Groß-Dratow

 

 

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Gr. Dratow?

 

Sonderabdruck aus dem Kaiserwerk der Landwirtschaft: „Die deutsche Landwirtschaft unter Kaiser Wilhelm II.", Carl Marhold Verlagsbuchhandlung in Halle a. S. 1913.


 

ratow ist ein ritterschaftliches Lehngut in Mecklenburg-Schwerin und gehört zum ritterschaftlichen Amte Neustadt.
Das Gut ist seit drei Generationen im Besitze der Familie Lemcke. Amtmann Enoch Lemcke kaufte es 1792 von dem damaligen Besitzer von K a m p t z, in dessen Familie sich das Gut nebst mehreren umliegenden Besitzungen jahrhundertelang befand, wie eine Gedenktafel in der Kirche besagt: „de primaeva plantatione".
Im Jahre 1825 übernahm der Vater des jetzigen Besitzers das Gut, und legte in fast 50jähriger treuer Arbeit, durch Steinebrecben, Rodungen und sorgfältiges Ackern den Grundstein zu dem jetzt erlangten Kulturstand.
Seit 1874 wird es von Domänenrat Enoch Lemcke bewirtschaftet.
Gr.-Dratow liegt ca. 7 km nördlich des Müritzsees und 11 km von der nächsten Stadt Waren entfernt. Die Strecke bis zur nächsten Chaussee beträgt 1 1/2 km und bis zur nächsten Bahnstation Schwastorf-Dratow der Ludwigslust-Neubrandenburger Bahn ebenfalls 1 1/2 km. Der Wirtschaftshof ist durch eine feste Feldbahn mit der Bahnstation verbunden.

Kirche in Gr.-Dratow, erneuert 1908.

Die Gemarkung des Gutes liegt etwa 50 m über Meereshöhe und ist teils leicht wellig, teils bergig. Die Abhänge neigen sich zum Peenebach, dessen einer Arm auf dem benachbarten Gute Schwastorf entspringt und die Gr.-Dratower Mühle treibt. Die ans der Eiszeit stammende Endmoräne, welche Mecklenburg durchzieht, durchschneidet die Feldmark von Osten nach Westen. Das nördlich der Moräne gelegene Land ist mittlerer bis schwerer Boden, während der südlich davon gelegene Teil einen leichten und auch sandigen Charakter hat.

Die Wasserverhältnisse sind im Allgemeinen als gut zu bezeichnen, da reichlich Vorflut vorhanden ist. Die Brunnen sind bis auf 30 m tief gebohrt, und der Spiegel des Grundwassers steigt his 5 m unter die Oberfläche.
Gr.-Dratow ist 994 ha groß, davon sind 660 ha Ackerland, 51 ha Wiesen, 25 ha Weiden, 204 ha Forsten und 54 ha Gewässer und Uhrland.

1.
Ein Drittel Raps, zwei Drittel Weide und Brache,
4.
Ein Drittel Erbsen, ein Drittel Bohnen und ein Drittel Gemenge,
2.
Winterung,
5.
Winterung
3.
Sommerung,
6.
Mäheklee,
7,
Weide.

Angebaut wurden ca. 25 ha Raps, 37,5 ha Weizen, 125 ha Roggen 12,5 ha Gerste 50 ha Hafer, 25 ha Erbsen, 37,5 ha Lernenge, 37,5 ha Lupinen, 3,75 ha Futterrüben und 10 ha Kartof feln, zusammen 364 ha, während die übrigen 263 ha des Ackerlandes in Klee, Dresch-weide und Brache lagen.

Damals lag die nächstgelegene Bahnstation 22 1/2 km von dem Hofe entfernt, 1880 erhielt die Stadt Waren BahnanschIuß. Infolgedessen betrug die Entfernung von der Eisenbahn nur noch 11 km. Hierdurch wurde es möglich, den Betrieb intensiver zu gestalten. Es wurde eine Spiritusbrennerei gebaut und im Jahre 1891 nach Eröffnung der nur 1 1/2 km entfernt liegenden Station Schwastorf-Dratow und nach Erbauung der Feldbahn zu derselben wurde das Gut der Zuckerfabrik Waren angeschlossen.

Das Ackerland wird seit Anfang der 90er Jahre in zwei Fruchtfolgen bewirtschaftet, von denen die in Nähe des Hofes gelegenen Ländereien mit 529 ha in acht Schlägen mit folgender Fruchtfolge bewirtschaftet werden:
1. Winterung,
2. Hackfrüchte,
3. Sommerung,
4. Ein Drittel Klee, ein Drittel Gemenge, ein Drittel Brache,
5. Winterung,
6. Hackfrüchte,
7. Sommerung,
8. ein Drittel Gemenge, ein Drittel Brache, ein Drittel Klee.

Die Schläge 4 und 8 werden in der Weise bewirtschaftet, daß dieFrüchte miteinander und der Brache abwechseln.
Die Außenländereien mit ca. 131 ha, welche über 1 km vom Hof e entfernt liegen und leichteren Boden haben, werden in 7 Schlägen bewirtschaftet:
1. Kartoffeln,
2. Lupinen,
3. Roggen,
4. Gründungs-Lupinen,
5. Roggen mit Schafschwingel-Einsaat,
6. Schafschwingel,
7. Schafschwingel.

Die Schläge 6 und 7 werden zur Gewinnung der Saat bebaut und dienen nach der Ernte zur Schafweide.
Im Wirtschaftsjahre 1910/11 waren die Anbauflächen der einzelnen Früchte folgende:
Winterweizen 88,45 ha
Roggen 78,63 ha
Gerste 31,35 ha
Hafer 84,65 ha
Erbsen 13,01ha
Schafschwingel 45,76 ha
Lupinen 21,60 ha
Zuckerrüben 57,23 ha
Möhren 1,17 ha
Kartoffeln 66,14 ha

Es waren also 488 ha oder 74% des Ackerlandes mit Früchten bebaut, während vor Einführung der intensiven Wirtschaft nur 364 ha oder 58 % des Ackerlandes bebaut waren. Infolge des gewaltigen Futteranbaues, welchen diese Wirtschaftsveränderung zur Folge hatte, mußte eine Vermehrung des Viehbestandes vorgenommen werden. Früher waren 90 Haupt Rindvieh, 1000 Stück Schafe, 30 Pferde und keine Schweine vorhanden, jetzt werden 200 Haupt Rindvieh, 1000 Schafe, 48 Pferde und 250 Stück Schweine gehalten.
Die Rindviehherde wird im Type des schwarzweißen Niederungsviehes gezüchtet und durch Zukauf von Bullen ans Jeverland vermehrt. Seit 1905 ist die Herde dem Mecklenburger Herdbuchverbande angeschlossen und es finden regelmäßige Körungen statt.
Die Zucht der Schafe wurde durch Zukauf erstklassiger Böcke aus renommierten Rembouilletsherden verbessert und die Leitung der Zucht einem tüchtigen Schäfereidirektor übergehen. Die Pferde sind mittelschwerer Holsteiner Schlag und werden als Füllen von dort eingeführt und auf dem Gute groß gezogen. Das Holsteiner Pferd ist tugendsam und leicht zu ernähren, und wird auf dem Gute jeder anderen Zucht vorgezogen.
Die Schweine werden im Typ des veredelten Landschweines gezüchtet. Man legt Wert auf gesunde, frohwüchsige und robuste Tiere bei leichter Ernährbarkeit.

Herrenhaus Gr.-Dratow


Durch zielbewusste konsequente Zuchtarbeit gelang es, namentlich bei dem Rindvieh und den Schafen eine durchschnittliche Gewichtszunahme von 25-35 % zu erreichen.
Für Dränage des Ackerlandes und Säuberung desselben von Steinen wurden in den letzten 25 Jahren ca. 66 000 M. oder ca. 100 M. pro Hektar ausgegeben. Das Trockenlegen der Wiesen, das Planieren und Dränieren ausgestochener Torfmoore, sowie das Befahren mit Sand erforderte einen weiteren Aufwand von ca. 45 000 Mark oder etwa 70 M. pro Hektar.
An landwirtschaftlichen Maschinen waren vor Einführung der intensiven Wirtschaft nur eine kleinere Dreschmaschine, sowie eine Breitsämaschine und zwei Mähmaschinen vorhanden. Die Erbauung der Brennerei im Jahre 1881 mit einem Kostenaufwande von 100 000 M. und besonders die Einführung des Rübenbaues hatten eine starke Vermehrung der Ackergeräte und der landwirtschaftlichen Maschinen zur Folge. Der Einscharpflug verdrängte den alten mecklenburgischen Haken und ersterer wurde wieder an die Seite gesetzt, als die Zweischarpflüge zu brauchbaren Ackerinstrumenten ausgestaltet wurden. Grubber und Schälpflüge wurden angeschafft, Drillmaschinen und Hackmaschinen eingestellt und der Wagenpark mußte vermehrt werden. An Stelle der kleineren Dampfdreschmaschine kaufte man eine solche mit größerer Leistung. Der Bau der Feldbahn zur nächsten Station erforderte mit dem transportablen Geleise und dem rollenden Material einen weiteren Kostenaufwand von 30 000 M.
Im Anschluß an die Brennerei wurde eine elektrische Anlage angelegt, durch deren Motore die Kleinarbeit, wie Häckselschneiden, Kuchenbrechen, Getreidereinigen, Schafscheren usw. verrichtet wird. Auch wurden sämtliche Gebäude, sowie das Herrenhaus mit elektrischem Licht versehen. Der Wert des Inventars hat sich somit zur früheren einfachen Wirtschaft mindestens verdreifacht.
Zwecks Hebung der Nutzung aus den vorhandenen Seen und Teichen ist das Gut dem Fischereiverein beigetreten. Es f indet ein regelmäßiger Besatz mit Aalen, Karpfen und Schleien statt. Die intensive Wirtschaft sei noch etwas näher durch einige ziffermäßige Angaben aus der Howardschen Buchführung erläutert:

Sandgrube in den Endmoränen

Der Zukauf von Kunstdünger hat in den 18 Jahren von 1894 bis 1911 zwischen 6113 Zentner im Jahre 1910 bis zu 19483 Zentner im Jahre 1902 geschwankt, und dem Werte nach von 4599M. im Jahre 1898 bis zu 35 672 M. im Jahre 1911. Dem Gewichte nach besteht der größere Teil des Kunstdüngers aus Kalkschlamm, dem Werte dagegen nach aus Chilisalpeter, Superphosphat und Kali. So wurden 1911/12 gekauft:1000 Zentner Chilisalpeter für 10194M., 2700 Zentner Ammoniak-Superphosphat für 15 134 M., schwefelsaures Ammoniak für 3841 M., 600 Zentner Thomasmehl für 1189 M., Kalisalz für 5039 M. und 4000 Zentner Kalkschlamm für 274 M., insgesamt für
35 672 M.
Der Zukauf von Futtermitteln hat in derselben Zeit von 3331 Zentner im Jahre 1908 bis zu 25 470 Zentner im Jahre 1895 geschwankt, und dem Werte nach von 12 029 M. im Jahre 1902 bis zu 29 697 W • im Jahre 1905. fern Gewichte nach entfiel f rüher her größte T eil her Futtermittel auf passe Schnitzel, von denen in verschiedenen Jahren über 20 000 Zentner angekauft wurden. Seit 1904 ist an ihre Stelle her Zukauf von trockenen Schnitzeln getreten. Unter den übrigen zugekauf ten Futtermitteln seien besonders Kokoskuchen, Sesamkuchen, Melasse, Quäkerfutter und Mais hervorgehoben. 1/12 wurden angekauft: 1600 Zentner Trockenschnitzel, 1230 Zentner Kokoskuchen, 600 Zentner Quäkerfutter, 400 Zentner Sesamkuchen, 300 Zentner Melasse, 200 Zentner Erbsenschrot, 105 Zentner Mais, 20 Zentner Leinkuchen und 10 Zentner Fischmehl, insgesamt für 27 643M.
Der Zukauf von Saatgut schwankte in den letzten 18 Jahren von 157 Zentner irn Jahre 1896 bis zu 1016 Zentner im Jahre 1908 und dem Werte nach von 2476 M. im Jahre 1900 bis zu 7574 M. im Jahre 1907. Es werden zur Saat angebaut: Rotklee, Gelbklee, Schwedenklee, Raygras, Zuckerrübensamen, Saatwicken, Möhrensamen, Schafschwingel, Lupinen und abwechselnd auch Weizen, Roggen und Kartoffeln.
Was die Erträge anbetrifft, so betrug der durchschnittliche Hektarertrag von W i n t e rw e i z e n in den 18 Jahren von 1894-1911 58 Zentner, während er im Durchschnitt her Jahre 1860/70 nur 32 Zentner betragen hat. Der höchste Ertrag seit 1894 wurde im Jahre 1897 init nicht weniger als 99,37 Zentner pro Hektar, also 100 Zentner erzielt, der niedrigste im Jahre 1910 mit 40 Zentner. Der Hektarertrag von W i n t e r r o g g e n betrug im Durchschnitt der letzten 18 Jahre 35 Zentner, während er im Durchschnitt der Jahre 1860/70 nur 28 Zentner betragen hatte. Der höchste Ertrag wurde 1906 mit 64 Zentner pro Hektar erreicht, der niedrigste 1895 mit nur 24 Zentner. Der durchschnittliche Ertrag von Gerste betrug in den letzten 18 Jahren 56 Zentner pro Hektar, während er im Durchschnitt der Jahre 1860/70 nur 32 Zentner betragen hat. Die höchsten Erträge wurden in den Jahren 1900, 1903, 1907 und 1909 reit 73-76 Zentner gewonnen, die niedrigsten Erträge 1897 und 1894 mit nur 38 Zentner.
Der Hektarertrag von Hafer betrug irn Durchschnitt der letzten 18 Jahre 45 Zentner, dagegen im 10-jährigen Durchschnitt 1860/70 nur 32 Zentner pro Hektar. Der Ertrag schwankte von nur 25,75 Zentner im Jahre 1894 bis zu 61 Zentner im Jahre 1907.

Gutshof mit Schweineherde im Vordergrund

Der mittlere Hektarertrag von Erbsen betrug in den 12 Jahren von 1900-1911 32 Zentner, im 10-jährigen Durchschnitt 1860/70 nur 20 Zentner. Der höchste Ertrag wurde 1903 mit 61,78 Zentner erreicht, der niedrigste 1900 mit nur 21 Zentner.
Der durchschnittliche Hektarertrag von Bohnen betrug in den 7 Jahren von 1894-1901 34 Zentner pro Hektar. Der niedrigste Ertrag war im Jahre 1897 mit 18 Zentner und der höchste Ertrag im vorangegangenen Jahre 1896 mit 51 Zentner zu verzeichnen. Nach 1901 hat ein Anbau von Bohnen nicht mehr stattgefunden.
Der Hektarertrag von Gemenge betrug im Jahre 1911 auf der geringen Anbaufläche von 8,58 ha 16 Zentner.
An Schafschwingel wurden in den letzten 18 Jahren durchschnittlich 4,20 Zentner pro Hektar geerntet, der Ertrag schwankte von 1,31 Zentner im Jahre 1894 bis zu 6,61 Zentner im Jahre 1897.
Der Ertrag von Lupinen kann für die beiden Jahre 1910 und 1911 angegeben werden, da die Lupinen in den früheren Jahren nur zum Teil gedroschen und zum anderen Teile ungedroschen an die Schafe verfüttert wurden. Der Hektarertrag betrug 1910: 14,31 Zentner, 1911: 10,24 Zentner.
Der durchschnittliche Hektarertrag an Zuckerrüben betrug 652 Zentner, er schwankte zwischen 513 Zentner irn Jahre 1911 bis zu 847 Zentner im Jahre 1894.
Der durchschnittliche Hektarertrag an Möhren betrug in den letzten 18 Jahren 907 Zentner, der höchste Ertrag wurde 1906 mit 1442 Zentner gewonnen, 1898 fällt er auf nur 308 Zentner. Wrucken sind nur 1894 und 1898 angebaut. Der Hektarertrag betrug 157 Zentner im ersten und 659 Zentner im zweiten Jahre.
Der durchschnittliche Hektarertrag von Kartoffeln betrug 335 Zentner pro Hektar, die geringsten Erträge sind mit nur 201 Zentner in den beiden aufeinanderfolgenden Jahren 1907 und 1908 und mit 206 Zentner im Jahre 1911 zu verzeichnen, der höchste Ertrag wurde 1895 mit 457 Zentner erzielt.
Die Menge der jährlich zum Verkauf gelangenden Feldfrüchte schwankte in den letzten 18 Jahren bei Weizen von 1865 Zentner im Jahre 1907 bis zu 4900 Zentner im Jahre 1900, bei Roggen von 768 Zentner im Jahre 1901 bis zu 2516 Zentner im Jahre 1907, bei Gerste von 38 Zentner im Jahre 1896 bis zu 1410 Zentner im Jahre 1911, bei Hafer von 54 Zentner im Jahre 1895 bis zu 2116 Zentner im Jahre 1907, bei Erbsen von 7 Zentner im Jahre 1901 bis zu 245 Zentner im Jahre 1909, bei Schafschwingel von 34 Zentner im Jahre 1894 bis zu 228 Zentner im Jahre 1906, bei Zuckerrüben von 25 648 Zentner im Jahre 1902 bis zu 46 750 Zentner im Jahre 1905, bei Kartoffeln von 175 Zentner im Jahre 1902 bis zu 9025 Zentner im Jahre 1906.
Im Durchschnitt der letzten 10 Jahre 1902-11 sind jährlich verkauft: 3118 Zentner Weizen, 1624 Zentner Roggen, 538 Zentner Gerste, 1274 Zentner Hafer, 81 Zentner Erbsen, 180 Zentner Schafschwingel, 35 192 Zentner Zuckerrüben und 3862 Zentner Kartof feln.
Im Durchschnitt der letzten 10 Jahre werden jährlich geerntet: 3503 Zentner Weizen, 3044 Zentner Roggen, 1599 Zentner Gerste, 4321 Zentner Hafer, 437 Zentner Erbsen, 184 Zentner Schafschwingel, 35 192 Zentner Zuckerrüben, 22 542 Zentner Kartoffeln.
Von der Ernte sind demnach im Durchschnitt verkauft worden: 91% bei Weizen, 53% bei Roggen, 34% bei Gerste, 29% bei Hafer, 19% bei Erbsen, 98% bei Schafschwingel, 100% bei Zuckerrüben und 17% bei Kartoffeln.
Die nachstehende Gegenüberstellung der Erträge von 1861-1870 und 1902-1911 zeigt am anschaulichsten die Produktionssteigerung und die hohe volkswirtschaftliche Bedeutung eines modernen landwirtschaftlichen Großbetriebes, der nach dem heutigen Stande der Wissenschaft und unter Anwendung aller technischen Mittel geleitet wird:

Gesamtproduktion
 

1861 - 1870
Zentner

1902 - 1911
Zentner

Raps
500
-
Weizen
1 200
3 503
Roggen
3 500
3 044
Gerste
400
1 599
Hafer
1 600
4 321
Erbsen
500
437
Gemenge
1 200
-
Kartoffeln
2 375
22 542
Futterrüben
2 560
-
Lupinen
750
300
Zuckerrüben
-
35 192
Schafschwingel
-
184
 

zusammen
14 585
71 122

Die Gesamtmasse der angebauten Früchte, ausschließlich der Futterproduktion der Wiesen und Weiden, ist hiernach im Laufe der letzten 40 Jahre um das Fünffache gestiegen!
Über den Verkauf von Schlachtvieh werden f olgende Angaben von Interesse sein:
Es werden jährlich 1 - 13 Zugochsen, 33 - 90 Kälber, 1 - 11 Bullen, 8 - 31 Kühe, 1 - 19 Stück Jungvieh, ferner 254 - 465 Lämmer und Schafe und 42 - 328 Schweine verkauft.
Der Verkauf von Milch an die Molkerei hat von 221 184 l im Jahre 1901 bia zu 273 448 l im Jahre 1911 geschwankt. Im Durchschnitt der letzten 10 Jahre wurden jährlich 241 046 l abgeliefert.
Die Einnahme aus dem Verkauf von Schafwolle erreichte 1897 mit 8 334 M. ihren Höhepunkt, 1907 mit 3 125 M. ihren tiefsten Stand. Im Durchschnitt der fetten 10 Jahre betrug die Einnahme 4 901 M.
Die Einnahme aus dem Verkauf von Wild betrug in den fetten 10 Jahren 1 184 M., mit einem Höchstbetrage von 1 836 M. im Jahre 1904 und keiner Einnahme 1897.
Der Verkauf von Spiritus schwankte von 44 617 l im Jahre 1908 bis zu 95 727 l im Jahre 1901, im Durchschnitt der fetten 10 Jahre 62 959 l, der Verkauf von Holz betrug im Durchschnitt der letzten 10 Jahre 9 083 22 M.

Die Summe der bargezahlten Löhne von 1894 - 1911 ist von 38 534 M. im Durchschnitt der 5 Jahre 1894 - 1898 auf 42 351 M., im Laufe der letzten 5 Jahre 1907 - 1911 gestiegen. Mit Einschluß aller Naturalleistungen sind die Lohnausgaben von 67 233 M. in den 5 Jahren 1894 - 1898 auf 74 940 M. in den letzten Jahren 1907 - 1911 gestiegen.
Der Gesamtumsatz des Betriebes, Summe der Einnahmen und Ausgaben, hat in den letzten 18 Jahren von 340 924 M. im Betriebsjahre 1894/95 bis zu 481 126 M. im letzten Betriebsjahre 1911/12 geschwankt, er betrug im Durchschnitt der letzten 10 Jahre 401 802 M.
An seßhaften Arbeitern sind in dem Gute 36 Familien vorhanden. Die alte Art der Löhnung, hauptsächlich aus Naturalien bestehend, ist beibehalten. Die Leute sind beim Dreschen anteilig an der Ernte interessiert. Jede Familie hat eine Kuh, Schweine, Gänse und Hühner, einen großen, ertragreichen Garten mit Obstbäumen besetzt und Ackerland im Felde, dazu freien Arzt und freie Arznei.


Arbeiterwohnhaus in Gr.-Dratow

Die Wohnungen und Stallungen der Arbeiter sind massiv und geräumig, und seit dem Jahre 1884 alle neu und solide erbaut. Es ist daher auch wenig Wechsel - die Söhne dienen als Knechte und die Töchter als Mägde auf dem Hofe, heiraten später und bleiben auf dem Gute,
so daß viele Familien schon dreißig und vierzig Jahre hier wohnen. Der Seltenheit wegen sei erwähnt, daß die Vorfahren der Familie Hoffmann nachweislich bereits im 17. Jahrhundert auf dem Gute waren.
Zur Bewältigung der Sommerarbeiten genügen diese Arbeitskräfte aber nicht, es müssen noch etwa 50 - 60 Schnitter eingestellt werden, dazu auch noch vorübergehend hiesige fremde Arbeiter.
Erntefest und sonstige Tanzfestlichkeiten finden stets unter Beteiligung der Herrschaft statt. Eine Volksbücherei ist eingerichtet, auch gute Zeitungen werden den Leuten gehalten.

 


Spamersche Buchdruckerei in Leipzig


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