gefühl getrübte, fast juristische Beurteilung der Dinge findet ihren deutlichsten Niederschlag in der Anfrage, die er damals von London aus nach Wien richtete: ob er ein geächteter Staatsbürger sei, dann erwarte er eine Anklage, oder ein abgesetzter Beamter, dann beanspruche er eine Pension. Es währte noch lange, bis seine Sache geordnet war und die finanziellen Schwierigkeiten, die sich ergeben hatten, gehoben waren. Seinen Ruf behielt Metternich bei denen, die ihn aus seiner Glanzzeit kannten. Von seiner dritten Gattin begleitet, kehrte er nach Wien zurück. Die Arbeit war ihm bis zuletzt Bedürfnis. Er war beschäftigt, das private und politische Testament Franz Josephs auszuarbeiten 11), als er am 11. Juni 1859 starb. Das letzte Bild, eine Photographie, zeigt ihn als alt gewordenen ernsten Mann; der Blick ist gesenkt, als sollte niemand in den Augen lesen, die seine Gedanken verraten könnten, nun das zweideutige Lächeln um die Mundwinkel verschwunden ist.

Srbik nennt einmal Metternich und Gentz „das Dioskurenpaar" 12) wegen ihrer Unzertrennlichkeit. Sie stimmten in ihren Absichten überein und ergänzten sich in der Ausführung. Selten haben zwei Menschen so vollständig die gleichen Grundansichten gehabt. Metternich wollte die Schranke sein, an der jeder Stoß entkräftet wurde, der etwa den Herrscher oder die Untertanen aufrütteln oder aufregen konnte, und Gentz bezeichnet es als seine Sendung, ein Verteidiger des Alten und ein Gegner der Neuerungen zu sein. Daß es eine verhängnisvolle Richtung war, in der ihre Kräfte sich summierten, wußten oder glaubten sie nicht. Etwas übertreibt Gentz vielleicht, wenn er meint, daß der Fürst ihn allein zur Besprechung einer entscheidenden Frage heranziehe; mit Stolz verzeichnet er in seinem Tagebuch"): „Um 12 Uhr zum Fürsten und bis drei Uhr mit ihm gearbeitet, die russisch-türkischen Angelegenheiten führen wir durchaus beide allein." 14) Die Staatskanzlei war nicht sein einziges Arbeitsfeld. Durch einflußreiche Denkschriften und wirkungsvolle Zeitungsartikel wurde er zu einer geistigen Macht seiner Zeit; aber während vieler Stunden seines Tages war er doch lediglich Sekretär des Staatskanzlers. Nach Metternichs eigenen Worten gab er „so oft seinen Staatsschriften die klassische Form" 15). Bedeutende Manifeste hatten zu ihrem Schöpfer Metternich und zu ihrem Bildner Gentz. Aus Gentzens Feder stammt die Fassung der österreichischen Kriegserklärung gegen Napoleon; bei den Verhandlungen des Wiener Kongresses führte er das Protokoll. Das Zusammenarbeiten nahm die Form einer ausgedehnten Korrespondenz an, sobald einer von ihnen von Wien abwesend war. Es findet in den Briefen seine Bestätigung, daß Metternich ein Schriftstück skizzierte und die endgültige Fassung Gentz überließ. „Also verbessern und setzen Sie hinzu, was Sie wollen", schließt er einmal seine Erläuterungen zu einem beigefügten Entwurf 16). Ein anderes Mal überläßt er Geist und Wortlaut seines Konzepts „dem besseren Wissen und Gewissen" 17) seines Sekretärs. Er hat das schlechte Zeugnis nicht beabsichtigt, das er sich ausstellt; die Flüchtigkeit beweist, daß er seine eigenen Ausführungen als „Arbeit erster Instanz" auffaßt, wie er einmal auch ausdrücklich sagt 18).

Die Art ihres Verkehrs miteinander wird durch die Briefe sehr genau beleuchtet. Gentz bleibt immer der Untergebene; der Gedanke, nicht die richtige Anrede zu treffen, versetzt ihn in die
größte Aufregung. Er hat von Metternichs Standeserhöhung gehört, aber die Bestätigung nicht erhalten und befindet sich „in der schmerzlichen Ungewissheit über die von ... Exz. oder Durchlaucht zwar beabsichtigte, aber leider unterbliebene Mitteilung des kaiserlichen Handschreibens" 19). Ebenso ehrfurchtsvoll schließt er, indem er sich dem Fürsten „zum hochgeneigten und huldreichen Andenken" empfiehlt 20). Metternich bedient sich gelegentlich der vertraulichen Anrede „lieber Gentz" und schließt ohne Form. Zu einer aufrichtigen Freundschaft waren sie trotz alles Zusammenseins und Zusammenarbeitens nicht fähig, wenn auch Prokesch Osten Gentz „den trefflichen Freund Metternichs 21) nennt. Es war jedem zu sehr zur zweiten Natur geworden, auf der Hut zu sein, das gegenseitige Mißtrauen kam ihnen kaum zum Bewußtsein. Es kam vor, daß Metternich Gentz etwas vorlas, daß er ihm aber das Buch nicht mitgeben wollte. Gentz verzeichnet die Tatsache, ohne sich mit einem Wort über das Verletzende der Handlungsweise zu äußern. Er wurde sogar zum Gegenstand des Gelächters für einen größeren Kreis gemacht. Zu seinem Entsetzen las Gentz die Zeitungsnotiz, daß Napoleon eine Belohnung auf seinen Kopf ausgesetzt habe, und war krank vor Aufregung, bis sich herausstellte, daß die Sache ein schlechter Scherz Metternichs war. Elise von Bernstorff, die die Sache erzählt, erwähnt mit keinem Wort, daß „der feige Mensch" sich gekränkt fühlte 22). Er hätte Veranlassung gehabt, wenn er auch einen Teil der Schuld sich selbst zuschreiben konnte; Metternich hatte nach seiner Art, wie er es auch in größeren Dingen tat, die Schwäche des Gegners benutzt.

Neben seinen Fehlern der Feigheit, Furchtsamkeit und Unaufrichtigkeit, woraus er nicht einmal ein Hehl machte, hatte Gentz auch gute Eigenschaften. Er war viel tiefer angelegt als
Metternich; er hatte philosophische Studien getrieben und war gelegentlich auch einmal einer ernsten Gemütsstimmung fähig. Er durchblättert sein Tagebuch, und angesichts all der einst so wichtigen und immer wieder überholten Einzelheiten glaubt er mit Entsetzen zu erkennen, „was das menschliche Leben ist" 23). Srbik vergleicht ihn mit Metternich und sagt von Gentz: „Wenn dieser reiche und stolze Geist in schwerem innerem Ringen alten Idealen sich abgewendet hat und zum konservativen Staatsbekenntnis gelangt ist, so waren Metternich derart harte Kämpfe erspart." 24)

Ein tieferes Gefühl beweist er durch die Niedergeschlagenheit, die ihn bei der Rückkehr in sein einsames Heim befällt, nachdem er einige Tage im Kreise der Familie Humboldt zuge bracht hat. Er schreibt darüber in sein Tagebuch: „Aufenthalt von 3 oder 4 Tagen zu Tegel bei Humboldts. Bei meiner Rückkehr nach Berlin am 31. April steht es äußerst schlecht mit mir. Die Einsamkeit, die ich überall bei mir zu Hause fand, alles, was ich erfahren hatte, was ich fühlte, was ich fürchtete, setzte mich in den höchsten Grad der Verzweiflung." 25) Es beweist auch Charakterfestigkeit, wenn er Protestant blieb in den katholischen Kreisen, denen er durch seine Nobilitierung sehr nahe gekommen war.

Als Privatmann war er gütig und großzügig; das erfuhr seine zahlreiche Dienerschaft. Die Kinder seines Dieners Leopold führt er ins Theater, zu Weihnachten beschenkt er groß und klein. Allerdings hatte seine Großzügigkeit oft genug ihren letzten Grund in seiner Unfähigkeit zu wirtschaften. In diesem Punkt war er der leichtsinnige Literat, für den Kaiser Franz jeden seines Berufes hielt. Er war bei den ergiebigsten Quellen in Geldverlegenheit. Auffallend geringe Andeutungen finden sich hierzu in seinen Tagebüchern. Offenbar beschäftigte er sich mit den unliebsamen Angelegenheiten nicht mehr als notwendig. Er umgab sich mit Eleganz und war in den Jahren der Gesundheit eine noch schönere Erscheinung als Metternich. Das gesellschaftliche Leben war ihm nicht wie diesem Bedürfnis. Den gesellschaftlichen Verkehr pflegte er nur, soweit es seine Pflicht war. Ein Ball, zu dem sich 600 Personen einfanden, konnte ihn nicht reizen. Mit Mühe suchte er ein paar Bekannte auf und kehrte bald an seinen Schreibtisch zurück. Auch im Theater hielt er es nicht lange aus. Als eine Vorstellung wegen Erkrankung der Hauptdarstellerin abgesagt wurde, freute er sich nur über den gewonnenen Abend: Nicht einmal die Festlichkeiten anläßlich der Vermählung Marie Louisens lockten den damals noch jungen Menschen. Er sah in dem ganzen Aufwand nur eine Störung in seiner Arbeit 26). Er haßte alles, was den Gang seiner Gedanken, das der Art nach immer gleiche Spiel seiner Vorstellungen hemmen könnte. Für die Dauer von Jahren ergibt sich aus seinen Tagebuchaufzeichnungen für jeden Tag dasselbe Bild. Er empfängt und macht Besuche, begibt sich auf die Staatskanzlei, fährt für ein paar Stunden in seine Sommerwohnung nach Weinhaus bei Wien, ehe er sich zu stundenlanger Tätigkeit an seinen Schreibtisch setzt. Da er mit größter Bequemlichkeit reiste, so bedeutete auch eine Reise keine vollständige Änderung seiner Gewohnheiten. Kaum ist er am Bestimmungsort angelangt, so hat sein Koch die gewohnte Mahlzeit fertig. Ein Lohndiener ist angenommen - offenbar zur Führung - Herr von Gentz begibt sich auf die Besuchstournee wie zu Hause.
Er war im Jahre 1830 schon sehr leidend. Zu seinen höchsten Genüssen rechnete er seit Jahren eine Nacht, in der er schlafen konnte 27). Gegen seinen schwachen Körper führte sein Wille einen siegreichen Kampf. Mitten in der Nacht, wenn er nach ein paar Stunden Schlaf erwachte, machte er Briefschaften fertig und rief den Diener, dem er sie zur Beförderung übergab 28).

Er starb am 9. Juni 1832, also lange vor Metternich.

Gentz spielte im Leben des Herzogs von Reichstadt keine Rolle. Er erscheint fast wie im Gefolge Metternichs und dient dem Dichter in erster Linie zur Milieuschilderung.
Ebensowenig sprach im Jahre 1830 Kaiser Franz bei der Zukunft seines Enkels mit. Wenn der Herzog wirklich in eine seiner würdige Laufbahn gekommen wäre, so hätte die Entscheidung allein bei Metternich gelegen. Der Kaiser machte ihm von Zeit zu Zeit die Freude einer Beförderung in seinem militärischen Rang, in schnellerer Folge in dem Grade, in dem der Zustand des Prinzen ernster wurde. Einst hatte der muntere Prinz das Herz seines Großvaters gewonnen, und ganz war diese Zuneigung nicht erloschen.
Kaiser Franz war ein Mann von 46 Jahren, als er in Rambouillet seinen Enkel empfing. Er faßte eine aufrichtige Neigung zu dem Knaben, der sich trefflich entwickelte. Der kleine Prinz durfte in Wien im Arbeitszimmer des Großvaters spielen, mit dem Großvater die Mahlzeiten einnehmen, wenn diese in kleinem Kreise stattfanden, und wurde schon früh auf Hofjagden mitgenommen. Seine Tagebuchaufzeichnungen bringen aus seinem neunten Jahr Berichte über solche Vergnügungen. Seine Pflicht dem Kinde gegenüber erfüllte Franz in vollem Maße; der heranwachsende Jüngling jedoch hatte an ihm weder Leitung noch Rat, noch fand er das geringste Verständnis. Der Kaiser fühlte sich viel zu sehr als Mittelpunkt und Hauptsache, als daß er sich je mit Aufmerksamkeit und Hingebung in die Lage eines andern versetzt hätte. Zudem war in seiner geistigen Entwicklung früh ein Stillstand eingetreten.

Der erste, der dies erkannte, war Kaiser Joseph. Er ließ seinen 17jährigen Neffen, den künftigen Anerben der Krone, nach Wien kommen, um seine Erziehung zu überwachen. Franz, 1768 in Florenz geboren, war das zweitälteste Kind unter zehn Geschwistern. Sein Vater war Leopold, Großherzog von Toskana, 1790-1792 als deutscher Kaiser Leopold II. Seine Mutter war Marie Louise, die Tochter Karls II. von Spanien. Daß er später eine Tochter nach der Mutter nannte, die er im selben Jahre wie den Vater verlor, läßt jedenfalls auf ein treues Gedenken schließen. Ein herzliches Verhältnis zwischen den Eltern und dem ältesten Sohn hat wohl nicht bestanden. Springer spricht von den schwachen Eltern, die ihrem Sohn so gut wie gar keine Erziehung zuteil werden ließen 29). So scheint das: Apathische seines Charakters, das sich vor allem in gänzlicher Willensschwäche zeigte, ein elterliches Erbteil gewesen zu sein.

Nach kurzer Beobachtung verfaßte Joseph über den Prinzen ein modern anmutendes psychologisches Gutachten, in welchem die ruhige Sachlichkeit befremdend wirkt, mit der die schlimmsten Prädikate aufgezählt werden. Man gewinnt den Eindruck, als habe sich Joseph die Sache, wie sie lag, von der Seele schreiben wollen, überzeugt, daß ein Aufsuchen von Gründen die traurigen Tatsachen nicht ändern würde. Danach war Franz ein verwöhntes Muttersöhnchen, weit unter seinen Jahren kindisch, was sich sowohl in den Dingen, mit denen er sich beschäftigte, als auch in seinen Unarten zeigte. Er war in Haltung und Benehmen unangenehm, bei seiner Trägheit, die Worte deutlich auszusprechen, schwer zu verstehen. Der geringste eigene Antrieb, etwas zu lernen oder auch nur sich ernsthaft mit einer Sache zu beschäftigen, fehlte ihm vollständig. Vernichtend wirkt das Urteil, das in dem Satze liegt: Es gibt nur ein Mittel, auf ihn einzuwirken, das ist Furcht vor Unangenehmem, und auch damit ist nur eine vorübergehende Besserung zu erzielen. Danach gehörte Franz geradezu unter die schwer Erziehbaren, wie wir heute sagen würden. Dazu kam noch das Bewußtsein seiner hohen Stellung, das sich als törichter Stolz und Geringschätzung anderer kundgab 30).

Er entwickelte sich folgerichtig. Unfähig zur Begriffsbildung, verarbeitete er keinen Eindruck, gewann kein eigenes Urteil, brachte keinen Entschluß ohne fremden Einfluß zur Reife und stand vor einer neuen Aufgabe, wenn es galt, den gefaßten Entschluß auszuführen; dagegen begriff er und erfaßte beinahe liebevoll alle äußeren Vorgänge seiner Regententätigkeit; da er das Ermüdende der Wiederholungen nicht empfand, so war sein Eifer im Ausführen jener Einzelheiten unermüdlich und außerdem von dem Glücksgefühl der Pflichterfüllung begleitet. Wenn der Kaiser Ansprachen hielt, Audienzen bewilligte, Akten einforderte, Auskünfte einzog, so hielt er sich für ungeheuer fleißig und würdig der Verehrung seiner Untertanen. Daß er in all den Vertretern eines großen Völkergemisches nicht nur in erster Linie, sondern lediglich Untertanen sah, denen er fast wie ein Großgrundbesitzer gegenüberstand, kann bei dem sanktionierten Absolutismus seiner Zeit nicht erstaunen, war doch Friedrich der Große, dieser anerkannte Vertreter der edelsten Art seiner Gattung, kaum anderer Ansicht.

Kaiser Franz sprach gern davon, wie er in väterlicher Weise seine Staaten verwalte. Als Marie Louise nach Wien zurückkehrte, wurde mit anderen Personen ihrer französischen Um gebung der Baron von Ménéval empfangen, der uns ein deutliches Bild von dem Kaiser und seiner Unterhaltung entwirft. „Der Kaiser ... empfing uns wohlwollend und setzte ziemlich lang die Unterhaltung fort, ohne daß ein politischer Gegenstand berührt worden wäre. Der Kaiser sprach besonders wohlgefällig über seine väterliche Art der Verwaltung und über seine innigen, man möchte sagen, familiären Beziehungen zu den verschiedenen Provinzen seiner Erbstaaten. Es war mir, als hörte ich einen Patriarch der Urzeit, der seinen Stamm beherrscht und beschützt, und nicht das Haupt eines großen Reiches") . . ." Er fühlte sich immer persönlich beleidigt, wenn irgend jemand in irgendeiner Weise sich eines Vergehens gegen den Staat schuldig machte. Die Strafe war persönliche Rache und mußte schrecklich ausfallen, da einem einzelnen alle Strafmittel des Staates zur Verfügung standen 32). Berichte über die Qualen, denen die Gefangenen des Spielbergs ausgesetzt waren, hat Srbik vielfach als Übertreibung nachgewiesen, wobei er die Tatsache bestehen läßt, daß dort Grausamkeiten geschehen sind. Ein Beamter, der höheren Orts nicht gefiel, war „den härtesten Kränkungen ausgesetzt" 33). Es genügte, bei Ausübung des Berufs den Landesvater nicht jederzeit vor Augen und im Herzen zu haben, um empfindlich gestört zu werden. So ging es den Professoren des Laibacher Lyzeums. In der oft abgedruckten Ansprache des Kaisers heißt es: Wer mir dienen will, der muß lehren, was ich befehle; wer das nicht will, der kann gehen, oder ich werde ihn entfernen 34).

Hätte Franz mit Bewußtsein die ungünstige Meinung vermeiden wollen, die jene Mischung von Beschränktheit, Eigensinn und Stolz erwecken mußte, so hätte er es nicht besser machen können, als es in der Tat geschah. Kanzlei- und Polizeibeamte wußten und erzählten, daß der Kaiser arbeite. Daß er sich „in einen Gegenstand hineinbohrte und an einer anderen Stelle herauskam, ohne das Geringste geleistet zu haben" 35), konnten nur die Nächststehenden beurteilen; der gute Eindruck war da.

Und seine Audienzen! Unzählbar ist die Menge, die allwöchentlich an festgesetzten Tagen in der Wiener Hofburg Audienz nahm 36).

Eine Audienz des Kaisers schildert ein Österreicher wie folgt: „Der Kaiser, welcher die Pracht für seine Person nicht liebte, trug die bescheidene Uniform der kaiserlichen Jäger, geschmückt mit drei seiner Orden. Er pflegte die Bittschrift durchzulesen. Danach machte er Einwürfe, tröstete, versprach, die Sache zu untersuchen, und sagte schließlich: „Nun, wir werden sehen." Er liebte es nicht, daß die Bittsteller niederknieten, und rief dann empört: „Kniet nieder vor Gott, ich bin nur ein Mensch." 37)

Was die Herzen gewinnen mußte, war der Wiener Dialekt, in dem er mit den Bittstellern verkehrte.

Vielleicht wurde er wie Leute seiner Art „immerfort in Schutz genommen", wenn sich einmal die geringe Tiefe seines Wesens herausstellte. Als den volkstümlichen, allgemein beliebten Herrscher schildert ihn der Baron von Andlaw in seinen Erinnerungsblättern. Es liegt jedoch manches Unbeabsichtigte zwischen den Zeilen. Andlaw erzählt von dem fleißigen Arbeiten des Kaisers bei einem Reichstag in Ungarn, muß aber zugeben, daß „nichts beschlossen und abgeschlossen wurde" 38). Wenn der Kaiser auch stürmisch begrüßt wurde, als er nach einer Genesung im Jahre 1826 die erste Ausfahrt hielt 39), so verlor doch allmählich sein Ruf, und die allgemeine Meinung näherte sich dem Bild, wie es Varnhagen von Ense entwirft. Varnhagen nimmt zur Erklärung seiner Sinnesart noch die Tatsache hinzu, daß Franz aus Italien stammte.

Franz, ein geborener Italiener und unter Italienern aufgewachsen, hatte nur den Schein deutscher Gemütlichkeit und Bescheidenheit, den er doch mit kluger Benutzung der dargebotenen Hilfsmittel lange zu behaupten wußte. Im Hintergrunde hegte er ganz andere Eigenschaften; er war eigensüchtig, verschmitzt und arglistig, voll Eifersucht auf seine Macht, mißtrauisch gegen seine Nächsten, gehässig und rachsüchtig gegen alles, was ihn unangenehm berührte, aber ein Feind alles Ausgezeichneten, Selbständigen, ein geborener Gönner alles Mittelmäßigen und Geringen 40).
In seinen Gewohnheiten nicht gestört zu werden, war in den letzten Jahren seiner Regierung des Kaisers einziger Wunsch. „Positive und tiefgreifende Einflüsse auf die Regierung haben
nicht stattgefunden, die leblose Masse schob sich träge weiter, und daß dieses in alle Zeiten weitergehe, blieb das Ziel der kaiserlichen Wünsche 41). Srbik gibt einen tieferen Grund dafür an, daß die Regierung von Franz I. durchaus reaktionär war. „Der düstere Ausgang der Reformregierung Josephs II. wurde ihm zur Warnung, vom Thron aus durch Neuerungen Bewegung hervorzurufen." 42)
Ein Mann wie Kaiser Franz war in besonderem Maße der Gefahr ausgesetzt, getäuscht zu werden. Für Metternich war es außerdem ein Gebot der Selbsterhaltung, gelegentlich falsche Vorstellungen bei Franz zu erwecken. Er tat es, wenn er den Kaiser glauben machte, seine kaiserliche Majestät sei das agens in Vorgängen, bei denen Franz nur mit der Geschäftigkeit eines Unterbeamtenbeteiligt war. Diese Selbstverkleinerung war der Grund für das gute Einvernehmen der beiden in vieler Hinsicht verschiedenen Menschen. Und aus dem guten Einvernehmen erklärt sich die sichere Stellung und selten lange Amtstätigkeit Metternichs.
Kaiser Franz hatte seine Volkstümlichkeit einigermaßen überlebt, als er 1835 starb und die Regierung an den geistesschwachen Ferdinand überging.

Nächst Metternich ist der gefährlichste Feind des Helden der Graf Sedlinsky. Die Beifügung im Personenverzeichnis „Polizei-Direktor" 43) zeigt unzweideutig, wer damit gemeint ist, trotz des etwas veränderten Namens. Es ist Graf Sedlnitzky, der Präsident der Polizei- und Zensurhofstelle. Er ist „der Affe Metternichs" genannt worden 44). Srbik weist die Bezeichnung als unzutreffend zurück. Mit dem Zugeständnis, daß der Vergleich nicht ganz zutrifft - wie denn jedes Beispiel hinkt - möchte ich doch dem Wort einige Berechtigung zuerkennen. Sedlnitzky zeigt in seinem Kreise verhältnismäßig in demselben Maße wie Metternich die größte Selbstsicherheit und die Überzeugung, mit seinem System das Richtige zu treffen. Dadurch, daß er andererseits im Punkte Intelligenz nicht im entferntesten mit dem großen Manne zu vergleichen ist und ihn wieder an Grausamkeit übertrifft, erscheint er tatsächlich manchmal als Zerrbild des Staatskanzlers. Damit ist sein Charakterbild nicht vollständig. Obgleich zweimal von Amt und Gehalt längere Zeit suspendiert 45), erwarb er sich schließlich doch den Ruf der ehrenhaften Gesinnung. Er muß auch organisatorisches Talent und Pflichteifer an den Tag gelegt haben, durfte er sich doch das gute Funktionieren der Staatspolizei als sein Verdienst anrechnen 48). Erst in der Behördendämmerung des Jahres 1848 fiel sie zusammen.
Rostand hat den Namen soweit geändert, daß er sich auf der französischen Bühne aussprechen ließ und den Fluß der Alexandriner nicht hemmte. Das Wort kommt zweimal vor: Akt 2 Szene 2 im Reim mit dem letzten Wort der ersten Szene und Akt 4 Szene 2.

Eine besondere Gruppe von Personen, die mehr oder weniger bewußt dem Helden feindlich gegenüberstehen, wird von Marie Louise und ihrem Kreis gebildet. Bei Marie Louise greift der Dichter mehr als bei allen anderen Personen auf das Vergangene zurück, und an einer Stelle eröffnet er einen Ausblick auf das, was kommen wird. Es war zur Charakterzeichnung notwendig. Darum sei Marie Louise auch hier nicht nur behandelt, wie sich ihr Bild für das Jahr 1830 ergibt. Es wird erst verständlich, wenn man ihre Entwicklung verfolgt.

Marie Louise blieb das Kind der Wiener Hofburg. Weder im Glück noch im Unglück reifte sie zum selbständigen Menschen. Kaiser Franz machte sie zur glücklichen Gattin des großen Mannes und versorgte sie kaiserlich, als sie, ohne jeden Versuch, dem Schicksal zu begegnen, in den Schutz der Heimat zurückkehrte. Nicht eine große Frage ihres Lebens hat sie selbst entschieden. Sie lehnte sich immer an den an, den ihr Vater neben oder über sie stellte; in der kurzen Zeit ihrer Regentschaft, als ein solcher Führer fehlte, gehorchte sie der Stimme der Mehrheit. Ihre selbständigen Schritte zeigen sich nur auf verbotenen Wegen und unterscheiden sich daher nur dem Grade nach von den Übertretungen eines Kindes. Da die erste Tochter des Kaiserpaares bald nach ihrer Mutter starb, so wuchs Marie Louise als Älteste in der Kinderschar heran, mit der die zweite Ehe des Kaisers gesegnet war. Sie war ein gesundes, fleißiges, begabtes Kind. Sie häkelte Börsen und Glockenzüge, ergötzte sich an den Tieren der Menagerie in Schönbrunn, an den Blumen der prächtigen Gärten und an den sorgfältig für sie ausgesuchten Büchern. Neben ihrem Unterricht, in welchem Französisch und Italienisch die Hauptfächer gewesen zu sein scheinen, malte sie und trieb Musik. Den Namen „Napoleon" hörte sie früh und immer mit dem Ausdruck der Furcht und der Abneigung. Wenn die kaiserlichen Kinder ihre Soldaten aufstellten, spielten sie Krieg gegen Frankreich.

Sie war neunzehnjährig, als die Verhandlungen über ihre Vermählung mit Napoleon begannen. Etwas rätselhaft bleibt der psychologische Vorgang, nach dem sie angesichts der vollendeten
Tatsache für Napoleon des Lobes voll ist, rätselhaft besonders deshalb, weil ihre widersprechenden Äußerungen in gleicher Weise den Eindruck der Aufrichtigkeit machen. An eine Freundin schreibt sie: Ich weiß, daß man mich in Wien mit Napoleon verheiratet, aber es wird niemand trauriger sein als ich, wenn es dazu kommt 47). Bald nach ihrer Verheiratung wünscht sie einer verlobten Freundin, daß deren Glück so groß sein möchte wie das ihrige 48). Sie war wohl in erster Linie an Gehorsam gewöhnt. Und wenn der Hof, wenn ganz Wien anderer Ansicht wurde, wie sollte sie ein eigenes Urteil bewahren? Außerdem mag das Gefühl für Napoleon nie sehr tief gewesen sein, sonst hätte es nicht so plötzlich aufhören können, wie das später der Fall war. Jedenfalls ist ihre Sinnesänderung nicht erstaunlicher als die ihres Kreises. Es war noch nicht zu lange her, daß eine Erzherzogin, zu ihrem Unglück in die Tuilerien eingezogen war. Der Name Marie Antoinettes wurde auch in der Hofburg genannt, aber nur im Zusammenhang mit dem Zeremoniell ihrer Vermählung. Kaiser Franz, das rein Äußerliche, Nebensächliche betrachtend, befahl, die betreffenden Akten hervorzusuchen, damit seiner Tochter alle ihr gebührenden Ehren zuteil würden.
Justinus Kerner schrieb damals aus Wien, man sandle dort die Briefe „mit dem Staub der von Napoleon zerschossenen Häuser Wiens" 49). Es war nur ein launiger Dichterscherz, aber das Wort kennzeichnet die Sinnesänderung. Man überschätzte wohl doch den Wert der Verbindung und gab sich der trügerischen Hoffnung hin, daß Österreich vor ferneren Feindseligkeiten Napoleons sicher sei.

Auch Metternich hatte die Sicherung der Monarchie im Auge, als er die Heirat zustande brachte, die geradezu als sein Werk bezeichnet worden ist 50).

Bedenkt man, daß zur Krönung des Werkes die Versicherung in Moskau gehörte, man werde den Versprechungen Napoleons nicht trauen 51), so war das Ganze ein diplomatischer Vorgang, bei welchem Österreich seiner alten Tradition treu geblieben war: Tu, felix Austria, nube 52).

Marie Louise offenbarte eine äußerst kühle Natur bei den ungeheuren Vermählungsfeierlichkeiten, die im März in Wien begannen, sich auf der ganzen Reise fortsetzten und erst im Juli in Paris ein Ende fanden. Interessant sind die Tagebuchblätter einer jungen Württembergerin, die wie viele andere aus der Umgegend Stuttgarts in die Hauptstadt gekommen war, um die junge Kaiserin auf ihrer Durchreise zu sehen. In der prächtig geschmückten Stadt fielen ihr u. a. die Inschriften auf: Der Besiegerin des Unbesiegten! Das Glück Marie Louisens sei so groß wie der Ruhm Napoleons! Nachdem sie vor dem Andrang mehrmals zurückgewichen war, gelang es dem jungen Mädchen endlich doch, Marie Louise zu sehen, die in rot und weißen Atlas prächtig gekleidet war 53).

Wenn auch die Kaisertochter an Huldigungen gewöhnt war, so sollte man doch erwarten, daß sie bei ihrer Jugend von der allgemeinen Freude - von den Unzufriedenen erfuhr sie nichts - wäre ergriffen worden. Man gewinnt den Eindruck, daß sie alles über sich ergehen ließ und erst froh war, als sie sich in einem Gemach der Tuilerien an ihre Handarbeit oder Zeichnung setzen konnte, Vergnügungen, zu denen sie nicht Kaiserin der Franzosen zu sein brauchte. Ihre hohe Stellung, ihre große Aufgabe begriff sie nicht. Ihre Tage gewannen nie eine gewisse Gleichmäßigkeit. Sie begleitete den Kaiser auf Reisen und Jagden, auch als schon ihr Zustand Schonung verlangte. Von dem zu erwartenden Kind sprach sie als von dem kleinen König von Rom. Mit größter Anteilnahme wurde die Geburt des Kindes erwartet. Wer nur zum Hofe gehörte, brachte die Nacht vom 19. zum 20. März 1811 in gespannter Erwartung in den Tuilerien zu, unter dauerndem Läuten aller Glocken. In dem großen Augenblick war dann doch niemand zur Stelle. Um 6 Uhr morgens wurde der Hof entlassen, um 9 Uhr kam das Kind zur Welt. Wertheimer bestätigt den Ausruf Napoleons: „Meine Pagen und hundert und einen Kanonenschüsse", sowie Napoleons Mitteilung an seinen Kammerdiener und sein Bedauern über Marie Louisens schwere Stunde 54).

Noch am selben Tage wurde die Geburtsurkunde ausgefertigt und von den Zeugen, dem Kaiser und vielen hohen Persönlichkeiten unterschrieben. In das Schriftstück wurden die Namen des Kindes aufgenommen 55"). Der Prinz erhielt die Namen Napoleon Franz Joseph Karl; er wurde als König von Rom feierlich bestätigt.
Von allem, was nun folgte an Freudenäußerungen, Freudenbezeugungen, Festlichkeiten und Gnadenbeweisen, interessiert in diesem Zusammenhang die Taufe; sie wurde am 9. Juni in der Kathedrale Notre Dame vollzogen. Rostands Quelle ist hier allein Welschinger. Die Verlesung über den Vorgang der Tauffestlichkeit in der letzten Szene des sechsten Aktes ist die Prosa Welschingers, in die Form der Alexandriner gegossen. Welschinger weiß nichts von einem gewissen Murren der Bevölkerung, von dem Wertheimer erzählt 56). Der Grund des russischen Augenzeugen, dessen Bericht Wertheimers Quelle bildet, ist auch wenig glaubwürdig. Die Pariser sollen sich durch die vor ihnen entfaltete Pracht angesichts eines anwachsenden schlechten Geschäftsganges tief verletzt gefühlt haben. Es wäre zu erwidern, daß zur Zeit Ludwigs XIV. breite Massen des Volkes schon bei herrschendem Elend stolz auf den prunkvollen Hof waren und daß jene Müßigen mit geringen Einnahmen und geringen Bedürfnissen, die sich in solchen Fällen zuerst als Schaulustige einfinden, vielleicht am wenigsten von dem schlechten Stand der Geschäfte betroffen wurden. Wertheimer nimmt daher als Grund die Lage in Spanien an, wo das französische Heer am 4. Mai eine Niederlage erlitten hatte. Aber diese Unglücksnachricht war nicht mehr neu. Der Russe brachte es offenbar nicht übers Herz, wahrheitsgemäß von einer Freude zu berichten, an der er nicht teilnahm. Das Verhältnis zwischen Frankreich und Rußland war ein gespanntes, seit Alexander 1809 nicht zu bewegen gewesen war, am Kriege gegen Österreich teilzunehmen.

Die Festlichkeiten begannen vormittags um 9 Uhr mit dem Läuten der Glocken. Die Messe und danach Empfang bei Kaiser und Kaiserin füllten den Vormittag aus. Von 1 Uhr an fuhren die Wagen der Geladenen vor der Kirche vor. Um 5 Uhr ordnete sich in den Tuilerien der Zug. Bis zur Kirche bildete Militär Spalier. Alle Fenster der geschmückten Häuser waren mit Zuschauern besetzt. Um halb 6 Uhr verkündete eine Salve von 101 Kanonenschüssen, daß der Kaiser das Schloß verlasse. Auf dieses Zeichen begab sich die Geistlichkeit in die Kirche. Kardinal Fesch erwartete die Majestäten am Eingang. Die Karossen waren sechsspännig, der Wagen des Täuflings in der Mitte des Zuges achtspännig, dahinter kam der Wagen mit Kaiser und Kaiserin. Um 7 Uhr erreichte der Zug mit den Gardejägern an der Spitze die Kirche. An dieser Stelle läßt Rostand General Hartmann die Verlesung beginnen. Überall ertönten Zurufe der Menge. Erneute Kanonenschüsse sind nach Welschinger nicht erfolgt. Die Reihenfolge des Zuges trifft mit den Angaben Welschingers überein, abgesehen von ganz geringen Änderungen und Auslassungen. Dasselbe gilt von der Taufe selbst. Die Paten waren Kaiser Franz und Laetitia Bonaparte, also der Großvater mütterlicherseits und die Großmutter väterlicherseits. Beide waren nicht selbst anwesend.

Als die große Schar der Versammelten Platz genommen hatte, erklang der Gesang des Veni Creator. Darauf führte der Kardinal den Taufakt aus. Alle Ehrenämter waren so verteilt, wie Rostand sie angibt. Während der feierlichen Handlung hielt Frau von Montesquiou den Täufling. Nach der Taufe übergab sie ihn der Kaiserin. Der Chef der Waffenherolde rief dreimal: „Es lebe der König von Rom!" Der Ruf wurde von der ganzen Versammlung wiederholt. Der Kaiser nahm das Kind aus den Armen von Marie Louise und zeigte es der Versammlung. Das ist der Augenblick, den Isabey in seinem Bilde „Die Taufe des Königs von Rom" festgehalten hat. Bis zu diesem Punkte, dem Höhepunkt, läßt Rostand die Beschreibung der Taufe verlesen. Frau von Montesquiou empfing den Täufling wieder, machte dem Kaiser eine tiefe Verbeugung und begab sich durch die Tür des Sanctuariums in die Wohnung des Erzbischofs. Von dort brachte sie das Kind in die Tuilerien zurück. Nach dem Te Deum und dem Domine, salvum fac imperatorem et regem teilte der Kardinal den Segen aus, und die Versammlung verließ die Kirche mit gleicher Feierlichkeit wie beim Eintritt, von der Menge aufs neue begrüßt. Am Abend fand im Rathaus ein großes Fest statt, wobei die Majestäten anwesend waren. Reiche Geschenke wurden an die bei der Taufe Beteiligten verteilt.

Es ist begreiflich, daß Marie Louise nicht nur als Mutter, sondern auch als Gattin Napoleons vor einem Unglück bangte, das dem Kinde zustoßen könnte. So war sie denn sehr ängstlich und wagte nicht, es in den Arm zu nehmen. Auf dem Bilde Isabeys, wo es eben der Wiege entnommen ist, hält sie es offenbar so, wie es ihr in den Arm gegeben wurde, und es kommt eine Linienführung von großer künstlerischer Wirkung zustande, aber eine gewisse Ungeschicklichkeit verrät sich doch darin, daß sie dem Kinde nicht das Kreuz stützt, es also sehr unsicher hält. Aus ihren Briefen an ihren Vater spricht aufrichtige Freude an ihrem
häuslichen Glück und mütterliche Besorgnis, aber keine besondere Zärtlichkeit. Sie spricht immer von ihrem Sohn und findet keinen Kosenamen für das offenbar sehr hübsche Kind. Es findet sich auch nirgends eine Andeutung des Bedauerns darüber, daß sie es ganz der Obhut anderer überlassen müsse. Ein Hofstaat von mehr als 30 Personen umgab den König von Rom. So fehlt denn ein kleiner Zug, der sie überzeugend als echte Mutter auswiese. Man könnte zu ihrer Rechtfertigung anführen, daß diese Art der ersten Erziehung in den Kreisen Marie Louisens das Gegebene und Übliche war. Dieser Grund ist jedoch nicht stichhaltig. Kaiserin Elisabeth liefert den Gegenbeweis. Auch sie war die Mutter eines sehnlich erwarteten Thronfolgers und einzigen Sohnes, und auch ihr wurde das Kind am ersten Tage entführt, um in einem besonderen Flügel des Schlosses erzogen zu werden. Elisabeth litt unter der Trennung, und als sie, um einige Jahre älter und reifer, einer Erzherzogin das Leben schenkte, ließ sie es sich nicht nehmen, das Kind in ihrer Nähe zu behalten. Dauernde Anhänglichkeit der Tochter lohnte ihre Liebe. Marie Louise war in ihrem Gefühl als Mutter ebensowenig tief wie als Gattin. Sie sah ihren Gemahl wie ihren Sohn immer nur mit den Augen anderer.

Im Mai 1812 war Marie Louise mit Napoleon in Dresden und sah dort ihren Vater wieder. Als Napoleon sich zur Armee begab, reiste sie weiter nach Prag, wo sie mit den größten Ehren empfangen wurde. Zu den Offizieren, welche die Ehre hatten, zu Dienstleistungen bei der jungen Kaiserin befohlen zu sein, gehörte auch Neipperg, der in ihrem Leben eine Rolle spielen sollte. Ende Juni war sie wieder in St. Cloud. Sie fand den kleinen König prächtig entwickelt unter der Obhut von Frau von Montesquiou. Sie ließ ihn von Isabey malen und schickte das Bild durch einen Offizier ins Hauptquartier. Auf dem Verdeck des Reisewagens machte das Bild die Reise nach Rußland mit. Es war nun zu dem lang erwarteten Zusammenstoß gekommen. Napoleon hatte sich schwerer als sonst zu dem Kriege entschlossen. Er wußte, daß es um alles ging, um seine Verbündeten, um seine Krone.

Am Anfang des Jahres 1813 ernannte er Marie Louise, zur Regentin und gab ihr einen Regentschaftsrat. Die Jahre 1812/13 waren die unruhvolle Zeit, in der Frau von Montesquiou den kleinen König beten lehrte, Gott möge das Herz seines Vaters mit Friedensgedanken erfüllen. Auf Frieden
war nicht zu hoffen. Ein schlimmerer Feind als Rußland es war, entstand gerade da, woher Napoleon seine Gemahlin geholt hatte. Metternich wartete nur darauf, die Maske fallen zu lassen. Der 10. August war für den Beginn der Friedensverhandlungen festgesetzt. Napoleon ließ den kostbaren Termin verstreichen. Am 11. vollzog sich der langvorbereitete Zusammenschluß der Verbündeten und erfolgte die Kriegserklärung Österreichs an Frankreich. Schonend teilte es Kaiser Franz seiner Tochter mit. Sie hatte ihren Gatten ein paar Tage im Juli in Mainz gesehen und war nun und während der schweren Tage von Leipzig allein in Paris. Noch einmal durfte sie sich einem Gefühl der Erleichterung hingeben, als Napoleon am 9. November 1813 unerwartet in St. Cloud eintraf. „Er fand die Kaiserin in Tränen. Aufs tiefste gerührt, drückte er sie in gesteigerter Zärtlichkeit ans Herz. Ihr Sohn, den Frau von Motesquiou herbeibrachte, vervollständigte das Familienbild, das bei den wenigen, die zugegen waren, die lebhafteste Anteilnahme erweckte." 57)

Am 21. November erfolgte die Übersiedlung in die Tuilerien. Der Kaiser verbrachte den Winter in rastloser Arbeit, durch sein Unglück zu immer größeren Opfern bereit gemacht.

Bevor er sich am 25. Januar zur Armee begab, ordnete er an, daß die Kaiserin bei einer unglücklichen Wendung der Dinge mit dem König von Rom Paris verlassen solle. Daß sie so schnell wie möglich mit seinen Feinden Fühlung suchen würde, konnte er nicht vermuten, ahnte doch Marie Louise selbst noch nicht, wessen sie fähig sein würde. Er sorgte noch lange dafür, daß sie beruhigende Nachrichten erhielt; erst Ende März gewann sie ein klares Bild von der verzweifelten Lage. Am 28. März trat der Regentschaftsrat zusammen. Die Versammlung faßte den Beschluß, daß Marie Louise dem Wunsche Napoleons entsprechen und mit dem König von Rom und ihrer Umgebung die Hauptstadt verlassen solle."

Die Flucht aus Paris mag die früheste Erinnerung des Prinzen gewesen sein; wenn er von seinem Leben in den Tuilerien zu erzählen wußte, hatte er dies von seiner französischen Umgebung gehört. Die Ereignisse des Tages konnten auch einem fast dreijährigen Kinde Eindruck machen. Alles für eine so zahlreiche und eilige Reisegesellschaft Notwendige wurde in die Wagen geschafft, außerdem der gesamte mit möglichster Sorgfalt verpackte kaiserliche Schatz. Marie Louise war schon in Reisekleidern, als Offiziere der Nationalgarde es erzwangen, vorgelassen zu werden, und sie bestürmten, zu bleiben. Selbst wenn sie gewollt hätte, wäre es jetzt doch zu spät gewesen; sie konnte die Bestimmung des Regentschaftsrates nicht umstoßen, ohne sich diesen zum Feinde zu machen. Um 11 Uhr erfolgte die Abreise. 1200 Mann dienten dem langen Zug zur Bedeckung. Die Reise ging über Rambouillet nach Süden. Schon am 7. April empfing Marie Louise in Blois den ersten Abgesandten der Verbündeten. Es war der Graf von Saint-Aulaire. Er brachte ihr die Nachricht von der Absetzung des Kaisers und Thronbesteigung Ludwigs XVIII. Ohne sich über den Inhalt ihrer Empfindung klar zu werden, empfand sie das Beruhigende, das eine Entscheidung mit sich bringt, wie auch die Würfel gefallen sein mögen. Die Lage übersah sie nicht. Während Napoleon den Versuch machte, die Sache seines Sohnes zu retten, indem er zu seinen Gunsten abdankte, lieferte sie diesen Sohn bedingungslos in die Hände seiner Feinde, geblendet von dem augenblicklichen Vorteil der persönlichen Sicherheit. Es kam ihr nicht einmal zum Bewußtsein, welch andere Sprache man ihr gegenüber gebraucht hatte, ehe die Grenze überschritten war. Wie vorsichtig und schmeichelnd war der Brief abgefaßt, den sie in Blois von dem Staatskanzler erhalten hatte 58). Metternich versprach ihrer „kaiserlichen Majestät" eine unabhängige Lebensstellung und die Nachfolge ihres Sohnes. Er überließ ihr die Entscheidung, ob sie eine Wiedervereinigung mit Napoleon wünsche. Als sie erst in Wien war, erklärte ihr Kaiser Franz, daß er sie als Kaiserin der Franzosen nicht mehr kenne, daß sie nur als seine Tochter auf seinen Schutz zu rechnen habe. Sie machte keinen Versuch, jenen Brief vorzulegen und Metternich beim Wort zu nehmen.

Den schwachen Erfolg hatte die Nähe des großen Mannes gehabt, daß Marie Louise für die steife Etikette des Wiener Hofes für immer verdorben war. Im Schoße ihrer Familie wollte sie nicht mehr leben. In Schönbrunn richtete sie sich ihren Haushalt ein und versuchte dabei, ihren Traum eines schlichten Privatlebens zu verwirklichen. Zu ihren Abendessen pflegte sie Glieder ihrer Familie einzuladen und Personen, die sich durch Rang und Würde auszeichneten. Der kleine Prinz war der Gegenstand von Betrachtung und Bewunderung. Baron von Meneval beschreibt den Vierjährigen als gesundes, kräftiges Kind mit reichem, blondem, lockigem Haar, frischer Gesichtsfarbe und schönen blauen Augen 59).

Der Wiener Kongreß bestätigte Marie Louise als Herzogin von Parma und noch einiger anderer Herrschaften, die mit Napoleons Macht entstanden und mit ihm gefallen waren. Bei
Kaiser Franz war es eine Mischung von väterlicher Liebe und kaiserlichem Stolz, wenn er seiner Tochter zu dieser Würde verhalf. Metternich erkannte und sah in erster Linie in der Thronbesteigung einer Erzherzogin eine Stärkung der österreichischen Macht in Oberitalien.

Marie Louise führte den Titel: Ihre Majestät, die kaiserliche Prinzessin, Erzherzogin von Österreich, Marie Louise Herzogin von Parma, Piacenza und Guastalla 60). Sie hatte also die Freude, daß ihr die Anrede „Majestät" geblieben war. Sie lebte zunächst ihrer Gesundheit und begab sich zum Badeaufenthalt nach Aix, noch von ihrer französischen Umgebung begleitet. In Aix wartete schon Graf Albert von Neipperg. In der
Uniform eines österreichischen Generals stellte er sich ihr vor, als sie aus dem Wagen stieg.

„Er war ein Mann von 39 Jahren, mittelgroß, aber wohlproportioniert, mit hellblondem, wenig dichtem, gelocktem Haar, von dunkler, aber nicht frischer Hautfarbe, das linke Auge lebhaft und durchdringend; eine schwarze Binde verdeckte die tiefe Wunde, die ihn des rechten Auges beraubt hatte." 61) So mag denn General Neipperg nicht gerade schön gewesen sein und seinen großen Erfolg bei Marie Louise seiner Klugheit verdankt haben.

Einer württembergischen Adelsfamilie entstammend, war er 1790 als Fünfzehnjähriger in die österreichische Armee eingetreten. Von da an kämpfte er - kurz gesagt - im Kriege und war im Frieden Diplomat. Sein Fehler beeinträchtigte seine Laufbahn nicht; darum trug er auch nicht schwer daran, er konnte sogar scherzend darauf anspielen").

Neipperg war mit genauen Weisungen versehen und für seine Stelle wohl geeignet. Mit erstaunlicher Schnelligkeit verstand er es, sich der Herzogin angenehm zu machen und jeden anderen Einfluß bei ihr auszuschalten. Auf ihrer Reise besuchte sie von Bern aus den Grindelwaldgletscher und war hier wohl zum ersten Male nur von Neipperg begleitet. Ménéval und Bausset wurden in einem Wirtshaus zurückgelassen. Beide Herren waren weder erstaunt, noch fühlten sie sich verletzt. Sie sagten, sie hätten genug Schnee in Rußland gesehen 63).

Die Zeit der hundert Tage, als Neipperg vorübergehend zur Armee befohlen wurde, brachte den Beweis, daß es ihm gelungen war, Marie Louise vollständig auf österreichische Seite zu ziehen. Sie stand in regem brieflichem Verkehr mit dem Grafen und bat den Kaiser, ihn wieder an ihre Seite zu senden. Neipperg hatte die Ehre, in ihrem Wagen zu sitzen, als sie am 20. April 1816 ihren Einzug in Parma hielt. Mit dem Titel eines Ehrenkavaliers übernahm er die Oberleitung des Hofes und des herzoglichen Hauses, der auswärtigen und der Militärangelegenheiten. Er genoß bald allgemeine Beliebtheit.

Das treffliche Regiment, das Neipperg in den Herzogtümern führte, konnte nur dazu dienen, seine Stellung zu befestigen. Napoleon war vergessen. Die Bevölkerung von Verona täuschte sich, als sie die Herzogin zu ehren glaubte mit dem Ruf: Es lebe Napoleon und seine unglückliche Gattin, unsere Herrscherin! 64) Marie Louise war verletzt und empört. Unter keinen Umständen durfte in ihrer Gegenwart der Name ihres ersten Gatten genannt werden. Das geht erstens aus der Lage der Dinge, der Stellung, die sie Neipperg einräumte, hervor; es ergibt sich ferner mit Sicherheit aus der Fassung, in welcher Neipperg die Nachricht vom Tode Napoleons in Parma bekannt gab. Die Zeitungsnotiz vom 24. Juni 1821 lautete: Infolge des Todes des erlauchten Gemahls unserer Souveränin, auf der Insel Helena am 5. Mai dieses Jahres erfolgt, werden ihre Majestät, die Herren und Damen des inneren Dienstes, das Personal des herzoglichen Hauses und die Livreedienerschaft die Trauer auf drei Monate anlegen. „Metternich schrieb, nachdem er ohne Zweifel sehr gelacht hatte, am 2. August an Neipperg, daß seine Erfindung des Prinzgemahls und die Redaktion bewunderungswürdig seien." 65)

Der Arzt Antomarchi wurde nicht vorgelassen. Er kam aus St. Helena und sollte Marie Louise die letzten Worte Napoleons persönlich überbringen. Er sprach nur Neipperg. Auch nur
diesem konnte er einen Brief der Grafen Bertrand und Montholon übergeben. In diesem Briefe war der Wunsch Napoleons übermittelt, daß Antomarchi als Arzt bei Marie Louise angestellt werden und eine Pension von 6000 Fr. erhalten sollte. Ob der Brief auf dem Schreibtisch Neippergs oder im Salon der Herzogin liegen blieb, bleibt der Vermutung überlassen. „Die Pension wurde dem Arzt nie ausgezahlt." 66)

Schmerzlich berührt fühlte sich Chateaubriand in seinen Gefühlen als Franzose durch Marie Louisens geringes Gedenken an den großen Mann, den die ganze Welt nicht vergaß. Er konnte
nicht anders, als in ihr die Witwe Napoleons sehen, wie er sie auch unabsichtlich nennt, nachdem er zuerst von der Herzogin von Parma gesprochen hat.

Chateaubriand traf mit Marie Louise in Verona zusammen, wohin sie sich bei Gelegenheit des Kongresses begeben hatte; sie wollte ihren Vater wiedersehen und wohl auch an den zu erwarten den Vergnügungen teilnehmen. Chateaubriand schreibt hierüber: „Wir weigerten uns zuerst, eine Einladung der Herzogin von Parma anzunehmen. Sie bestand auf ihrer Einladung, und wir gingen zu ihr. Wir fanden sie sehr heiter. Die Welt hatte es übernommen, sich Napoleons zu erinnern, und sie hatte nicht mehr die Mühe, an ihn zu denken. Sie sprach einige unbedeutende Worte über den König von Rom. Ihr Hof hatte ein etwas veraltetes und verwittertes Aussehen, mit Ausnahme des Herrn von Neipperg, ein Mann von gutem Ton. Merkwürdig waren nur wir, die wir bei Marie Louise speisten, und die Armbänder aus dem Stein von Julias Sarkophag, welche die Witwe Napoleons trug." 67) Eine deutliche Zeichnung mit wenigen scharfen Strichen.

Ein Zusammentreffen mit Lamartine, dem Dichter der «Méditations», fand 1827 statt, als Lamartine französischer Geschäftsträger in Toscana war 68).

Der Roman ihrer zweiten Ehe fand am 22. Februar 1829 ein Ende. Neipperg starb nach längerem Kranksein und erhielt ein prächtiges Grabdenkmal. Marie Louise war untröstlich, aber die Zukunft lieferte bald den Beweis für ihre Unbeständigkeit in ihren Gefühlen. Nach dem provisorischen Regiment von Oberst Werklein trat Graf Bombelles an die Stelle Neippergs, sowohl was seine Pflichten, als auch in vollem Maße seine Rechte betrifft. Wir wüßten schwerlich etwas von den Beziehungen Marie Louisens zu Bombelles, wenn sie nicht selbst in ihrem Testament deutlich davon spräche. Dem Inhalt nach stammt ein bei Billard angeführter Brief über Bombelles aus der Zeit bald nach seinem Amtsantritt. Marie Louise schreibt hier: ,,Der Graf Bombelles, den ich fürchtete, entzückt mich. Er vereinigt alles, was man wünschen kann, angenehme Manieren und Festigkeit zu gleicher Zeit. Er ist ein tugendhafter Mensch, ein wahrer Schatz." 69) Aus der Angabe, daß sie Bombelles gefürchtet habe, möchte ich nicht schließen, daß er ihr einen unangenehmen Eindruck gemacht habe. Sie fürchtete wohl nur eine Änderung in dem gewohnten Hofleben, das sie mit zunehmendem Alter immer eintöniger und gleich, förmiger zu gestalten liebte.

Graf Bombelles entstammte einer ursprünglich im Elsaß heimischen, später in Frankreich ansässigen Adelsfamilie. Karl Rene Bombelles wurde 1785 in Versailles geboren. Die Familie hatte nahe Beziehungen zum Hofe; die Mutter des Grafen war die beste Freundin von Madame Elisabeth, der Schwester Ludwigs XVI. Karl Rene schlug die militärische Laufbahn ein und war unter Karl X. Oberstleutnant. Nach der Julirevolution kehrte er Frankreich den Rücken. Er blieb Royalist, und da er außerdem seine Gattin verloren hatte, so fesselte ihn nichts mehr an sein Vaterland. Mit einigen Mitteln versehen, begab er sich zunächst auf Reisen und kam dann nach Wien, wo er Verwandte besaß, bei denen auch seine Tochter nach dem Tode der Mutter Aufnahme gefunden hatte; ein Sohn stand in der österreichischen Armee. Metternich bot dem Grafen die erledigte 'hohe Stelle in Parma an. Er nahm im Jahre 1833 die Zügel der Regierung in die Hand und wirkte zum größten Segen des Landes, wie er denn „kein unbedeutender Geist und ein vornehmer Charakter" 70) war. Seine Tätigkeit endete erst mit dem Tode der Herzogin im Jahre 1847. Er kehrte nach Frankreich zurück und starb in Paris. Als Ursache seines Todes nennt Billard nur „eine Abnahme der Lebenskräfte und steigende Melancholie" 71). Ein Bild, das den Grafen im besten Mannesalter darstellt, zeigt schon einen unverkennbar schwermütigen Zug 72).

Vom Hofstaat Marie Louisens sehen wir die Oberhofmeisterin Gräfin Scarampi. Sie war die Gattin des Kabinettssekretärs Graf Scarampi, der die gänzliche Interesselosigkeit der
Herzogin für alle Schriftstücke, die er seiner Aktenmappe entnahm, schwer empfand 73). Seine Gattin überlebte ihn und tat noch lang ihren Dienst bei Marie Louise.

Die Umgebung des Herzogs ist vertreten durch Dietrichstein; Obenaus, Hartmann und Foresti, entsprechend den beiden Stadien seiner Entwicklung. Aus der Zeit seiner Unmündigkeit sehen wir den Gouverneur und einen seiner Lehrer von der militärischen Umgebung, die er bei seinem Eintritt in die Armee erhielt, seinen militärischen Mentor und einen Untergebenen, den Rostand „Foresti" nennt.

Graf Moritz Dietrichstein war einer der letzten Träger eines sehr alten Namens. Da er dem Brauch seines Standes entsprechend Offizier wurde, so waren die Vorbedingungen für eine glänzende Zukunft gegeben. Er scheint es aber zu einer höhen selbständigen Stellung nicht gebracht zu haben. Als seine höchste Staffel wird seine Verwendung als Adjutant des Generals Mack genannt, mit dem er 1798 in Neapel gegen die Franzosen kämpfte. Er wurde erst bekannt bei seiner Ernennung zum Gouverneur des Prinzen von Parma im Jahre 1815.

Es war eine Aufgabe, der nur ein ganz großer oder ein ausgesprochen kleiner Geist gerecht werden konnte. Der erste wäre der Schwierigkeiten Herr geworden, der zweite hätte sie umgangen. Das letztere war die Taktik Dietrichsteins. Mit Stillschweigen wurde jeder Umstand übergangen, der bei einer anderen Auffassung der Erziehung in erster Linie in Betracht gekommen wäre trotz aller daraus entstehenden Schwierigkeiten. Dietrichstein beachtete nicht, daß die Entwicklung des Kindes bereits eine bestimmte Richtung eingeschlagen hatte. Die französische Umgebung des Vierjährigen wurde sehr plötzlich entfernt; wenigstens durfte Frau Marchand durch Verwendung Marie Louisens noch ein Jahr für sein leibliches Wohl sorgen. Auf alle Fragen nach seiner früheren Lebensführung und nach seinem Vater erhielt der Knabe von nun an ausweichende Antworten. Er wurde nicht nur deutsch erzogen, sondern „als von österreichischer Abkunft" 74) aufgefaßt. Seine besondere Gemütsart, die mit der korsischen Abstammung zusammenhing, war für Dietrichstein so gut wie nicht vorhanden. In der Frage, ob der Prinz mehr Napoleonide oder Habsburger gewesen sei, urteilt Wertheimer nach eingehender Begründung: „Er war Napoleonide in guter und schlimmer Hinsicht, wenn auch manches an den habsburgischen Abkömmling erinnert." Wertheimer hat mit gutem Grund der Ansicht widersprochen, daß der Prinz mit seiner hellen Hautfarbe und dem blonden Haar auch im Charakter notwendig seiner Mutter habe gleichen müssen. Nach einem Satz der Vererbungslehre kann die Natur einen hellen Typus herstellen, wenn ein helles Element vorhanden war, ohne daß auch die geistigen Eigenschaften desjenigen Individuums vorzuliegen brauchen, durch welches das helle Element in die Familie kam 75). Ebenso irrig ist die Annahme, daß der Prinz von Geburt an körperlich schwach habe sein müssen, weil seine Mutter einer alten Familie entstammte. Marie Louisa war das Kind jugendlicher Eltern, sie schenkte in zweiter Ehe, noch drei Kindern das Leben, von denen zwei heranwuchsen. Warum sollte ihr ältestes Kind schwächlich und lebensunfähig gewesen sein?
Der Stoff des Unterrichts in seiner Fülle und Mannigfaltigkeit konnte schwerlich in dem Schüler eigene Gedanken zur Reife kommen lassen. In den schriftlichen Arbeiten des Prinzen erkennt man auf Schritt und Tritt den vortragenden Lehrer, der die Wiedergabe verlangte, ohne den Vorgang der Verarbeitung abzuwarten. Auf diese Weise kam Dietrichstein nie zu einer klaren Vorstellung von seinem Zögling. Wohl gewann er Einblick in seine Fehler und Vorzüge; aber er scheint nie die einen gegen die andern abgewogen zu haben. Es sind immer Einzelheiten, bei denen er sich aufhält, sowohl in seinen Klagen, wie bei dem selteneren Lob. So konnte er auch nicht die Achtung des Prinzen gewinnen. Die kindlichen Unarten des Knaben sind kein Beweis hierfür; eine Äußerung dagegen aus dem Jahr 1830 ist ein unverkennbares Zeichen von Geringschätzung. Es war in Graz während der wenigen Tage des Zusammenseins mit Prokesch Osten. Zu diesem sagte der Herzog in Gegenwart des Grafen, er wünsche sich einen Meister, der ihn in die Kriegskunst einführen könne, er wisse niemand in seiner Umgebung, der dazu fähig wäre. Welschinger, der die Episode erzählt, fügt hinzu: „Dietrichstein war klug genug, darüber hinwegzusehen." 76) Als er die Selbständigkeitserklärung des Herzogs durchaus nicht befürworten wollte, erhielt er Briefe, die ihn „verstimmten" 77), bis es ihm gelang, auf einer Wagenfahrt in freundlicher Unterhaltung seinem Schüler seine Gründe begreiflich zu machen. Der Herzog war einer verständigen Erklärung zugänglich. Er war auch, seinem Erzieher nicht ernstlich gram wegen der häufigen fast immer gleichen Verweise, deren Notwendigkeit er nicht einsehen konnte. Noch hatten Nachlässigkeit und Unaufmerksamkeit im Unterricht nicht aufgehört, den Grafen zu erregen, als sich durch die Einführung in die Welt neue Anlässe zum Tadel ergaben. Dietrichstein wachte eifersüchtig darüber, daß der Herzog den Erzherzögen nicht nachgestellt werde. Von seiten seines Zöglings wünschte er ein würdevolles Auftreten zu sehen, das sich in vielen Äußerlichkeiten kundgäbe. Das war nun gar nicht Sache des temperamentvollen Jünglings, der sich durch Rang und Würde nicht Eindruck machen ließ und für sich selbst keine Beobachtung von Ehrenbezeugungen, nur ein Feld zur Entfaltung seiner Kräfte, verlangte. Dietrichstein mußte erkennen, daß der Prinz mit seiner Natürlichkeit das Richtige traf, und war schließlich stolz auf dessen Erfolge. Der Prinz, dem er 15 Jahre seines Lebens gewidmet hatte, stand ihm ohne Frage sehr nahe. Er hatte auch sein Bestes im Sinn, wenn er die Selbständigkeitserklärung hinauszuschieben bestrebt war. Die militärische Begabung des Prinzen konnte niemand entgehen und war auch von Dietrichstein früh erkannt worden. Er wußte, daß der Herzog, einmal in den Dienst gestellt, sich nicht schonen würde. Er hat vielleicht die Anlage zu der Todeskrankheit schon früh erkannt und ist nicht ohne Sorge aus seiner beschützenden Stelle zurückgetreten. Er konnte jedenfalls sein Amt, mit dem Bewußtsein der Pflichterfüllung niederlegen.

Die Stelle des Gouverneurs hörte auf. Von einem Fortbestehen der gegenseitigen Beziehungen hören wir nicht, doch ließ sich der Graf über das Ergehen des Herzogs auf dem laufenden halten. Er bekleidete noch eine Reihe von öffentlichen Ämtern und erhielt den Titel eines Oberstkämmerers. Die Bewegung des Jahres 1848 scheint auch ihn getroffen zu haben; denn gerade in diesem Jahre trat er in den Ruhestand. Er starb in hohem Alter im Jahre 1864. Da er seinen Sohn überlebt hatte, so erlosch mit ihm das alte Geschlecht im Mannesstamm.

Wertheimer bezeichnet es als ,.unrecht und falsch", daß Obenaus im Drama Rostands „zu einem Werkzeug der Verdummung und Entsittlichung des Kaisersohnes" gemacht werde 78). Diese Äußerung bezieht sich auf die Szene der Geschichtsstunde, die einzige Stelle, an welcher Obenaus auftritt. Rostand brauchte eine solche Szene zum Aufbau des Dramas. Bei allem Mißtrauen gegen sich selbst und allem Zögern bereitet sich der Herzog auf eine große Laufbahn vor. Er wählt sich zum Vorbild seinen Vater und sieht in ihm den begabten Feldherrn, was man ihm auch von dem Eroberer erzählt und von dem Sieger verheimlicht. Das hat Rostand in vollendeter Weise künstlerisch gestaltet. Er wählte die Form einer völlig verfehlten Geschichtsstunde und konnte nicht besser den Sieg des Helden über die ersten Feinde zum Ausdruck bringen, seine Lehrer mit ihren Hintergedanken. So kam die Gestalt des Geschichtslehrers hinein. Will man in der theatralischen Figur die historische Person nicht erkennen, so kann man auch sagen, daß der Dichter für seinen befangenen, unaufrichtigen Vortragenden den Namen des Geschichtslehrers aus der Wirklichkeit herübernahm. Ich möchte bei der ersten Auffassung bleiben; ohne Frage waren die Vorträge, wie sie vor dem Prinzen gehalten wurden, tendenziös 79) und verursachten Obenaus infolgedessen manchen Augenblick der Verlegenheit.

Joseph Obenaus, seit 1827 Baron, übernahm im Jahre 1824 den wissenschaftlichen Unterricht und wirkte von nun an neben Foresti und mehreren anderen Lehrern. Dietrichstein hatte ihn ausgesucht. Vielleicht schmeichelte es seiner Eitelkeit, den bisherigen Erzieher des Kronprinzen seinem Zögling als Lehrer vorstellen zu können. Es spricht für Obenaus, daß er die Geduld, Hingebung und Nachsicht besaß, die zum Unterricht des geistig und körperlich schwachen Erzherzogs Ferdinand notwendig waren, man glaubt es Wertheimer, daß er ein ehrlicher, achtenswerter Charakter war 80). Aber vielleicht machten ihn gerade die Tugenden, die er bei seiner bisherigen Tätigkeit brauchte und zeigte, ungeeignet zum Unterricht bei dem hochbegabten Herzog von Reichstadt. „Belehrende Gespräche außerhalb der Unterrichtsstunden 81)" mochten bei Ferdinand das Richtige gewesen sein, der einem regelmäßigen Unterricht wohl kaum folgen konnte. Hier wäre es besser gewesen, zur festgesetzten Stunde die Kräfte des Knaben anzuspannen und seine Freiheit ihm zu lassen oder mit ihm nach seinen eigenen Anregungen zu verbringen. Das war der Prinz auch gewöhnt von Collin, dem Vorgänger des Barons, mit dem er im Garten von Schönbrunn Robinson spielte.

Es währte nicht lang, so hatte sich Obenaus über den „unbändigen Geist" 81) seines Schülers zu beklagen. Seine Tätigkeit, die einem gottbegnadeten Lehrer eine Quelle der Freude hätte sein können, griff ihn gesundheitlich an. Es klingt wie eine Ermutigung, wenn Dietrichstein ihm seine Zufriedenheit ausspricht und ihm die Versicherung gibt, daß er des Dankes der Mit- und Nachwelt in hohem Maße sicher sei 82). Obenaus, zu dessen Unterrichtsfächern auch Geschichte gehörte, fiel die Aufgabe zu, die Zeit Napoleons im Zusammenhang zu behandeln; das geschah im Jahre 1829, war also lange hinausgeschoben worden. Der Prinz wußte bereits viel über diese Zeit. Bücher über Napoleon waren ihm zugänglich gemacht worden. Von Fälschung der Tatsachen kann nicht gesprochen werden. Was allerdings Metternich aus Napoleon gemacht haben mag, als er über ihn mit dem Prinzen sprach, läßt sich kaum abschätzen. Seine Skrupellosigkeit mußte jedenfalls dadurch in Schranken gehalten werden, daß er sich bewußt war, nicht die einzige Quelle zu sein. Man kann es nur mit Wertheimer bedauern, daß über die Unterhal tungen des Staatskanzlers mit dem Prinzen nichts aufgeschrieben worden ist 82).

Sie bedachten alle nicht, daß die Art, wie ein Vortrag abgefaßt ist, sekundäre Bedeutung hat, daß es in erster Linie von der Begabung des Hörers abhängt, wie weit er durch das Mittel des Vortrags zur Sache vordringt, mehr oder weniger eigenem Suchen überlassen oder unterstützt. Der Sohn Napoleons wußte über seinen Vater und über sich selbst Bescheid. Das kann nicht besser gesagt werden als in den Worten Wertheimers, die darum hier stehen mögen: „Er fühlte die Krone, die sein Haupt einmal getragen, er kannte seine Pflicht, nie zu vergessen, daß er als französischer Prinz geboren sei. Er wußte, daß nur die Ungunst der Verhältnisse ihn in seine Stellung am Wiener Hof gedrängt hatte. Eine günstige Wendung des Geschickes hätte ihn nicht unvorbereitet gefunden." 83) Schon aus dem Jahre 1826 liegt eine Arbeit des Prinzen vor, in welcher der Name Napoleon nicht zu umgehen war. Es ist die Biographie des Fürsten Karl Philipp von Schwarzenberg. Bemerkenswert ist, daß die Arbeit in italienischer Sprache niedergeschrieben ist; es handelt sich also nicht allein um den geschichtlichen Stoff, sondern offenbar auch um eine Übung in der fremden Sprache. Die Arbeit ist in der Form des italienischen Originals und außerdem in deutscher Übersetzung gedruckt bei Bourgoing, wo sich auch die überzeugende Vermutung findet, daß Foresti bei der äußeren Form und dem schwierigen italienischen Stil mitgeholfen habe, daß aber die Komposition Reichstadt allein zuzuschreiben sei 84). Mit einer für sein Alter erstaunlichen Objektivität und mit großer Sachkenntnis schildert der Prinz die Operationen der beiden Gegner; nur wo er geschickt über eine Niederlage Napoleons hinwegeilt, merkt man doch, daß er der Sache anders gegenüberstand als seine Lehrer glaubten. Als er zur Schlacht bei Leipzig kommt, spricht er über die Notwendigkeit eines Erfolges gleich zu Anfang, am 16., und sagt dann nur: „Napoleon siegte am 16. nicht, und dann geschah am 18. und 19., was unvermeidlich war." Darauf folgt eine Betrachtung der schwierigen Stellung Schwarzenbergs gegenüber den anderen Generälen und den Truppen aus soviel verschiedenen Stämmen. Mit erstaunlicher Schnelligkeit wird alsdann zur Fortsetzung des Krieges am Rhein übergegangen 85).

Aus einem Vortrag Dietrichsteins erzählt Wertheimer, daß der Herzog mit dem größten Interesse den freien Vorträgen des Barons Obenaus über die damals neueste Geschichte gelauscht habe 86). Der Unterricht wurde bis in den September 1830 fortgesetzt, so daß die Zeit der Geschichtsstunde, wie sie im Drama angenommen werden muß, mit der Wirklichkeit übereinstimmen würde. Es scheint mir jedoch unwahrscheinlich, daß der Prinz bei einem Sommeraufenthalt in Baden regelmäßigen Unterricht genossen hätte. In früheren Jahren ließ es sich Dietrichstein angelegen sein, durch Fortsetzung des Unterrichts der zerstreuenden Wirkung einer Reise vorzubeugen. Im Jahre 1830 wird dies nicht mehr der Fall gewesen sein. Auf einen mit mehr Freiheit gehandhabten Unterricht läßt sich schon daraus schließen, daß nicht alle Stunden mehr in der Hofburg gegeben wurden. Jedenfalls begab sich der Prinz zur Stunde zu Obenaus, und warum sollte es mit den anderen Lehrern nicht ähnlich gewesen sein?
Dieser Unterricht außerhalb der Hofburg zu verabredeter Stunde ist der Umstand, den die Gräfin Camerata in der geschilderten Weise benutzte.

Der Herzog war in militärischen Dingen nicht unbewandert, als er am 14. Juni 1831 den General Graf Hartmann empfing, den militärischen Mentor, der an die Stelle des Gouverneurs getreten war. Er lernte den General bald kennen, und es spricht für ihn, daß er bei aller Freiheit, die Hartmann ihm gewährte und die er heiß ersehnt hatte, doch lieber einen klügeren Mann über sich gewußt hätte, selbst wenn er mit diesem mehr, als es jetzt der Fall war, hätte rechnen müssen. Nach seiner Konduitenliste und einer Äußerung sogar des Kriegsministers war der Graf „ein Mann von einnehmendem Äußeren, der sich in den Feldzügen 1805, 1809, 1813-1815 mit Mut und Entschlossenheit geschlagen" habe. Er besaß „hervorragende Kenntnisse in der Kriegswissenschaft und Gewandtheit, sich in den verschiedensten Sprachen auszudrücken". Als seine vorherrschenden Charakterzüge werden „Ehrgefühl, strenge Pflichterfüllung und Wohltun" genannt 87). Es fragt sich, was von dem Urteil zu halten ist. Mag es schon möglich sein, daß ein einzelner im Kriege sich mit Mut und Entschlossenheit schlagen kann, so beweist der Ausdruck „in den verschiedensten Sprachen", wie wenig es denjenigen, die diese Zeugnisse ausstellten, darum zu tun war, das Wesen der Sache zu treffen. Ebenso hatte die im Dienst bewiesene Pflichterfüllung nichts zu tun mit der Ziviltugend des Wohltuns und konnte schwerlich neben dieser genannt werden. Vor allem beweisen die Gesundheitszeugnisse des Herzogs, daß die Urteile der militärischen Vorgesetzten nicht verläßlich waren. Daher verwahrt sich auch Wertheimer dagegen, diese Urteile als eigene Meinung wiederzugeben 88).

Die Stelle Hartmanns war gerade der Posten, den Prokesch Osten mit Freuden bekleidet hätte, auf welchem keiner dem Herzog angenehmer gewesen wäre; zum erstenmal wäre eine Großzügigkeit in seine Führung gekommen, welche während der ganzen Zeit seiner Minderjährigkeit gefehlt hatte, und man hätte am Hofe nicht einmal die Wahl zu bereuen gehabt. Metternichs Befürchtungen, die Folgen von Prokeschs Begeisterung für seinen hohen Freund wären nicht abzusehen 89), hätten sich wahrscheinlich als unbegründet erwiesen. Wohl besaß Prokesch in hohem Maße Beobachtungsgabe, er konnte auch mit scharfem Verstande die Lage des Herzogs nach Gunst und Ungunst beurteilen; wenn aber Metternich ihm die Fähigkeit zutraute, einen großen Gedanken Schritt für Schritt in die Tat umzusetzen, so zog der

Politiker den trügerischen Schluß von sich selbst auf andere. Außerdem hätte sich das System Dietrichsteins, den Herzog durch Prokesch zu beeinflussen, über das Gebiet der Rechtschreibung ausdehnen lassen; tatsächlich besaß niemand in dem Maße wie Prokesch das Vertrauen des Herzogs. Metternich, mit gewohnter Weitsichtigkeit alle Möglichkeiten rechtzeitig erwägend, fand doch eine Beruhigung darin, den schlichten Hartmann an der wichtigen Stelle zu sehen.

Der Herzog bezeichnete seinen Mentor als „borniert" 90). Das Urteil ist zu hart; es war von persönlichen Gefühlen getrübt. Es konnte eigentlich keinen geben, der seinen Wünschen mehr
entgegen gekommen wäre, ließ doch Hartmann dem Prinzen vollständig freien Willen. Er legte nicht einmal ein schriftliches Programm darüber nieder, wie er seine Tätigkeit auffasse. Dem General war es bekannt, daß zum Erteilen eines Kommandos Übung gehörte. Er hatte zu oft beobachtet, wie dem Ungeübten die Stimme versagte, um auf körperliche Schwäche zu schließen, wenn er diese Erscheinung bei dem Herzog wahrnahm. Er sah keine Veranlassung, den jungen Oberstleutnant in der Dienstleistung zu beschränken. So konnte denn der Prinz eine kurze Zeit seiner „eisernen Seele" 91) Genüge tun, dem „kristallnen Körper" 91) zum Trotz. Die Soldaten jubelten ihm zu 92). Er zürnte dem Arzt, der nicht aufhörte, ihn zu beobachten, und vor dem er seine Ermattung nicht verbergen konnte. Als im August 1831 Fieber eintrat, wandte sich Dr. Malfatti direkt an den Kaiser und erreichte, daß der Herzog vom Dienst dispensiert und zur Erholung nach Schönbrunn geschickt wurde. Seine militärische Umgebung blieb in seiner Nähe. Hartmann erstattete dem Kaiser Bericht über den Zustand des Kranken, wobei er seinen Optimismus endlich doch herabstimmen mußte. Er gehörte nicht zu den Personen, die dem Kranken am angenehmsten waren. Der Herzog nahm seinen Dienst nicht mehr auf. Hartmann war bei seinem Tode zugegen. In einem nicht ganz klaren Briefe an Dietrichstein äußert er, daß er allmählich in der Religion Trost zu finden hoffe.

Neben Hartmann wird außer anderen ein Hauptmann Stadeiski als zur militärischen Umgebung gehörig genannt. Diesen Namen sollte man erwarten, wenn Rostand den Herzog Befehl

zur Übung in Großhufen geben läßt. An seiner Stelle findet sich bei Rostand Hauptmann Foresti. Vielleicht sollte auf diese Weise einem Mann, der dem Herzog nahe stand, ein Denkmal gesetzt werden. Rostand kennt Foresti offenbar aus Welschinger.

Foresti war schon seit 1809 nicht mehr Offizier, nachdem seine Heimat, das Trentino, an Italien abgetreten worden war. Er wollte Österreicher bleiben und trat in ein Handelshaus in einer Stadt Galiziens ein, wo er seine Sprachkenntnisse verwertete. Diese Kenntnisse waren wohl auch der Grund, warum er zum Unterricht des Prinzen zugezogen wurde. Von ihm lernte der Herzog sein gutes Italienisch. Foresti scheint derjenige der Lehrer gewesen zu sein, zu welchem der Knabe am ehesten Vertrauen faßte. Ihn fragte er wiederholt nach Frankreich und nach seinem Vater. Foresti gab vorsichtig Antwort und war froh, wenn ein Hinzukommender ihn aus der Verlegenheit zog 93). Später, als der Herzog zum Hauptmann befördert wurde, teilte er seine Freude zuerst, unmittelbar nach seiner Beförderung, Foresti mit und beginnt den Brief mit der hübschen Anrede: „Teuerster Herr Kamerad." 94) Als der Unterricht aufhörte, zog sich Foresti aus dem näheren Umgang mit dem Herzog zugleich mit den anderen Lehrern zurück. Mit ihm scheint der Herzog die Beziehungen aufrechterhalten zu haben; denn durch Foresti erfährt öfters Dietrichstein Näheres über das Ergehen seines einstigen Zöglings. Durch Foresti hörte auch Dietrichstein, der von Wien abwesend war, von dem Eindruck, den der Tod des Herzogs hervorrief.

-----------------------------------
1) Srbik I p.1, herübergenommen aus Gustav von Usedom, Politische Briefe und Charakteristiken aus der deutschen Geschichte p.57.
2) Srbik Il p. 341.
3) Srbik 1 p.114.
4) Srbik p.144.
5) Srbik I p.672.
6) Vergl. Vorwort p. 9.
7) Srbik I p.544.
8) Srbik I p. 319.
9) Diese Beobachtung macht Varnhagen von Ense in seinen Denkwürdigkeiten Bd. 3 p.237.
10) Srbik I p.259.
11) Srbik II p.612/13. Franz Joseph begab sich im Mai 1859 auf den Kriegsschauplatz in Italien; damit hängt der Auftrag zusammen, den er Metternich erteilte.
12) Srbik I p.395.
13) Aus dem Nachlaß Varnhagens von Ense, Tagebücher von Friedrich von Gentz III p. 26.
14) Tagebuchaufzeichnung vom 26. März 1822. Tagebücher III p. 26.
15) Srbik I p.8.
16) Anton Graf Prokesch-Osten, Zur Geschichte der orientalischen Frage, Briefe aus dem Nachlaß Friedrichs von Gentz 1823-1829 p. 108.
17) Hans von Eckardt, Friedrich von Gentz, Staatsschriften und Briefe p.131.
18) Anton Graf Prokesch Osten, Zur Geschichte der orientalischen Frage p.108.
19) Briefe von und an Gentz Bd. 3 Teil 2 p. 190.
20) ibid. p.9.
21) Prokesch Osten, Mein Verhältnis zum Herzog von Reichstadt p.204.
22) Elise v. Bernstorff I p. 179/80.
23) Tagebuchaufzeichnung vom 29. September 1828.
24) Srbik I p. 126.
25) Tagebücher Bd. 1 p.19 Mai 1802 (der Tag ist nicht klar ersichtlich). Nach dem ersten deutschen Satz heißt es weiter auf französisch: En rentrant chez moi, la solitude que je trouvais dans toute la maison, tout ce que je savais, tout ce que je sentais, tout ce que je craignais m'a jeté dans des transes de désespoir.
26) Zu vergl. Aus dem Nachlaß Varnhagens von Ense, Tagebücher von Friedrich von Gentz III p. 238. Tagebuchaufzeichnung vom 11. März 1810.
27) Eine diesbezügliche Tagebuchaufzeichnung findet sich schon unter dem Datum des 24. September 1825.
28) Aus dem Nachlaß Varnhagens von Ense a. a. 0. III p. 30. Tage
buchaufzeichnung vom 4. April 1822. Endlich schlief ich abends um 8 Uhr wirklich ein und wachte erst um Mitternacht . . . wieder auf. Jetzt fertigte ich Leopold ab.
29) Springer Bd. 6 Teil 1 p.109.
30) Das Gutachten ist vollständig abgedr. bei Springer Bd. 6 Teil 1 p. 109/10.
31) Meneval, Souvenirs p.330/31.
32) Hormayr teilt seinen Ausspruch mit, im Verzeihen und Versöhnen sei er ein schlechter Christ. Kaiser Franz und Metternich p. 29.
33) Srbik I p. 539.
34) Springer p. 119/20.
35) Worte Metternichs, mitgeteilt bei Srbik I p.447.
36) Springer p.113.
37) Fr. A. v. Schönholz, Traditionen zur Charakteristik Österreichs Il p. 326.
38) Andlaw, Erinnerungsblätter p.25.
39) Das Wandgemälde von Kraft im großen Saal des Nordflügels der Burg zeigt den Kaiser, wie er auf dieser Ausfahrt freudig begrüßt wird.
40) Varnhagen, Denkwürdigkeiten Bd. 4 p.217. 41) Springer a. a. 0. p. 123.
42) Srbik I p.449.
43) Directeur de la Police.
44) Die Bezeichnung stammt von Hormayr, angeführt bei Srbik II p.494.
45) Zur Charakteristik von Sedlnitzky vgl. Srbik a. a. 0. 1 p. 489 u 493 ff.
46) Srbik a. a. 0. 11 p. 494.
47) Brief vom 23. Januar 1810 an Viktoria von Poutet spätere Gräfin von Crenneville, mitgeteilt bei Billard p.4.
48) Wertheimer a. a. 0. p.36.
49) Varnhagen von Ense, Denkwürdigkeiten und Erinnerungen des eigenen Lebens Bd.7 p.2.
50) Srbik I p.190. 51) Srbik I p.141.
52) Hierauf wird mehrfach hingewiesen: Masson, Revue de Paris 1900, und Hormayr, Kaiser Franz und Metternich p.26.
53) Nach dem Original gedruckt in dem Aufsatz „Von anno dazumal" von Adelheid Wildermuth in Nr.3 u. 4 der Sonderbeilage des Staatsanzeigers für Württemberg vom 11. März 1898 p. 50ff.
54) Wertheimer a. a. 0. p. 42.
55) Daher konnte Wertheimer die Handlung als Taufe auffassen; er unterscheidet sie als „Vortaufe" von der „öffentlichen Taufe" in der Kirche. Vergl. Wertheimer a. a. 0. p. 47.
56) Wertheimer a. a. 0. p. 47.
57) Welschinger a. a. 0. p. 94.
58) Der Brief findet sich bei Meneval, Marie Louise p.21/23. Er ist datiert vom 11. April 1814.
59) Meneval, Souvenirs p. 55 u. 387/88.
60) Wertheimer a. a. 0. p. 218.
61) Billard, Marie Louise Kaiserin der Franzosen p. 10.
62) Billard a. a. 0. p. 51. Neipperg schreibt in einem Brief von dem blinden Vertrauen, das einem Einäugigen nicht schwer werde.
63) Billard a. a. 0. p. 30.
64) Billard a. a. 0. p. 104.
65) Billard a. a. 0. p. 98.
66) Billard a. a. 0. p.101.
67) Welschinger a. a. 0. p.103/04.
68) Billard a. a. 0. p.113.
69) Billard p. 166. Das Datum des Briefes ist nicht angegeben.
70) Srbik II p. 320.
71) Billard p.211.
72) Das Bild ist wiedergegeben bei Billard. 73) Billard p. 109/10.
73) Billard p. 109/10.
74) Bourgoing a. a. 0. p. 5.
75) Wertheimer p.469 stützt sich auf die Äußerungen von Augenzeugen. Eine Fehlerquelle liegt darin, daß alle, die ihn sahen, den Prinzen mit dem K a i s e r Napoleon verglichen. Die Frage könnte nur dann weiter geklärt werden, wenn
alles über den Knaben in Ajaccio und den Schüler in Brienne Bekannte zum Vergleich herangezogen würde, eine Untersuchung, die eine besondere Arbeit beansprucht.
76) Welschinger, Le Roi de Rome p.338.
77) Wertheimer a. a. 0. p. 409.
78) Wertheimer a. a. 0. p.310.
79) Auch Wertheimer spricht von der „heiklen Aufgabe" des Geschichtsprofessors a. a. 0. p. 315 Anm.
80) Wertheimer a. a. 0. p. 310.
81) Zum Unterricht zu vergl. Wertheimer a. a. 0. p. 310 ff.
82) Wertheimer a. a. 0. p. 348.
83) Wertheimer a. a. 0. p. 348.
84) Bourgoing a. a. 0. p. 64.
85) Bourgoing a. a. 0. p. 81.
86) Wertheimer a. a. 0. p. 314.
87) Wertheimer a. a. 0. p.425/26.
88) Wertheimer a. a. 0. p. 426 Anm. 1.
89) Wertheimer a. a. 0. p. 427.
90) Der Herzog hat eine Charakteristik des Generals schriftlich niedergelegt. Das Schriftstück ist offenbar nicht vorhanden. Wertheimer p.427 zitiert nur eine darauf bezügliche Stelle aus dem Tagebuch von Obenaus.
91) Ausspruch des Arztes Dr. Malfatti, Wertheimer a. a. 0. p. 430.
92) Prokesch Osten a. a. 0. p. 60.
93) Wertheimer a. a. 0. p. 296.
94) Der Brief ist in Faksimile wiedergegeben bei Wertheimer a. a. 0.

 

 


 

 

Ottilie Lemke (1929)

 

 


Letzte Aktualisierung: 07.11.2005