Zum Tode von Dr. Rudolf Jankowsky am 11. Juni 1941

 

 

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Kondolenzbrief eines Lehrers


"Wenn es meinem Vater in Pyrmont zu trubelig wurde, weil die Kur begonnen hatte, fuhr er nach Ostpreußen zu den Verwandten Steinleitner [Anmerkg.: Schwager Adolf und Schwester Auguste, geb. Jankowsky]. Er ging dort auf die Jagd und genoss ostpreußische Luft und Weite.
Damals hatte er mit seinem Schwager verabredet, dass er nach seinem Tode auf dem Friedhof, der zum Steinleitnerschen Gut "Neuhof" gehörte, beigesetzt werden dürfe.
Nach seinem Tod wurde seine Leiche eingeäschert und die Urne nach Neuhof bei Schillen Reg.-Bez. Gumbinnen in Ostpreußen überführt."
Brigitte Schaper, geb. Jankowsky

1992 fuhr ich mit Nachkommen Adolf Steinleitners nach Ostpreußen und auch nach Neuhof.
Natürlich suchten wir nach dem Friedhof, was uns mit Hilfe eines alten Messtischblattes gelang und durch Knochenreste im Acker auch bestätigt wurde.
Von dem früheren Friedhof war nichts mehr zu sehen, kein Baum, kein Grabstein, nichts. Nur Acker.
Knochen hochgepflügt, offen herumliegend. Wir haben sie in den Ruinen des Gutes zum zweiten Mal beigesetzt.

Da nicht der Körper, sondern die Asche meines Großvaters dort beigesetzt worden war, kann ich heute mit dem beruhigenden Gedanken leben, dass sie sich endlich und für immer mit seiner geliebten ostpreußischen Erde vermengt hatte.
Jost Schaper

 



Blick über den Acker mit dem ehemaligen Neuhöfer "Friedhof" auf den Platz, wo das Gut einmal stand. (1992)


Anhand einer alten Karte und dieser Knochen war der "Fried-
hof" bald lokalisiert. Mitten auf einem Acker. (1992)


Zwei Cousinen (links Eva und rechts Gisela) auf dem Friedhof, ca. 1935, im Vordergund die Grabstelle der Eltern Rudolfs, Carl und Anna Jankowsky

 

 

 

 

 

 

 

Ungefähr an dieser Stelle hat mein Großvater, Dr. Rudolf
Jankowsky, seine letzte Ruhe gefunden.

   

Kondolenzbrief vom 15.06.1941

Königsberg (Pr.) Seligenfeld, d. 15.6.41

Sehr geehrte gnädige Frau!

Zum Ableben Ihres Gatten erlaube ich mir,
Ihnen und Ihren Fräulein Töchtern
meine herzliche Teilnahme auszusprechen.
Ausgerüstet mit klarem, praktischem
Verstande war es dem nun mehr Verewigten
gegeben, Menschen u. Sachlagen genau
zu beurteilen u. die richtigen Maßnahmen
zu treffen. Aufrecht u. gerade in seinem
Wesen verschmähte er es Beifall zu hei-
schen oder gar krumme Wege zu gehen.
Seine Gerechtigkeit war über jeden Zwei-
fel erhaben. Seiner Meinung gab er
nicht nur nach unten, sondern auch nach
oben hin Ausdruck. Daneben hatte er
volles Verständnis für die Nöte u.
Wünsche der Lehrerschaft. Gar manchem
unter uns hat er durch klugen Rat
wertvolle Dienste geleistet. Darüber
hinaus ist er wiederholt mit der ihm
eigenen Energie für die Belange der
Lehrerschaft eingetreten.
So steht er vor mir als ein
Mensch mit klarem Kopf und war-
mem Herzen, dessen Abgang von der
Schule ich damals tief bedauert habe.
Ich hatte die Absicht, ihn zur Vollen-
dung seines 65. Lebensjahres (am 22.2. n.J.)
durch einen Glückwunsch zu er
freuen u. die entsprechende Notiz
im Terminkalender bereits gemacht.

 


Leider ist es dazu nicht mehr gekom-
men. Jederzeit werde ich ihn in ehren-
vollem Andenken behalten.

Er ruhe in Frieden!

Mit vorzüglicher Hochachtung

E. Dannenbaum

Hauptlehrer

Text übertragen von seiner Tochter Brigitte Schaper, am 06.10.2005.  

Kattoll, Ischdonat, Kallmeyer, Steinleitner, Schaper, Crawford, Schoening, Bausch, Feldhaus, Loseries , Elisabet Lemke,

 


Letzte Aktualisierung: 19.11.2005